Der Vorteil, wenn die Herausgeberin des Boten aus der Buckligen Welt gleichzeitig im Vorstand des SC Wiener Neustadt und des USC Sparkasse Kirchschlag ist? Spannende Fußball-Insider-Informationen, die wir gerne mit Ihnen teilen. Wir wünschen allen Spielern an dieser Stelle eine erholsame Winterpause! / Fotos (3): Akademie St. Pölten, (1) Schwarz 

Hinter den Kulissen von Blau-Weiß

von | Nov 22, 2018 | Archiv

Sebastian Schwarz begann seine Fußballkarriere beim USC Kirchschlag, Dominik Rehberger spielte als Kind in Aspang. Während die Stunden am Platz für viele Kinder und Jugendliche einfach ein unterhaltsames Hobby sind, geht es für die beiden um mehr. Für ihren Traum, eines Tages Profi-Fußballer zu werden, nehmen sie unzählige Trainingsstunden in Kauf und investieren sehr viel Zeit und Energie in ihre Leistung am Platz. Einige Schritte in Richtung Profi haben sie schon erfolgreich bewältigt. Wir sprachen mit den beiden Jugendlichen über ihren Fußball-Alltag in der Akademie in St. Pölten, über ihre Chancen und über ihre ambitionierten Ziele.

Nach dem LandesAusbildungsZentrum NÖ-Industrieviertel (LAZ) in Wiener Neustadt ging es für die beiden jungen Talente nach St. Pölten. Sebastian Schwarz (linker Flügel) besucht hier das Oberstufenrealgymnasium mit Leistungssport-Schwerpunkt, Dominik Rehberger (Tormann) die Handelsschule, ebenfalls mit Leistungssport-Schwerpunkt. Trainiert wird in der Fußballakademie St. Pölten. Diese wiederum rekrutiert ihre Spieler überwiegend aus den besten Talenten der heimischen Landesausbildungszentren. Wer es bis hierhin geschafft hat, ist schon einen großen Schritt weiter in Richtung Profi-Karriere. Die Jugendlichen werden auf die Anforderungen des Leistungsfußballs vorbereitet, und vor allem in den Bereichen Technik und Taktik geschult. Wie es ihnen dabei geht, haben die beiden Jung-Fußballer verraten.

Bote: Ihr habt eure Fußballkarriere in euren jeweiligen Regionalvereinen begonnen und seid schließlich im LAZ gelandet, wo wieder die Besten der Besten weitergekommen sind. Wie hat schließlich der Sprung in die Fußballakademie geklappt?

Dominik Rehberger: Wir sind von den Vertretern der Fußballakademie beobachtet und schließlich zum Probetraining eingeladen worden. Ein Jahr lang haben wir dann im LAZ und in der Akademie parallel gespielt. Dann haben wir bei den Bundesländer-Nachwuchsmeisterschaften mitgespielt, und nach dem letzten Jahr LAZ fand die Aufnahmeprüfung für die Akademie statt.

Bote: Der Sport ist dabei aber nicht alles. Wie wichtig ist die schulische Leistung?

Sebastian Schwarz: Unsere Zeugnisse sind in dieser Zeit auch wichtig gewesen und  immer wieder ist überprüft worden, ob wir auch in der Schule gut sind.

Bote: Ihr wurdet schon in jungen Jahren sehr genau beobachtet, und eure Leistungen wurden bewertet. Und ihr musstet euch von Anfang an von den Mitspielern abheben. Das klingt ziemlich anstrengend. Habt ihr euch nie gedacht, dass ihr doch lieber Fußball nur als Hobby betreiben wollt?

Schwarz: Das Ziel, einmal Profi zu werden, war mir immer alle Anstrengung wert.

Rehberger: Ich habe auch immer das Ziel, Profi-Fußballer zu werden, vor Augen gehabt. Jetzt stecken wir harte Arbeit in die Jahre unserer Ausbildung, damit wir das Ziel auch erreichen.

Bote: Wie kann man sich euren Schulalltag vorstellen?

Schwarz: Wir haben jeden Tag Training, manchmal auch zweimal am Tag. Vor oder auch zwischen den Unterrichtsstunden. Daher haben wir weniger Wochenstunden als in einer anderen Schule, sonst würde sich das nicht ausgehen. Deshalb dauert die Schule dann auch ein Jahr länger. Die Unterrichtsfächer sind aber ganz genauso wie in anderen Schulen.

Bote: Das heißt, euer Alltag besteht aus Training, Schule, Training und Spielen. Das klingt nach sehr harter Arbeit oder?

Rehberger: Ja, aber ohne diesen Einsatz geht es nicht, und schließlich macht es ja auch Spaß.

Bote: Wie unterscheidet sich nun die Akademie in St. Pölten vom LAZ in Wiener Neustadt?

Rehberger: Dadurch, dass wir in einem Internat sind, haben wir schnell lernen müssen, viel selbstständiger zu sein. Natürlich ist auch der Leistungsdruck höher, weil das Niveau immer höher wird.

Schwarz: Der Druck ist natürlich da, weil jeder in der Start-Elf der besten Spieler sein will, wenn wir am Wochenende Spiele haben. Der Kader besteht aus 23 Spielern, und nur die besten kommen da rein.

Bote: Ihr habt beide auch schon erste Erfahrungen im Jugend-Nationalteam sammeln können. Wie nah dran ist man dann schon an der Profi-Karriere?

Rehberger: Bis ganz zur Spitze wird es natürlich immer enger, ausgemachte Sache ist es aber noch lange nicht.

Schwarz: Wir haben gehört, dass es von den 23 Spielern aus dem Kader im Durchschnitt drei schaffen, tatsächlich Profi zu werden. Es kann also noch viel passieren.

Rehberger: Die Chance, Profi zu werden, ist noch immer recht gering, das geht nur mit Talent, harter Arbeit und wenn man immer alles gibt. Aber wir haben auf jeden Fall die ersten Schritte in die richtige Richtung gemacht. Noch ist aber die Profi-Karriere nicht fix, ein gewisses Risiko ist dabei.

Bote: Wie schaffen es die wenigen dann, entdeckt zu werden?

Schwarz: Bei jedem unserer Spiele sind Talent-Scouts aus dem In- und Ausland dabei. Auch der Nationalteam-Chef schaut immer zu.

Bote: Angenommen euer Traum vom Profi erfüllt sich. Wo würdet ihr nach der Schule am liebsten spielen?

Schwarz: Ich würde am liebsten nach England oder Deutschland gehen, weil meiner Meinung nach dort der beste Fußball gespielt wird. Mein Traum wäre es, beim FC Liverpool oder in Dortmund zu spielen.

Rehberger: England oder Deutschland wäre natürlich das Ziel. Und irgendwann im Österreichischen Nationalteam zu spielen. Aber natürlich hat auch die Österreichische Bundesliga sehr gute Spieler, aber die Aufmerksamkeit für Fußball ist in England oder Deutschland sehr viel größer. Ich habe keine Mannschaft, bei der ich sage, da würde ich unbedingt hinwollen. Die Liga selbst ist einfach für jeden Fußballer ein Traum, wenn man da spielen kann, egal welche Mannschaft

Bote: Wann war für euch klar, dass ihr ernsthaft Profi-Fußballer werden wollt?

Schwarz: Ich glaube die meisten jungen Burschen träumen einmal davon, Fußballer zu werden. Sobald man im LAZ spielt, wird einem aber immer mehr bewusst, was das eigentlich heißt. Von da an war bei mir klar, dass ich das unbedingt will. Das ist alle Anstrengungen wert. Am Anfang, bei den ersten Trainings, war ich noch extrem nervös, aber irgendwann wird das dann zum Alltag.

Rehberger: Dass ich einmal Profi werden will, habe ich erst relativ spät gewusst. Bei mir war es aber schon in meinem ersten Verein so, wenn ich gespielt habe, wollte ich immer der Beste sein und war von Anfang an sehr ehrgeizig. Sobald ich dann in die Bucklige-Welt-Auswahl eingeladen wurde und später im LAZ gespielt habe, war mir klar, dass ich weiterkommen will.

Bote: Warum wolltest du ausgerechnet Tormann sein?

Rehberger: Das war mehr Zufall. Ich war davor Feldspieler in der U9, und als unser Tormann einmal ausgefallen ist, war ich der Einzige, der sich gemeldet hat, den Posten zu übernehmen. Da habe ich sofort gemerkt, dass das meines ist. Man trägt am Spielfeld als Tormann eine gewisse Verantwortung. Man kann für den Sieg, aber auch für die Niederlage verantwortlich sein.

Bote: Habt ihr Fußball-Vorbilder?

Rehberger: Ich sehe alle als Vorbilder, die es geschafft haben und die sich bei den Spielen voll reinhängen. Vor allem, weil ich jetzt weiß, wie schwer es ist, wirklich Profi zu werden und wie viel Arbeit dahintersteckt. Jeder Spieler, der auf einem gewissen Level spielt, ist ein Vorbild.

Bote: Wie groß ist der Konkurrenzdruck bei euch untereinander, in den Klassen?

Schwarz: Es ist eine Mischung aus Konkurrenzkampf und Zusammenhalt. Wir geben alle unser Bestes, aber wir sind trotzdem Freunde und arbeiten alle an demselben Ziel. Wir sind ein Team und spielen alle gemeinsam um den Titel. Einer allein kann es nicht schaffen.

Bote: Welchen Rat habt ihr für junge Spieler, die auch davon träumen, eines Tages Profi zu werden?

Schwarz: Immer dranbleiben, immer alles geben und immer an sich selbst glauben. Und wenn jemand sagt, dass man es nicht schaffen kann, genau das als Motivation nehmen, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Rehberger: Talent ist die Eintrittskarte, aber was man dann daraus macht, liegt an jedem selbst. Da steckt viel harte Arbeit dahinter. Und an sich selber glauben, dann kann es auch klappen.

Sebastian Schwarz

Dominik Rehberger