Ein Bild der Triumph-Weihnachtsfeier aus dem privaten Fotoalbum von Helga Rathmanner aus Wiesmath. Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Fotos.

Bevor das letzte Triumph-Werk in Aspang schloss, war der Wäschehersteller ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Welchen Einfluss die Firma Triumph auf das Leben und die Arbeit in der Buckligen Welt und dem Wechselland hatte, wurde im Rahmen einer Studie der Universität Wien untersucht (der „Bote“ berichtete in den letzten beiden Ausgaben). Dabei spielten auch die Weihnachtstraditionen eine wichtige Rolle.

An drei Standorten, in Aspang, Kirchschlag und Wiesmath, war plötzlich die Arbeitskraft der Frauen gefragt. Ein eigenes Einkommen, mehr Unabhängigkeit, aber auch die Doppel- und Dreifachbelastung waren Themen, die die Region bewegt haben. Brigitta
Schmidt-Lauber und Peter Becker von der Universität Wien haben in ihrem Forschungsprojekt über die Firma Triumph mit vielen ehemaligen Näherinnen gesprochen und so einen Eindruck bekommen, wie stark die Arbeit in der Unterwäsche-Fabrik das Leben in der Region beeinflusst hat. Ein eigenes Kapitel widmet sich dabei dem Thema Weihnachten.

„Es woa wunderboa“

Vor Weihnachten tauchte Direktor Längle in allen Nähfilialen auf. Frau Weidinger, die Werksleiterin aus Wiesmath, hat die Meinung von vielen Frauen zum Ausdruck gebracht: „es woa a wunderboa, wonn der Direktor Längle am letzten Tog kumma is und hot sie bedonkt für die Zusammenoabeit. Des hot er immer g’mocht. […] Oiso, der woa […] die Seele von dem.“
Rechtzeitig zum letzten Arbeitstag vor der zweiwöchigen Weihnachtspause verteilte die Zentrale in Wiener Neustadt Weihnachtsgeschenke an die Belegschaft. Es waren kleine Geschenke, die von der Ehefrau des Direktors ausgesucht wurden. Sie hatten daher eine persönliche Note und sollten dadurch auch einen zusätzlichen Wert für die Mitarbeiterinnen erhalten.
Für die Weihnachtsfeiern in den Filialen ging die Belegschaft in eines der örtlichen Gasthäuser, wo Direktor Längle durchaus mit seinem Chauffeur und seinem Stellvertreter auftauchen konnte. Längle verstand es, mit den Frauen zu feiern. In Kirchschlag fuhr er mit einer kleinen Gruppe vom Gasthaus Pührer noch weiter. Das ganze endete mit einer Eierspeis in einem Landgasthaus, die man gemeinsam aus einer Pfanne gegessen hat.
Später änderten sich diese Traditionen aufgrund von Einsparungsmaßnahmen. Anstelle der persönlich gehaltenen Geschenke von Längle gab es schließlich Gutscheine für den Einkauf in der Firma selbst. Ein Umstand, der von den Näherinnen auch durchaus kritisch gesehen wurde. Anstatt der Weihnachtsfeier tourte die Firmenleitung mit einem Lkw von Standort zu Standort und schenkte Punsch aus.
Das gesamte Ergebnis der Studie soll im Rahmen eines Leader-Projekts 2020 in Buchform erscheinen.