von Roman Josef Schwendt / Foto: Seidl

Krea­ti­ve Men­schen sind nicht zwin­gend Künst­ler, Künst­ler nicht zwin­gend krea­tiv. So kann ein, sagen wir, Tisch­ler auch extrem krea­tiv sein, ohne dass er als Künst­ler dar­ge­stellt wird. Und es gibt Künst­ler, deren Auf­ga­be es ist, das Hand­werk ihres Instru­men­tes aus­zu­üben (zB. in einem Orches­ter oder in einer Band). In die­sem Fall ist der Musi­ker mehr Hand­wer­ker als Krea­ti­ver, da er auf­ge­schrie­be­nes Noten­ma­te­ri­al wie­der­gibt und sich dadurch nur sehr begrenzt krea­tiv aus­to­ben kann. Wor­auf ich hin­aus­will: Krea­ti­vi­tät ist über­all ver­steckt, nicht nur zwin­gend in Kunst und Kul­tur. Eine Köchin kann krea­tiv sein, Päd­ago­gen, Sport­ler, Eltern.

Krea­ti­vi­tät ist nichts, was man hat oder nicht hat oder was an eine bestimm­te Berufs­grup­pe gebun­den ist – sie ist etwas, was man üben und (wie­der) erler­nen kann. Krea­ti­ve Pro­zes­se sind ein Pro­dukt eines wachen Geis­tes, der die Gabe hat, Din­ge neu zu gestal­ten oder anders zu ord­nen als objek­tiv betrach­tet vor­ge­se­hen. Erwach­se­ne sind oft krea­ti­ver, als sie den­ken, wenn sie es sich zutrauen.

Krea­ti­vi­tät kann man auch mit Lösungs­ori­en­tiert­heit ver­glei­chen. Wenn ich eine Lösung für ein Pro­blem suche, muss ich krea­tiv wer­den. Die bes­ten Erfin­dun­gen sind wohl durch krea­ti­ve Wis­sen­schaft­ler ent­stan­den.
Es gibt unzäh­li­ge Stu­di­en, die bestä­ti­gen, dass Kunst­un­ter­richt (Musik, dar­stel­len­de Kunst, bil­den­de Kunst) wahn­sin­nig gut für das Gehirn ist, wes­halb ich für mehr Kunst in der Schu­le plä­die­re.
Kin­der sind von Haus aus krea­tiv — neh­men wir ihnen die­se Gabe nicht weg, för­dern wir sie!

Herz­lichst,
Roman Josef Schwendt
brief@​romanjosefschwendt.​com