Am Versuchsfeld werden verschiedene Gräsermischungen angebaut und ihre Stressresistenz bei Trockenheit überprüft. Fachlehrer Günther Kodym ist Experte für Gräser an der LFS Warth und zeigt seinen Schülern, worauf es beim klimafitten Grünland ankommt
Fotos: Rehberger (4)

Wie sich der Klimawandel auf die Region Bucklige Welt-Wechselland auswirkt und mit welchen Strategien darauf reagiert wird. Mit fachlichen Inputs und praktischen Beispielen aus der LFS Warth und der KEM/KLAR! Bucklige Welt-Wechselland

Der Klimawandel bringt nicht nur vermehrt Starkregenereignisse, sondern auch längere Trocken- bzw. Dürreperioden mit sich. Wie man das Grünland als Kulturlandschaft und Futterquelle erhalten kann, wird an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Warth erforscht. Dabei zeigt sich: Es sind oft einfache Maßnahmen, die einen großen Effekt haben.

Bei der Buckligen Welt denkt man an sanfte Hügel und grüne Landschaften. Doch damit dieses Grün erhalten bleibt und gerade in den trockenen Sommermonaten nicht zur graubraunen Steppe verkommt, herrscht Handlungsbedarf. Nicht nur weil es landschaftlich schön ist, sondern weil eben dieses Grünland Lebensraum und Futterquelle für viele Tiere ist – nicht nur, aber vor allem in der Landwirtschaft. „Die Veränderung unseres Klimas hin zu milderen, aber feuchteren Wintern und früher beginnenden und heißeren Sommern mit langen Trockenphasen und Starkregenereignissen bereitet unserem Grünland Stress.   Die meisten unserer Kulturgräser haben seichtliegende Feinwurzeln und lieben Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Anhaltende Hitzeperioden trocknen die obersten Bodenschichten aus und verunmöglichen so die Nährstoff- und auch eine ausreichende Wasseraufnahme. Dabei wäre gerade das Wasser wichtig, um die Pflanzen im Zuge der Verdunstung über die Blätter zu kühlen. Die schwächelnden Bestände dünnen aus, es entstehen Lücken, die von Unkräutern besiedelt werden oder, noch schlimmer: Sie bleiben trockene Lücken, die von der Sonne aufgeheizt werden – ein unwirtlicher Ort für neue Pflanzen“, erklärt Grünlandexperte Günther Kodym von der LFS Warth.

Gesundes Grünland als Existenzgrundlage

Die Folge: Es wird für Landwirte immer schwieriger, ausreichend Futter für ihr Vieh zu produzieren. Insbesondere in den Hanglagen der Buckligen Welt sind diese trockenen Böden ein Problem, wenn es zu Starkregen kommt. Der Boden kann das Wasser nicht so schnell aufnehmen, ähnlich einem ausgetrockneten Schwamm, der zunächst auch wie ein Stück Holz auf dem Wasser schwimmen würde.

An der LFS Warth forscht man bereits seit Jahren an Möglichkeiten, wie man diesen Stress für die heimischen Grasflächen mildern bzw. wie man eine Versorgungssicherheit und Planbarkeit beim Ertrag sicherstellen kann. Dabei werden drei vielversprechende Ansätze verfolgt.

Forschung für saftige Wiesen

Zum einen wird schon bei der Aussaat darauf geachtet, welche Saatmischungen mit den klimatischen und topografischen Bedingungen in der Buckligen Welt optimal zurechtkommen. Getestet werden trockenheitstolerantere Mischungen. „Wir setzen auf den verstärkten Anbau von tiefwurzelnden Ackerfutterbaumischungen, etwa Luzerne und Rotklee, die sich Wasser aus tieferen Bodenschichten holen und somit trockenheitstoleranter sind“, so Kodym. Am Freigelände der LFS findet aktuell ein Parzellenversuch statt. Dabei werden nebeneinander Versuchsfelder mit verschiedenen Ackerfutterbaumischungen bepflanzt und das Ergebnis bzw. der Ertrag dokumentiert.

Zusätzlich wird untersucht, wie Spitzwegerich, Wegwarte, Wilde Möhre und Co. einen Beitrag zum Erhalt des Grünlands leisten können. „Dieser Versuch beschäftigt sich mit dem Anbau von kräuterartigen Mischungspartnern, die den Boden tiefer durchwurzeln, Hitze besser vertragen, in Trockenzeiten länger wüchsig bleiben oder eben auch noch Ertrag bringen, wenn es sehr trocken ist. Außerdem halten sie den Boden offen, damit Wasser auch schneller infiltrieren kann“, erklärt der Experte.

Sicker-Nachhilfe

Der dritte Forschungsschwerpunkt befasst sich mit den Böden selbst, also mit der Verbesserung des Wasserinfiltrationsvermögens. Das heißt: Versuche, den Boden mit mechanischen Verfahren durchlässiger zu machen. Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach, wenn man das passende Gerät dafür hat. An der LFS verwendet man dazu einen sogenannten „Schlitzer“, der etwa im Sportbereich für die Rasenpflege schon lange zum Einsatz kommt. Im Grünland, insbesondere dort, wo Weidevieh den Boden noch zusätzlich verdichtet, hilft der Einsatz dieser „Schlitzer“ dabei, den Boden offen zu halten, damit dieser Niederschläge effizient und rasch aufnehmen kann. „Darüber hinaus verbessert die verstärkte Belüftung der oberen Bodenschichten das Wurzelwachstum und sorgt für eine Aktivierung der Mikrobenaktivität“, so Kodym. 

Alle diese Versuche an der Fachschule haben das Ziel, die Erträge sowie die Futterqualität auch in Zeiten des Klimawandels sicherzustellen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die einzigartige grüne Natur- und Kulturlandschaft der Buckligen Welt erhalten bleibt.