Blick auf Aspang 1949 / Fotos: Nostalgia Aspang (4)
In unserer Serie zum heurigen Gedenkjahr 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt sehen wir uns an, wie diese Zeit in der Region in Erinnerung geblieben ist. In der aktuellen Ausgabe widmen wir uns Aspang und Umgebung.
Wir schreiben das Jahr 1945. Rund um Ostern näherte sich die Sowjetarmee der österreichischen Grenze über kleinere Einfallstore, also etwa auch über die Rosalia und das Weiße Kreuz bei Krumbach (der „Bote“ berichtete im April). Über die Zöbernerstraße erreichte die russische Armee Aspang und traf zunächst auf eine leere Ortschaft, denn die Menschen versteckten sich in den umliegenden Bergen, Bauernhöfen und Wäldern. Denn was auf die Bewohner zukommt, war schon im Vorfeld deutlich zu spüren. Ab Ende März 1945 zogen Kolonnen ungarischer Kriegsgefangener Richtung Gloggnitz, rund um die Uhr kamen Flüchtlinge und Militärs zu Fuß, mit Autos oder Pferdegespannen durch das Pittental. Viele von ihnen machten auch in Aspang Rast und schliefen teilweise gleich am Straßenrand. Und das, was die Bevölkerung aus deren Berichten aufschnappte, sorgte für Angst und Verunsicherung. Gleichzeitig wurden strategische Ziele wie die Aspangbahn aus der Luft angegriffen.
Alltag stellt sich ein
Am 1. April wurde Aspang Markt schließlich kampflos von den Russen eingenommen und am Hauptplatz wurden eine Kommandatur inklusive USIA-Betrieb, wo man günstiger einkaufen konnte, eingerichtet sowie zunächst ein kommunistischer Bürgermeister installiert. Die Kampfhandlungen verlagerten sich indes weiter Richtung Kirchberg und St. Corona, da sich im Gebiet des Hochwechsels SS-Truppen verschanzt hatten.
Recht schnell stellte sich in Aspang wieder der Alltag ein – wenn auch mit sichtbaren Veränderungen. So wurden beispielsweise Nazis für Säuberungsarbeiten eingeteilt, am oberen Ortsende ein Stalin-Denkmal errichtet und die russischen Wachposten absolvierten Schießübungen am Sportplatz. Sämtliche Hotels in der Gemeinde waren leer, die Russen quartierten sich am Marienplatz im Hotel Schwarzer Adler ein.
Mit dem Ende der Kampfhandlungen wurde auch der Zugverkehr wieder aufgenommen, wobei jeder Zug kontrolliert wurde. Man wollte verhindern, dass sich Hausierer aus Wien, wo große Lebensmittelknappheit herrschte, in Aspang aufhielten.
Ende der Besatzung
Während das tägliche Leben wieder seinen (beinahe) gewohnten Lauf nahm, wurden in der Bundespolitik die Weichen für Österreichs Zukunft gestellt. Karl Renner wurde mit der Gründung einer provisorischen Regierung betraut und bereits im November 1945 fanden Wahlen statt. Franz Trimmel, der sich seit vielen Jahren mit den historischen Ereignissen rund um Aspang beschäftigt und viele Informationen dieser Zeit in Notizbüchern der Sicherheitswache gefunden hat, erinnert sich selbst noch an die Zeit 1955, als Österreich wieder unabhängig wurde. „Rund um die Tage der Unterzeichnung des Staatsvertrags war ich in der Hauptschule und wir waren alle um das Radio versammelt, als in Wien eine große Versammlung stattfand. Der Reporter erwähnte dabei den Namen Trimmel (Anm.: der spätere Unterrichtsminister Heinrich Trimmel) und meine Mitschüler meinten zu mir: „Schnell, du musst dorthin, die wollen was von dir.“
Am 30. Juli 1955 wurde schließlich der Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs unterzeichnet. Zwei Wochen darauf verließ der letzte Russe die Gemeinde Aspang.
Das Freibad in der Badeau