Christa Dolezal und Peter Halpern mit der vierbeinigen „Chefin“, KIM-Maskottchen Viva vor ihrem geschichtsträchtigen Haus in Mönichkirchen, das immer öfter den Vorzug vor der Wohnung in Wien bekommt / Foto: Rehberger

Gut versteckt und trotzdem mitten im Geschehen befindet sich in Mönichkirchen ein Holzhaus, das schon so manches erlebt und illustre Gäste beherbergt hat. Heute wird das Haus von Christa Dolezal und Peter Halpern bewohnt und dient als Vereinssitz der KulturInitiative Mönichkirchen. Und hier entstand auch die Vision einer Gedenkregion.

In unmittelbarer Nähe zur Talstation des Sessellifts in Mönichkirchen, etwas versteckt am Waldrand, befindet sich ein Holzhaus. Ein Paradies für Hundedame Viva, die gleichzeitig Maskottchen der Kultur-Initiative Mönichkirchen und der Grund für Peter Halpern ist, seine Aufenthalte in Mönichkirchen gerne zu verlängern. Und damit ist er wohl nicht der erste Bewohner dieses Hauses, dem es so ergangen ist. Im Jahr 1919 wurde der Bau von der jüdischen Familie Steiner in Auftrag gegeben. Lilly Steiner war Künstlerin und Malerin und gemeinsam mit ihrem Mann verbrachte sie nicht nur Zeit in Mönichkirchen, sondern sie ließen dem Architekten Adolf Loos, mit dem die Steiners befreundet waren (Loos fungierte auch als ihr Trauzeuge) eine Villa im 13. Bezirk errichten, die bis heute als ein Schlüsselbau der Moderne gilt. 

Berühmter Gast

Es liegt also nahe, dass sich seine Ideen auch in dem nur wenige Jahre später errichteten Haus in Mönichkirchen wiederfinden. Gesichert ist, dass Adolf Loos zumindest einmal zu Gast bei Familie Steiner in Mönichkirchen war, wie ein Foto, das sich heute in der Albertina befindet, belegt. Die jüdische Grafikerin und Malerin Lilly Steiner hat zumindest zwei Motive von Mönichkirchen gezeichnet: das Haus und den Friedhof der Gemeinde. Drucke davon befinden sich heute in ebenjenem Haus, das im Jahr 1949 von Peter Halperns Großvater Hans Hausner erworben wurde. „Ich erinnere mich, dass ich schon als Kind immer wieder in Mönichkirchen war, mein Großvater bereits ab dem Jahr 1910 zum Skifahren und auch meine Mutter hat hier schon als Kind viele Urlaube verbracht.“ Für Peter Halpern zieht sich die Nutzung des Hauses, die gleichzeitig eine Geschichte der jüdischen Erinnerung und der Kultur ist, wie ein roter Faden durch die letzten über hundert Jahre. „Die Familie Steiner war eine jüdische Familie, mein Vater war Jude, meine Mutter hatte durch ihre Großmutter einen jüdischen Hintergrund und ich selbst bin auch Jude.“ 

Mit Lilly Steiner sind Kunst und Kultur in das Holzhaus eingezogen und seit letztem Jahr befindet sich hier der Vereinssitz der KulturInitiative Mönichkirchen, die von Christa Dolezal und Peter Halpern mit viel Engagement geführt wird.

Gedenken und Kultur: Der Kreis schließt sich

Als Historiker Johann Hagenhofer mit einem Team von (Hobby-)Historikern in der Region Bucklige Welt-Wechselland die Geschichte der jüdischen Bevölkerung vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg systematisch erforschte, war Peter Halpern fasziniert und das Buch „Eine versunkene Welt“ die Initialzündung für seine Vision: eine Gedenkregion zu schaffen. „Bei der Präsentation des Buchs ist gesagt worden: Das Schlimmste wäre, wenn man so täte, als ob diese jüdischen Familien nie da gewesen wären. Das wäre wie eine doppelte Ermordung.“ Ausgehend von diesem Projekt will er daher Raum für Gedenken schaffen – was nicht immer so einfach ist, wie er anhand seiner eigenen Gemeinde weiß. Bereits 2020 wurde eine eigene Arbeitsgruppe per Gemeinderatsbeschluss mit der Erstellung eines Gesamtkonzepts „Erinnerungsort jüdisches Leben“ beauftragt. Eine Gedenkstelle für Mönichkirchen zur Erinnerung an die drei Mönichkirchner Shoah-Opfer wurde bis heute nicht errichtet, weil man sich bezüglich der Ausgestaltung nicht einigen konnte (der „Bote“ berichtete). „Mein Ziel ist es, dass man etwas gemeinsam macht, in der Gemeinde und in der Region“, so Halpern. Als Gründer der KulturInitiative Mönichkirchen engagiert er sich daher umso mehr im kulturellen Bereich und nutzt dazu auch seine Kontakte, etwa zu Timna Brauer, die mit ihrem Vater Arik Brauer oft im Wechselgebiet unterwegs war. Die Sängerin konnte bereits bei der ersten KIM-Veranstaltungen begrüßt werden. „Wir haben viele neue Ideen, die Lust auf Kultur machen sollen und die wir mit unserem gemeinnützigen Verein umsetzen wollen. Und so schließt sich der Kreis, denn Lilly Steiner als Malerin brachte die Kunst in dieses Haus, und wir wollen mit der KIM und unseren Aktivitäten rund um jüdische Erinnerung und Kunst dieses Erbe weitertragen“, so Halpern.

Alle Infos und Veranstaltungen  (etwa „Derwisch erzählt“ am 11. Oktober) unter www.ki-m.at