Noch im höchsten Alter ging sie mit dem Urenkerl gerne schaukeln: Martha Waidhofer, die bisher älteste Kirchbergerin (1925–2025)
Fotos: Schwendt, Faustenhammer

Martha Waidhofer ist das Paradebeispiel einer „Botin“, denn sie hat sich Zeit ihres Lebens engagiert und für andere eingesetzt – immer im Hintergrund und ohne Wirbel um die eigene Person zu machen. Vor wenigen Wochen ist die bis dahin älteste Kirchbergerin in ihrem 100. Lebensjahr, nur zwei Monate vor ihrem Geburtstag, verstorben.

Wer zwischen 1982 und 2014 in Kirchberg am Wechsel geboren ist, der hat wahrscheinlich ein Stück von Martha Waidhofer in seinem Besitz. In dieser Zeit hat sie für alle Neugeborenen der Gemeinde Patscherl gestrickt – rund 1.000 sind dabei entstanden. Das soziale Engagement war aber auch darüber hinaus fixer Bestandteil ihres Lebens. So hat sie mit einigen Helferinnen 1.700 Decken aus Wollresten gestrickt und diese Bedürftigen über diverse karitative Einrichtungen zukommen lassen. Als Mitbegründerin der Katholischen Frauenbewegung war sie an unzähligen Initiativen und Veranstaltungen beteiligt und war 76 Jahre Teil des Kirchenchors. Ihr vielfältiges Engagement hat sie dabei nie in den Vordergrund gestellt, sie war einfach immer da und hat geholfen, wo Hilfe benötigt wurde, bis ins höchste Alter. Und das neben ihrer großen Familie. 

Martha Waidhofer wurde als jüngstes von vier Kindern in Thernberg geboren und erlebte als Schulkind den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Jahr 1954 heiratete sie Richard Waidhofer, Gemeindesekretär und Standesbeamter in Kirchberg, und mit der Geburt der ältesten Tochter bauten die beiden das Haus in Kirchberg, in dem sie bis an ihr Lebensende wohnte. 42 Jahre lang war sie – bis zum Tod ihres Mannes 1996 – glücklich verheiratet und zog sechs Kinder groß. Als Oma von zwölf Enkerl und Uroma von 13 Urenkerl war in der Familie immer etwas los. 

Ihr Rezept für ein langes, gesundes und glückliches Leben: regelmäßige Bewegung (bis zum Alter von 85 war sie etwa täglich am Heimtrainer), alles mit Maß und Ziel, Dankbarkeit, lebenslanges Lernen, die Schönheit in den kleinen Dingen zu sehen sowie Lebensfreude und Humor. Also genau das, was ohnehin jeder weiß. Der Unterschied: Martha Waidhofer hat es auch wirklich gelebt. Rund zwei Monate vor ihrem 100. Geburtstag ist sie im Kreis ihrer Familie friedlich eingeschlafen.