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Viele Kunstschaffende, vor allem auch die, die damit Geld verdienen wollen, sind oft laut. Dazu zähle ich mich selbst auch. Um gesehen oder gehört zu werden, muss man halt ein bisserl einen Wirbel machen. Oder? Es gibt aber auch die, die das nur zum Selbstzweck machen. Nur für sich. Ist die Kunst dann weniger wert oder weniger erfolgreich? Nein.

Ein Kunstwerk (bildnerisch, musikalisch, textlich, gestrickt, gekocht oder gebaut) ist erfolgreich, sobald es „fertig“gestellt ist. Sobald es einem „gelungen“ ist, es auf die Welt zu bringen. Ob es nur ein Mensch sieht oder ob es eine Million Menschen sehen, ist irrelevant. Echte Kunst steht nur für sich selbst, ohne gerechtfertigt werden zu müssen. Ich finde ja auch Kunstkritiker absolut überbewertet, um nicht zu sagen: überflüssig. Niemand kann und darf ein Kunstwerk bewerten. Man kann sich seine eigene Meinung dazu bilden, natürlich. Es kann einem gefallen oder nicht, man kann es es abstoßend oder anziehend finden, aber bewerten und es gut oder schlecht finden, kann allein der Künstler bzw. die Künstlerin. Dann lautet die Frage: Wann ist es fertig und wann ist es gut? Ab hier wird es philosophisch. Erstens: Man kann sich fragen, warum „besser“ machen, wenn es schon „gut“ ist? Wir sind ja oft getrieben von Perfektionismus und Optimierung. Es könnte auch sein, dass man den eigenen Qualitätsanspruch als Vorwand nimmt, um es eben nicht fertigzustellen. Dabei steckt in unserer Sprache sehr oft schon die Lösung drin: „Lassen wir es gut sein!“ Das genügt. Zweitens: Das Kunstwerk ist nicht dann vollendet, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. In diesem Sinne: „Frohes (Er-)Schaffen!“

Herzlichst, Roman Josef Schwendt
brief@romanjosefschwendt.com