„Die gaunze Wöd ist voller Deppen, die an regiern, die andern rappen“, lautet die erste Zeile eines meiner Lieder. Wir kennen das alle: das Gefühl, der oder die einzige Normale zu sein. Und just in diesem Moment ploppt die Frage in meinem sehr durchwachsenen Gehirn auf: Was ist eigentlich normal? Will man das überhaupt? Die Norm ist etwas, was alles und jeden auf ein gleiches „Maß“ zusammenstutzt. Ein Leitfaden oder ein Rahmen, an den man sich halten soll, um möglichst wenig aufzufallen. Bitte, wer will das? Sind es nicht die Vielfalt und die Individualität, die das Leben spannend machen? Die Welt ist unglaublich widersprüchlich. Ein Beispiel aus der Musikwelt: Man soll neu, spannend und innovativ sein, gleichzeitig aber klingen wie das, was es schon gibt, weil man dann bessere Chancen hat. Hören die sich eigentlich selber zu? Also die, die da anschaffen? Anderes Beispiel: Alle reden von Globalisierung, Wirtschaft und Kultur wachsen zusammen und werden immer „gleicher“ – aber was passiert wirklich? Mehr Nationalismus. Oder: Jeder hat ein Smartphone und ist „frei“, immer und überall alles zu tun – und was passiert? Überwachung. Letztes Beispiel: Gesunde Ernährung ist in aller Munde, aber die Lebensmittelindustrie vermarktet weiterhin Schund. Es geht in der Welt halt ziemlich rund, weshalb ich mir die Frage mit den „Deppen“ oft stelle. Dann spricht man mit anderen und denkt sich: „He, so dumm sind die ja gar nicht!“ Und jetzt Hand aufs Herz, das ist jedem schon mal passiert. Und jetzt Hand auf den Kopf: „Ah ja!“ 

Meine Erkenntnis lässt sich in einem Gedicht zusammenfassen: 

Die Wöd is gaunz afoch, 
so schwa is des ned: 
Die Menschen san super, 
nur d’Leit san hoit bled. 

Herzlichst.
Roman Josef Schwendt
brief@romanjosefschwendt.com