Fotos: Schwendenwein (2)
In unserer Serie zum heurigen Gedenkjahr 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt sehen wir uns an, wie diese Zeit in der Region in Erinnerung geblieben ist. In der aktuellen Ausgabe widmen wir uns den Gedenkstätten in Bad Erlach.
Der Friedhof rund um die Bad Erlacher Ulrichskirche lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückdatieren. Dennoch besaß Bad Erlach bis 1945 keinen eigenen Friedhof. Damals starben jedoch am 31. März und am 1. April 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bei den letzten Kämpfen im Bad Erlacher Gemeindegebiet 50 Menschen. Aufgrund des fehlenden Friedhofs wurden sie notdürftig im Ulrichswald bestattet. Die sowjetische Kommandantur befahl allerdings die Exhumierung gefallener Sowjetsoldaten und die Errichtung einer eigenen Grabstätte für sie. Bereits am 30. August des Jahres 1945 wurden sie an der Stelle des heutigen Denkmals beigesetzt. Die Gefallenen der Wehrmacht hingegen fanden ein Jahr später an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmals ihre Grabstätte.
Aus allen Regionen der Sowjetunion
Inzwischen weiß man auch Näheres zu den insgesamt 34 Soldaten der Roten Armee, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Öffnung russischer Archive hat dies vor knapp 15 Jahren ermöglicht. Die Soldaten waren demnach zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 18 und 24 Jahre alt. Ihre Namen lassen auch darauf schließen, dass einige von Ihnen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine stammten. Dies liegt vor allem daran, dass die Zusammensetzung damaliger sowjetischer Truppen sehr gemischt war. Nach Einschätzung des Historikers Markus Reisner waren ungefähr 15 bis 20 Prozent der Soldaten, die für den Vormarsch auf Wien eingesetzt wurden, ukrainischer Abstammung. „Die Truppen wurden aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen zusammengesetzt“, erklärt Reisner.
Insgesamt sei das Sowjet-Denkmal im Kontext seiner Zeit zu betrachten. Heute würde kaum jemand die Rolle Frankreichs oder Großbritanniens in der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus infrage stellen. Die Bewertung der Handlungen Russlands in der Gegenwart sollte man daher getrennt von der historischen Auseinandersetzung betrachten. „Im Krieg gibt es keine Gewinner“, ist für Bürgermeisterin Bärbel Stockinger die Lehre, die das Sowjet-Denkmal in Bad Erlach vermittelt.