Die Waldwirtschaftslehrer Jürgen Mück und Karl Lobner von der LFS Warth sind mit ihren Schülern regelmäßig im Schulwald unterwegs, um zu überprüfen, wie sich die Versuchsbäume im Rahmen des Forschungsprojekts „Wald der Zukunft mit klimafitten Baumarten“ so machen. Beobachtet wird aber auch die natürliche Verjüngung des Waldes, wobei nicht alles bleiben darf – abgesehen von so manchen hohlen Stämmen, da sie den perfekten Lebensraum für so manche Waldbewohner bieten. / Fotos: Rehberger (4)

Wie sich der Klimawandel auf die Region Bucklige Welt-Wechselland auswirkt und mit welchen Strategien darauf reagiert wird. Mit fachlichen Inputs und praktischen Beispielen aus der LFS Warth und der KEM/KLAR! Bucklige Welt-Wechselland

In unserer Serie Bucklige Welt klima:fit schauen wir uns positive Beispiele in Sachen Klimawandel-Anpassung an. Weite Teile der Buckligen Welt und des Wechsellands bestehen aus Wald. Wie dieser besser mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen kann bzw. welche Strategien funktionieren könnten, sieht man sich im Rahmen eines Forschungsprojekts an der LFS Warth genauer an.

In Österreich gibt es etwa 65 heimische Baumarten, was relativ wenig ist. Im Vergleich dazu sind es in den USA oder Asien rund 200 Arten. Einst waren es auch in Europa mehr, allerdings sind hierzulande sehr viele während der letzten Eiszeit ausgestorben. Und den noch vorhandenen Arten macht nun auch noch vielfach der Klimawandel zu schaffen. Die Waldwirtschaft befindet sich derzeit also in einem massiven Wandel und wie dieser gelingen kann, sehen sich die Lehrer und Schüler an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Warth in ihrem Forschungswald an. „Der Trockenstress für die Bäume ist so extrem wie noch nie und infolgedessen haben auch Schädlinge wie der Borkenkäfer bei den ohnehin schon geschwächten Bäumen, etwa in einer Fichten-Monokultur, leichtes Spiel. Je mehr Käfer es gibt, desto höher ist die Gefahr, dass sie auch gesunde Bäume befallen“, erklärt Waldwirtschaftslehrer Karl Lobner. Hinzu komme, dass heimische „Klassiker“ wie Kiefer oder Esche vor allem durch die Trockenheit mit Mistel- oder Pilzbefall zu kämpfen haben.

Die Mischung macht’s

Dass die Lösung darin besteht, von Monokulturen weg- und zu klimaresistenteren Mischwäldern hinzukommen, liegt mittlerweile auf der Hand. Die Frage ist nur: Welche Mischung ist die richtige? Denn der Wald ist nicht nur oberster Klimaschützer, Erholungs- und Naturraum sowie Lebensraum für unzählige Tierarten, sondern eben auch ein Wirtschaftsfaktor. Es braucht also gesunde Wälder, die gleichzeitig auch ertragreich sind. Welche Baumarten sind dafür am besten geeignet? Antworten darauf sucht man an der LFS Warth mit dem Projekt „Wald der Zukunft mit klimafitten Baumarten“, mit dem man erforschen will, welche Bäume künftig im Wald eine besondere Rolle spielen können.

„Beim Projekt ‚Wald der Zukunft mit klimafitten Baumarten‘ greifen wir neben heimischen Gehölzen wie Tanne, Lärche und Eiche auch ganz bewusst auf hierzulande nicht beheimatete Baumarten zurück. Daher werden im Schulwald der Fachschule Warth rund 30 Baumarten gepflanzt, die bislang in Österreich nicht heimisch sind. Mit der Douglasie und der Roteiche hat man bereits gute Erfahrungen gemacht. Aber wie steht es mit Zedern, Zypressen, Zürgelbäumen, Baumhasel und Tulpenbäumen? Dafür ist viel Grundlagenforschung notwendig“, erklärt Waldwirtschaftslehrer Jürgen Mück. 

Entlang des Lehrpfads im Schulwald wurden die Versuchsbäume gepflanzt. Und bei einem Rundgang sieht man nicht nur, wie sich diese in den bisherigen Wald einfügen, sondern auch, wie sich dieser selbst auf die geänderten Klimaverhältnisse einstellt. „Wärmeliebende Baumarten wie Linde oder Walnuss kommen von ganz alleine. Es ist spannend zu beobachten, was alles wächst, wenn man dem Wald bei der Naturverjüngung zusieht. Denn die Natur macht viel von ganz alleine“, so Mück.

Und man müsse die Natur auch einfach machen lassen. Das sieht man auch beim Lokalaugenschein im Schulwald. Alle paar Meter entdeckt man Totholz-Stämme oder durchlöcherte Wurzelstöcke, die bleiben dürfen und Lebensraum für Tiere oder Pflanzen bieten.

Wissensvermittlung

Das Wissen, das Lobner und Mück vor Jahren in der Försterschule gelernt haben, sei zwar nicht ganz passé, aber durch den Klimawandel sehe man, dass ein Umdenken unumgänglich ist. „Man muss flexibel sein, auch gezielt etwas entfernen, wenn es nicht hineinpasst, und damit das Waldwachstum lenken. Ziel ist aber eine möglichst große Artenvielfalt in Baumgruppen, weg von der Monokultur“, so Lobner. In der Buckligen Welt habe man den Vorteil, dass es bereits relativ gut durchmischt sei, trotzdem sei heute ein ganz anderes Wissen notwendig, um sinnvolle und damit auch wirtschaftlich ertragreiche Waldwirtschaft zu betreiben. 

Und dieses Wissen wird an der LFS Warth vermittelt. Nicht nur den Schülern im Unterricht, sondern Menschen aller Altersgruppen. Das geht schon los mit den Kleinsten, die in der Agrar- und Waldwerkstätte erste Einblicke in das Thema bekommen. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NÖ und dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) wird außerdem die Ausbildung zum Waldpädagogen bzw. Naturvermittler angeboten. Und auch die Ausbildungen zum Forstfacharbeiter und Forstwirtschaftsmeister finden an der LFS statt. Ziel ist es, durch Know-how die heimischen Wälder fit für die Zukunft zu machen.