Bernadette Waldherr im Gespräch mit Luisi / Foto: Anni Lechner

Bernadette Waldherr aus Lichtenegg sammelt Geschichten über beeindruckende Frauen aus der Region (wir haben sie in unserer „Botin“ 2023 vorgestellt). Für die aktuelle Ausgabe stellt sie uns Luisi vor:

Luisis Wünsche seien alle in Erfüllung gegangen, sagt sie heute. Sie hat eine Wohnung mit eigenem Garten und verdient genug, um gut davon leben zu können. Das war nicht immer so. Luisi lässt sich von ihrem Mann scheiden, als ihre zwei Töchter vier und sechs Jahre alt sind. Sie macht dies für die Sicherheit ihrer Töchter. Sechs Jahre später bekommt Luisi noch einen Sohn, den sie auch alleine großzieht. Als die erste Tochter zur Welt kommt, bricht Luisi ihre Lehre zur Friseurin ab und hat nicht die Möglichkeit, den Abschluss nachzuholen. Sie übernimmt als alleinerziehende Mutter verschiedene Jobs, je nachdem, wie sich die Dienstzeiten mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen oder wo sie vielleicht doch ein bisschen mehr verdient. Manchmal waren es auch mehrere Jobs gleichzeitig, um über die Runden zu kommen. Sie arbeitet unter anderem als Putzkraft, Verkäuferin, Kellnerin, im Supermarkt, bei der Post, als persönliche Assistenz. Heute ist sie Portierin in einem Spital und macht Besuchsdienste für mehrere Personen. Positiv an dieser Abwechslung findet Luisi, dadurch überall viel gelernt zu haben. Neben den Jobs wechselt sie mit ihren Kindern auch mehrmals ihre Adresse. Wichtig bei den vielen Veränderungen war Luisi immer der soziale Kontakt und Einsatz mit und für Menschen in der Umgebung und jene, die Hilfe brauchen. Mit den Besuchsdiensten schenkt Luisi Menschen Abwechslung zu deren Alltag oder begleitet sie, wo sie Hilfe brauchen. Dies bezeichnet sie als eine schöne Aufgabe. Für Luisi ist aber auch die eigene Familie sehr wichtig. Sie pflegt ein gutes Verhältnis zu ihren Freunden und ihrer Familie, von denen sie auch Unterstützung erfährt und wofür sie sehr dankbar ist. Familie bedeutet für Luisi: jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann. „Arm sind jene ohne Familie“, sagt sie. Viel Kraft schenken Luisi ihre eigenen Kinder und Enkelkinder, um die sie sich auch kümmern darf. Sie unterstützt ihre Kinder, damit sie ihre Ausbildungen abschließen können und ist stolz darauf, dass sie alle eine gute Arbeit haben. Luisis Wunsch ist es, dass es ihren Kindern besser geht als einst ihr selbst. An diesem Ziel hat sie immer festgehalten und dafür gearbeitet. Ziele seien für Luisi immer wichtig gewesen: „Mutig zu sein und Zielen treu zu bleiben und nicht aufzugeben“, das möchte sie an andere in schwierigen Momenten weitergeben. Es gebe Phasen und Jahre, wo es nicht so gut gehe, und „manchmal geht es auch noch schlimmer“. Aber es könne auch besser werden, wenn man selbst etwas dafür tue, weiß Luisi aus eigener Erfahrung. Ein Wunsch, bei dessen Erfüllung sich Luisi aber ohnmächtig fühlt, ist, das Einkommen gerechter zu verteilen. Allen Menschen solle mit dem Einkommen aus ihrer Arbeit ein gutes Leben möglich sein. Die Unterschiede sollen nicht so groß sein. Als Alleinerziehende hat sie gesellschafts- und sozialsystemisch einige Nachteile erfahren. Aber Luisi ist es wichtig, die eigene Kraft dort einzusetzen, wo man selbst etwas zum Guten verändern kann, und sich selbst treu zu bleiben und nicht aufzugeben. Die Kraft dafür tankt Luisi auch immer wieder bei Spaziergängen im Wald.