Bür­ger­meis­ter Micha­el Nistl / Foto: Reh­ber­ger

Kat­zels­dorf: So „tickt“ der jüngs­te Bür­ger­meis­ter der Buck­li­gen Welt

von | Apr 26, 2018 | Archiv, Regi­on

Anfang März über­nahm Micha­el Nistl die Gemein­de­füh­rung in Kat­zels­dorf von Han­ne­lo­re Hand­ler-Wol­tran (der „Bote“ hat berich­tet). Damit ist er nicht nur neu­er Orts­chef in einer der größ­ten Gemein­den der Buck­li­gen Welt, son­dern auch jüngs­ter Bür­ger­meis­ter der Regi­on. Der 35-Jäh­ri­ge ist aber eigent­lich ein „alter Hase“ im Politzir­kus. Sei­ne aktu­ell wich­tigs­ten Pro­jek­te sind der Hoch­was­ser­schutz, eine Lärm­schutz­wand und kür­ze­re War­te­zei­ten beim Bahn­über­gang bei der Säge­werk­sied­lung, betreu­tes Woh­nen, jun­ges Woh­nen, ein neu­er Stand­ort für den Bau­hof, ein ver­bes­ser­tes Bür­ger­ser­vice und mehr Bür­ger­be­tei­li­gung. Wir woll­ten wis­sen, was der neue Bür­ger­meis­ter vorhat.

Bote aus der Buck­li­gen Welt: Was woll­ten Sie als Kind werden?

Bür­ger­meis­ter Micha­el Nistl: Auf jeden Fall etwas Sozia­les, etwas, wo ich Men­schen hel­fen kann bzw. mit Men­schen zu tun habe. Schon als Kind woll­te ich das. Für mich war der Bereich Gesund­heit inter­es­sant, oder die Gastronomie.

Bote: Wie hat sich das in Ihrer Aus­bil­dung bemerk­bar gemacht?

Nistl: Ich habe die HLW in Wie­ner Neu­stadt gemacht, weil ich zunächst Koch wer­den woll­te. Das Inter­es­se hat sich aber doch gewan­delt, und nach der Matu­ra habe ich die Mög­lich­keit bekom­men, im Büro von Wolf­gang Sobot­ka zu arbei­ten. Er war damals Lan­des­rat und für Umwelt und Gesund­heit zustän­dig, und da war ich im „Gesün­der Leben“-Büro tätig.

Bote: Sie waren zehn Jah­re lang par­la­men­ta­ri­scher Mit­ar­bei­ter von Natio­nal­rat Hans Räd­ler. Was waren da Ihre prä­gends­ten poli­ti­schen Erfahrungen?

Nistl: Ich war von Anfang an bei der Ent­ste­hung der Ther­me Lins­berg dabei. Das war natür­lich sehr span­nend. Wel­che Schwie­rig­kei­ten gibt es da und wie wer­den die­se besei­tigt. Das hat mir ein­fach impo­niert und auch gezeigt: Wenn du etwas errei­chen möch­test und ein Ziel hast, ist das auch erreich­bar. So hat mir die poli­ti­sche Arbeit dann noch bes­ser gefal­len. Weil ich gese­hen habe, dass man wirk­lich etwas bewe­gen kann.

Bote: Wie wür­den Sie Ihren poli­ti­schen Stil beschreiben?

Nistl: Ich habe – und das war mein Glück – über vie­le Jah­re die ver­schie­dens­ten poli­ti­schen Per­sön­lich­kei­ten ken­nen­ler­nen dür­fen. Jeder Poli­ti­ker hat sei­nen eige­nen Stil, und ich habe geschaut, dass ich mir für mich über­all das Bes­te raus­ho­le. Dort, wo es um die Sache geht, muss man dyna­misch vor­an­ge­hen. Man­ches Mal auch gegen Wider­stand, etwa wenn es um wich­ti­ge Pro­jek­te geht und etwas pas­sie­ren muss. Denn einer muss die Ent­schei­dung tref­fen und dahin­ter­ste­hen. Aber auch das Sozia­le darf bei mir nicht zu kurz kom­men. Die­se bei­den Kom­po­nen­ten, das Dyna­misch-Sozia­le will ich verbinden.

Bote: Was gefällt Ihnen an der Poli­tik am besten?

Nistl: Dass man Men­schen hel­fen kann.

Bote: Was gefällt Ihnen an der Poli­tik über­haupt nicht?

Nistl (über­legt lan­ge): Wenn nur gestrit­ten wird und es nicht um die eigent­li­che Sache geht. Aber wir haben in Kat­zels­dorf einen guten Start gehabt. Gera­de in einer Gemein­de ist es wich­tig, dass man zusammenarbeitet.

Bote: Sie pla­nen, vie­le Haus­be­su­che bei den Kat­zels­dor­fern zu machen und eine Bür­ger­be­tei­li­gungs-Card ein­zu­füh­ren, um zu hören, was die Bevöl­ke­rung will. Sind sie ein Fan der direk­ten Demokratie?

Nistl: Grund­sätz­lich schon, ja.

Bote: Wäre es für Sie denk­bar, bei wich­ti­gen The­men in Ihrer Gemein­de abstim­men zu lassen?

Nistl: Bei ganz gro­ßen The­men schon. Es muss ein The­ma sein, das vie­le bewegt und das pola­ri­siert. Meis­tens wird aber das, was wir vor­ha­ben – etwa der Hoch­was­ser­schutz – ohne­hin posi­tiv gese­hen. Über­all wo es grö­ße­re Kon­flik­te oder Span­nun­gen geben könn­te, sehe ich das als durch­aus sinn­voll, wenn man die Bevöl­ke­rung befragt.

Bote: Kat­zels­dorf ist eine star­ke Wachs­tums­ge­mein­de. Nicht nur aus Wie­ner Neu­stadt, son­dern auch aus dem Raum in und rund um Wien kom­men vie­le neue Gemein­de­bür­ger. Gibt es Initia­ti­ven, wie man „alte“ und „neue“ Kat­zels­dor­fer zusam­men­bringt, um das Dorf­le­ben aktiv zu halten?

Nistl: Es gibt etwa ein­mal im Jahr den „Neu­bür­ger­abend“ wo alle ein­ge­la­den wer­den. Da wird die Gemein­de vor­ge­stellt. Was ich außer­dem noch inten­si­vie­ren will, ist, dass ich die neu Zuge­zo­ge­nen besu­che und mit ihnen spre­che. Ein­fach um mich und die Gemein­de vor­zu­stel­len und sie zu infor­mie­ren, was es in Kat­zels­dorf alles gibt.

Bote: Kat­zels­dorf ist direk­ter Nach­bar von Wie­ner Neu­stadt, wo sich der­zeit eini­ges bewegt. Wie ist Ihr Kon­takt zum Bürgermeister?

Nistl: Der ist wirk­lich sehr gut. Erst kürz­lich hat­ten wir wie­der einen gemein­sa­men Ter­min, wo wir diver­se Koope­ra­tio­nen bespro­chen haben. Etwa auch im Hin­blick auf die Lan­des­aus­stel­lung 2019.

Bote: Was plant Kat­zels­dorf kon­kret zur Landesausstellung?

Nistl: Wir haben das Glück, dass wir – im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Gemein­den, wo jetzt erst etwas auf­ge­baut wer­den muss – schon vor vie­len Jah­ren inves­tiert zu haben. Nicht nur kul­tu­rell in die Zinn­fi­gu­ren­welt, son­dern auch gas­tro­no­misch, wo Kat­zels­dorf sehr gut auf­ge­stellt ist. Die­se Kom­bi­na­ti­on aus Muse­um und gutem Essen möch­ten wir im nächs­ten Jahr auch einer grö­ße­ren Öffent­lich­keit ent­spre­chend präsentieren.

Bote: 2020 ist die nächs­te Gemein­de­rats­wahl. So lan­ge haben Sie jetzt Zeit, den Kat­zels­dor­fern Ihre Fähig­kei­ten als Bür­ger­meis­ter unter Beweis zu stel­len. Wie wer­den Sie die­se Zeit nutzen?

Nistl: Zunächst wer­de ich ein­fach da sein für die Bür­ger. Das fängt schon mit den Haus­be­su­chen an. Aber es wird auch vie­le klei­ne Pro­jek­te geben, zumin­dest eines pro Monat. Das kön­nen auch klei­ne­re Din­ge sein wie aktu­ell die neu­en Zäu­ne beim Kin­der­gar­ten und der Volks­schu­le. Über die­se Akti­vi­tä­ten will ich ganz trans­pa­rent berich­ten, aber auch zei­gen, dass viel und sinn­voll gear­bei­tet wird – mit kla­rer Ziel­set­zung, kla­ren Prio­ri­tä­ten und im Rah­men unse­rer finan­zi­el­len Möglichkeiten.

Bote: Sie sind der jüngs­te Bür­ger­meis­ter der Buck­li­gen Welt. Setzt die ÖVP jetzt nur mehr auf die Jungen?

Nistl: Nein, das glau­be ich nicht. Das muss sich so erge­ben. Ich bin auch schon seit 2007 im Gemein­de­rat, war zuletzt Vize­bür­ger­meis­ter, und mir berei­tet die Arbeit für mei­ne Gemein­de irr­sin­nig viel Freu­de. Das ist, glau­be ich, das Ent­schei­den­de. Wenn man den Job des Bür­ger­meis­ters nicht mit Freu­de macht, soll­te man es las­sen. Da spielt aber das Alter kei­ne Rolle.

Bote: Wann war für Sie der Gedan­ke da, dass Sie Bür­ger­meis­ter wer­den wollen?

Nistl: Den kon­kre­ten Plan hat­te ich eigent­lich nie. Mir war immer wich­tig, dass ich etwas für die Kat­zels­dor­fer tun kann, unab­hän­gig von mei­ner Posi­ti­on. Ob ich Jugend­ge­mein­de­rat war, Geschäfts­füh­ren­der Gemein­de­rat oder Vize­bür­ger­meis­ter, das war mir nicht so wich­tig wie das, dass ich wirk­lich etwas bewe­gen kann.

Bote: Mit dem Vor­satz, etwas bewe­gen zu wol­len, gehen wohl die meis­ten in die Poli­tik. Wie passt das mit der Rea­li­tät zusam­men? Konn­ten Sie schon etwas bewegen?

Nistl: Ich hat­te schon als Jugend­ge­mein­de­rat das Glück, dass ich viel errei­chen konn­te. Wir haben etwa das Jugend­zen­trum revi­ta­li­siert. Spä­ter gab es den Wunsch des Jugend­sam­mel­ta­xis, und das haben wir ein­ge­führt. Ein Beach­vol­ley­ball­platz wur­de errich­tet, Aus­flü­ge, Tanz­aben­de und vie­les mehr orga­ni­siert. Dar­auf sind wir auch sehr stolz, dass wir gemein­sam mit den jun­gen Kat­zels­dor­fern ihre Ideen umset­zen konnten.

Bote: Was sind Ihre bes­ten Eigen­schaf­ten als Bür­ger­meis­ter und was Ihre schlechten?

Nistl: Als schlech­te Eigen­schaft kann man viel­leicht bezeich­nen, dass ich, wenn ich etwas errei­chen will, impul­siv bin und das auch ehest mög­lich umset­zen will. Am liebs­ten hät­te ich dann alles gleich erle­digt. Posi­tiv fin­de ich, dass ich struk­tu­riert und ziel­stre­big bin. Und bodenständig.

Bote: Wie wür­den Sie sich selbst beschreiben?

Nistl: Ich bin ein offe­ner Typ, mit dem man auch Spaß haben kann. Und man kann sich zu 100 Pro­zent auf mich ver­las­sen. Ich sage immer ehr­lich, wenn etwas mach­bar ist, aber auch, wenn etwas nicht geht, damit kei­ne fal­schen Erwar­tun­gen geweckt werden.

Bote: Nicht jeder Bür­ger kann mit allen Pro­jek­ten, die der Bür­ger­meis­ter umset­zen will, ein­ver­stan­den sein. Wür­den Sie sich als kri­tik­fä­hig bezeichnen?

Nistl: Abso­lut, das ist das Wich­tigs­te im Wei­ter­ent­wick­lungs­pro­zess. Ich will mich ja immer ver­bes­sern. Wenn man immer nur das Posi­ti­ve hört, kann man sich nicht ver­bes­sern. Ich bin in mei­nem eige­nen Team über Feed­back froh, aber auch über Rück­mel­dun­gen aus der Bevöl­ke­rung. Ich sehe das durch­aus als posi­ti­ve Sache – wenn es sach­li­che Kri­tik ist.

Bote: Kat­zels­dorf ist Teil der Ther­men­ge­mein­den. Was wäre für Sie ein wich­ti­ges tou­ris­ti­sches Pro­jekt, das gemein­sam umge­setzt wer­den soll?

Nistl: Das ist der gemein­sa­me Rund­wan­der­weg. Man kann über­all ein­stei­gen, fin­det auf einen Blick alle Gas­tro­no­mie­be­trie­be, und alle machen mit. Das ist ein ganz wich­ti­ges Pro­jekt, um mehr Gäs­te in die Regi­on und in die Ther­men­ge­mein­den zu holen.

Bote: Wie vie­le Stun­den hat Ihre Arbeits­wo­che derzeit?

Nistl: Ich bin täg­lich von 7 bis 22 Uhr im Ein­satz und am Wochen­en­de bei Ver­an­stal­tun­gen. Es macht mir aber wirk­lich Freu­de, und ich habe es mit ja sel­ber so ausgesucht.

p

Poli­ti­sche und beruf­li­che Stationen

  • seit 2007 für die ÖVP im Kat­zels­dor­fer Gemein­de rat, zunächst als Jugend­ge­mein­de­rat, ab 2010 als Geschäfts­füh­ren­der Gemein­de­rat, ab 2015 als Vizebürgermeister

  • Grün­dungs­mit­glied der JVP Katzelsdorf

  • nach der HLA im Büro  des dama­li­gen Lan­des­rats Wolf­gang Sobot­ka tätig

  • zehn Jah­re par­la­men­ta­ri­scher Mit­ar­bei­ter von Hans Rädler

  • seit April 2017 Bun­des­or­ga­ni­sa­ti­ons­re­fe­rent des Öster­rei­chi­schen Zivilschutzverbands

  • seit März 2018 Bür­ger­meis­ter von Katzelsdorf