Schü­ler sowie Direk­to­ren, Ver­tre­ter der Wirt­schafts­platt­form und der Regi­on bei einem der Vor­trä­ge von Richard David Precht (2. Rei­he Mit­te) in der Buck­li­gen Welt / Foto: Wirtschaftsplattform

„Wir brau­chen star­ke, rei­fe Persönlichkeiten“

von | Nov 20, 2018 | Archiv

Vor knapp 15 Jah­ren wur­de die Wirt­schafts­platt­form Buck­li­ge Welt als eines der wich­tigs­ten Lea­der-Pro­jek­te in der Regi­on ins Leben geru­fen. Anläss­lich des Jubi­lä­ums fin­det am 29. Jän­ner eine Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung mit Natio­nal­rats­prä­si­dent Wolf­gang Sobot­ka und Phi­lo­soph Richard David Precht statt. Wir spra­chen mit dem Best­sel­ler-Autor und „Bil­dung Wächst“-Schirmherren über das groß ange­leg­te Bil­dungs­pro­jekt in der Buck­li­gen Welt und wie er die Ver­bin­dung von Schu­le und Wirt­schaft sieht.

Bote: Sie sind von Anfang an Schirm­herr des regio­na­len Bil­dungs­pro­jekts „Bil­dung Wächst“ in der Buck­li­gen Welt und im Wech­sel­land. Was macht die­ses Pro­jekt so beson­ders, dass Sie mit Ihrem Namen dahinterstehen?

Richard David Precht: Das Pro­jekt ist so beson­ders, weil es so spon­tan ent­stan­den ist. Nach einem Vor­trag den ich in Kirch­schlag gehal­ten habe, wur­de noch am sel­ben Abend der Beschluss gefasst, nicht wei­ter nur über das The­ma Bil­dung zu reden, son­dern tat­säch­lich etwas zu tun. Inzwi­schen konn­te ich fest­stel­len, dass da eine unglaub­li­che Akti­vi­tät im Gan­ge ist. Da pas­siert gera­de wirk­lich ganz viel. Und das macht das Pro­jekt zu einem Mus­ter­bei­spiel dafür, dass man Schu­len tat­säch­lich ver­än­dern kann.

Bote: Sie haben sich zum The­ma Bil­dung und Schu­le mehr­fach öffent­lich zu Wort gemel­det. Was macht für Sie eine opti­ma­le Aus­bil­dung aus und wie passt da „Bil­dung Wächst“ dazu?

Precht: Wir kom­men in ein neu­es Maschi­nen-Zeit­al­ter, in das zwei­te Maschi­nen-Zeit­al­ter. Das ist eine Zeit, in der wir künst­li­che Intel­li­genz viel­fäl­tig ein­set­zen. Das wird dazu füh­ren, dass Men­schen für ande­re Qua­li­tä­ten, nicht allei­ne für ratio­na­le Fähig­kei­ten, gebraucht wer­den. Zum Bei­spiel wer­den empa­thi­sche Qua­li­tä­ten gefragt sein. Der zwei­te sehr wich­ti­ge Bereich, die vor­ge­fun­de­ne Arbeit, die wird ins­ge­samt weni­ger wer­den und die Arbeit die man sich sel­ber sucht, wird mehr wer­den in die­ser Gesell­schaft. Da brau­chen wir nicht jeman­den der zum Bei­spiel zur Sekre­tä­rin aus­ge­bil­det ist und ein­fach nur Dienst nach Vor­schrift macht. In der Arbeits­welt der Zukunft brau­chen wir ver­stärkt Kin­der, die star­ke, rei­fe Per­sön­lich­kei­ten sind und in der Lage sind, in einer kom­pli­zier­ten Welt, auch einer kom­pli­zier­te­ren Arbeits­welt, ihren eige­nen Weg zu gehen. Des­we­gen muss Eigen­in­itia­ti­ve, Neu­gier­de, die Fähig­keit, sei­nen Weg zu gehen im Mit­tel­punkt der Päd­ago­gik ste­hen. Und nicht mehr Dienst nach Vorschrift.

Bote: Das The­ma Schu­le und wie man sie bes­ser gestal­ten kann, ist ein Dau­er­bren­ner in der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on. In der klei­nen Buck­li­gen Welt hat man sich dazu ent­schlos­sen, nun tat­säch­lich etwas anders zu machen. Wie schät­zen Sie die Erfolgs­aus­sich­ten ein?

Precht: Ich glau­be, dass die Erfolgs­aus­sich­ten sol­cher Pro­jek­te sehr gut sein wer­den. Und ich hof­fe auch nach wie vor dar­auf, dass ein gewis­ser Domi­no­ef­fekt ent­steht. So ähn­lich wie die eine oder ande­re sehr gute Schu­le zu einer Art Mus­ter­schu­le gewor­den ist, von der man ler­nen kann, was man anders machen kann. So den­ke ich, dass es sich auch hier um ein Mus­ter­pro­jekt han­delt, von dem vie­le ande­re Regio­nen ler­nen kön­nen. Das ist wahr­schein­lich sogar die bes­te Mög­lich­keit, wie eine Ver­än­de­rung der Bil­dungs­land­schaft in Öster­reich oder Deutsch­land funk­tio­nie­ren kann. Allei­ne von oben her­ab, also von der Ebe­ne der Schul- und Bil­dungs­mi­nis­ter, geht das eben nicht.

Bote: Wie sehen Sie die Ver­bin­dung durch Schu­le, Regi­on und vor allem Wirt­schaft durch das Enga­ge­ment der Wirt­schafts­platt­form Buck­li­ge Welt bei „Bil­dung Wächst“?

Precht: Wich­tig ist bei sol­chen Pro­jek­ten, dass mög­lichst vie­le an einem Strang zie­hen. Und wenn man die Mög­lich­keit hat, was in der Buck­li­gen Welt ja gege­ben ist, dass die Poli­tik, die Wirt­schaft und die Schu­len an einem Strang zie­hen, dann sind das die aller­bes­ten Mög­lich­kei­ten die man über­haupt hat. Denn gegen die Wirt­schaft und gegen die Poli­tik kann man die Schu­len nicht ver­än­dern. Aber gemein­sam kann man sich über­le­gen, wie man die Schu­len fit macht für das 21. Jahr­hun­dert. Und dafür ist bekannt­lich noch eine Men­ge Arbeit zu tun.