Fotos: Steinbichler (7), Monika Adrigan (1) 

Im ehemaligen Gasthaus Kainer in Bad Erlach scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Einrichtung, zum Teil aus der hauseigenen Tischlerei, ist bis heute erhalten und könnte eine Geschichte von einer Jahrzehntelangen Wirte-Tradition und einem geselligen Treffpunkt erzählen.

Karl Kainer sen. – Jahrgang 1890 – erwarb einst im damaligen Erlach ein Gasthaus gleich an der Ortseinfahrt. Dem Gasthaus Kainer war auch eine Tischlerei angeschlossen. Gemeinsam mit seiner Gattin Anna, einer Köchin aus Thernberg, führte er das Gasthaus bis in die 1950er-Jahre und machte es zu einem beliebten Treffpunkt.

In den 1950er-Jahren übernahm Fritz Kainer das Gasthaus seines Vaters Karl. Fritz Kainer war eigentlich gelernter Bäckermeister und scheute in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg keine Mühen, um zu seiner damaligen Arbeitsstätte nach Neunkirchen zu gelangen – täglich fuhr er mit dem Fahrrad um drei Uhr früh in die Arbeit.

 Die frisch gebackenen Wirtsleute Fritz und Aloisia Kainer bauten den Festsaal des Gasthauses aus und errichteten im Dachgeschoß drei „Fremdenzimmer“. Besonders praktisch war dabei, dass die Möbel für das Gasthaus gleich aus der hauseigenen Tischlerei stammten. Die Gästezimmer waren bei „Sommerfrischlern“ aus Wien sehr beliebt, und so manches Wienerkind wurde so zum Spielkameraden der Wirtskinder Monika und Fritz. 

Das Gasthaus Kainer erfreute sich in Erlach großer Beliebtheit. Fritz Kainer verwöhnte seine Gäste mit diversen Getränken, das gepflegte Bier war bei besonders beliebt. Gattin Aloisia stand in der Küche. 

Beliebter Treffpunkt

Im Festsaal wurden viele Feiern abgehalten, Hochzeiten, Familienfeiern, Geburtstagsfeste. Das Gasthaus war als Ort der Kommunikation in Erlach nicht mehr wegzudenken. Ein Schanigarten befand sich gleich vor dem Gasthaus direkt an der Straße, die damals noch nicht so stark befahren war. 

Mit einer Besonderheit konnte Fritz Kainer bei seinen Gästen punkten – Bruder Karl Kainer jun. war ein bekannter österreichischer FIFA-Schiedsrichter und „pfiff“ viele internationale Matches. Und diese konnten alle in der Gaststube des Wirtshauses miterlebt werden. Karl Kainer jun. gelang es auch, Rapid Wien zu einem Match nach Erlach zu bringen – damals eine echte Sensation! Daher war es auch kein Wunder, dass das Gasthaus immer in enger Beziehung zum Sportverein stand.

Monika, die Tochter der Wirtsleute, trat bald in die Fußstapfen ihrer Eltern. Sie lernte das Kochhandwerk von der Pike auf und war Lehrling im damaligen Gasthaus Witetschka in Wiener Neustadt. 1969 heiratete sie den Sohn der Gastronomiefamilie Adrigan in Grünbach am Schneeberg, wo sie lange Jahre den Betrieb gemeinsam mit ihrem Gatten führte. Dort übernahm Tochter Liane Adrigan den Betrieb 2001 und führt ihn gemeinsam mit ihrem Gatten als „Gasthof zur Schubertlinde“.

 In Erlach führte Aloisia Kainer nach dem frühen Tod ihres Gatten Fritz das legendäre Gasthaus Kainer weiter, bis sie am 31. 12. 1999 in den verdienten Ruhestand trat. 

Erinnerung bewahren

Monika Adrigan denkt gerne an ihre glückliche Kindheit im Gasthaus ihrer Eltern zurück und ist bestrebt, das Haus zu erhalte. So viele schöne Erinnerungen verbinden sie mit ihrem Elternhaus. Die alte Schank sowie die Original-Einrichtung aus der hauseigenen Tischlerei zeugen noch heute von den schönen Zeiten im Gasthaus und beeindrucken mit dem Charme vergangener Tage. Wer weiß – vielleicht wird das legendäre Gasthaus eines Tages wieder zum Leben erweckt!