Der Herbst zieht heran und bringt Farbe und erstaunliche Formen in den Garten. Wenn die Tage kürzer werden, zieht es uns in die Häuser zurück, und manch eine/r mag sich ein Stück Garten mit hinein nehmen. Wohl dem, der rechtzeitig gepflanzt hat:

Leuchtend rote Hagebutten kann man nur ins Haus holen, wenn man 4m2 Garten (das kann auch eine Böschung sein) der Hundsrose (Rosa canina) gewidmet hat. Ihre Frühlingsblüte ist zart, aber im Herbst bringt sie leuchtendrote Hagebutten, die man auch gut als Tee trocknen kann. Der Feuerdorn, der das ganze Jahr sparrig im Garten steht (auch er braucht mindestens 4m2, gern einen kargen Standort), verwöhnt uns mit seinen Beeren in sattem Organe und dunklem Rot. Er lässt sich wunderbar zu Gestecken binden. Luftig und fein zeigen sich hingegen die zarten Samenstände der Clematis (Schlingpflanze für Halbschatten). Mit den vielfältigen Samenständen der Gräser lassen sich langlebige Dekorationen für hohe Vasen binden. Getrocknete Hortensienblüten bringen runde, weiche Formen in bauchige Vasen. 

Schöne Zweige bietet die Korkenzieherhasel (Corylus avellana „Contorta“), deren Laub leider übers Jahr nicht so ansprechend ist und die deshalb besser an einem Platz im hinteren Garten gepflanzt wird. Ihre eingedrehten Zweige sind aber nicht zu überbieten. Wer es gern sanfter gebogen hat, dem sei die Lockenweide (Salix erythroflexuosa) und die Drachenweide (Salix sacharilensis „Sekka“) empfohlen. Auch der rotholzige Hartriegel (Cornus alba „Sibirica“) hält lange Zeit in Gestecken und Vasen. Er dominiert die Winterdeko, die ohne Zapfen auskommen mag. Als pflegeleichter Strauch für die lockere Hecke findet er schnell in einem Garten Platz. Wer aufmerksam durch den Garten oder durch die freie Natur geht, der findet jetzt eine Vielfalt an schönen, trockenen und damit haltbaren Gewächsen, die sich mit etwas Kunstsinn und handwerklichem Geschick zu ganz persönlichen Sommererinnerungen zusammenfügen lassen. Erlaubt ist, was gefällt! 

Für all jene LeserInnen, die das ganze Jahr über gerne Schönheit ins Haus holen: Bei den Rosen sind es die Teerosen, die einzelne große Blüten auf langen Stielen schenken. Da sie im unteren Bereich oft nackt und sparrig wirken, hilft eine gemeinsame Pflanzung mit Geranium (fast alle Sorten), Edelgamander (Teucrium chameadrys) oder Frauenmantel (Alchemilla mollis). Pfingstrosen in bauchigen, großen Vasen sind unwiderstehlich. Luftig und schwebend zeigt sich die Akelei (Aquilegia in vielen Sorten) in schlanken Vasen. 

Für den Frühling dürfen wir die Vielzahl an Tulpen und Narzissen nicht vergessen. Sie werden im Herbst verlegt und bleiben viele Jahre in den Beeten (außer die Wühlmäuse haben zu große Not). Ganz besonders extravagant wirken die getrockneten Samenstände vom Riesenlauch (Allium giganteum). Jeder Garten – und sei er auch noch so klein – bietet Platz für Blüten im ganzen Jahr und auch für eine Fülle an dekorativen Hölzern, Beeren und Samenständen. Was in diesem Jahr vielleicht noch fehlt, kann im nächsten Jahr vielleicht schon gepflanzt sein! 

Die Fülle an Formen, die der Garten jetzt verschenkt, kann aber nur wahrgenommen werden, wenn man nicht zu früh alles abschneidet. Lassen Sie den Garten „ausherbsteln“. Auch wenn das manchmal nicht so gepflegt wirkt: Ein Spinnennetz mit tausend kleinen Tautropfen kann man nur sehen, wenn man die trockenen Astern nicht geschnitten hat oder beim Rückschnitt des Sommerflieders nicht vorschnell war. Der Frühherbst ist besonders bezaubernd, wenn man die Pflege jetzt einfach gutsein lässt. Wenn sich der Spätherbst mit Nebel und Fäulnis ankündigt, ist noch Zeit genug, den Garten „aufzuräumen“.

Ich wünsche Ihnen einen prachtvollen und farbenfrohen Frühherbst! Herzlichst, Ihre Gärtnermeisterin Gerlinde Blauensteiner