Kirch­schlags Vize­bür­ger­meis­ter Karl Kager und Bür­ger­meis­ter Josef Frei­ler  /  Foto: Val­da Photography

Kirch­schlag ist Zukunft – so lau­tet das Mot­to der Stadt­ge­mein­de in der Buck­li­gen Welt. Was damit gemeint ist und wo die Rei­se hin­geht, ver­ra­ten Bür­ger­meis­ter Josef Frei­ler und Vize­bür­ger­meis­ter Karl Kager im Interview.

„Kirch­schlag ist Zukunft“ – sagen Sie. Was genau ist damit gemeint?

Bür­ger­meis­ter Josef Frei­ler: Kirch­schlag ist Zukunft – aus vie­len Grün­den. Der Haupt­grund ist, dass wir in Kirch­schlag schon sehr viel geschafft und geschaf­fen haben. Von der Kin­der­be­treu­ung für die Kleins­ten, dem Zwer­gerl­gar­ten über die Volks­schu­le und Mit­tel­schu­le über Arbeits­plät­ze und dem Pfle­ge­zen­trum für die Betreu­ung bis ins hohe Alter. Hier hat man wirk­lich die gesam­te Band­brei­te, vom Klein­kind bis zum letz­ten Lebens­ab­schnitt, geschaffen.

Vize­bür­ger­meis­ter 

Karl Kager: Kirch­schlag soll auch in Zukunft höchs­te Lebens­qua­li­tät für alle Alters­grup­pen und alle Ein­woh­ner bie­ten. Bei allen Ideen und Über­le­gun­gen der Gemein­de­ver­tre­ter steht im Fokus best­mög­li­che Zukunfts­chan­cen zu bieten.

Was sind die gro­ßen Zukunfts­the­men der Stadt­ge­mein­de Kirchschlag?

Frei­ler: Ein wesent­li­ches The­ma ist der Kli­ma­schutz. Wir haben schon früh begon­nen, uns dar­über Gedan­ken zu machen. Etwa mit dem Bau der Kraft-Wär­me-Kop­pe­lungs­an­la­ge (KWK), wo wir aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen – aus unse­rem Wald, der aus­rei­chend zur Ver­fü­gung steht – Strom für 50 Pro­zent der Objek­te in der Stadt pro­du­zie­ren kön­nen. Hin­zu kommt die ganz­jäh­ri­ge Wär­me­er­zeu­gung. Ein wich­ti­ger Schritt in die Kli­ma­aut­ar­kie. Wir star­ten nun außer­dem mit unse­rer Pho­to­vol­ta­ik-Offen­si­ve. Wir wol­len auf allen Gebäu­den im Besitz der Stadt­ge­mein­de neue Anla­gen errich­ten. Etwa bei der Was­ser­ver­sor­gungs­an­la­ge, wo der Strom direkt genutzt wer­den kann. Ein wei­te­rer geplan­ter Schritt betrifft die Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie. Noch sind wir tech­nisch für eine Umset­zung nicht ganz so weit, aber wir wol­len künf­tig in der Stadt­ge­mein­de Was­ser­stoff pro­du­zie­ren und Tank­mög­lich­kei­ten für Was­ser­stoff­au­tos schaf­fen. Denn Was­ser­stoff ist vor allem für wei­te­re Fahr­ste­cken bes­ser geeig­net als Elek­tro­mo­bi­li­tät, weil das Tan­ken wesent­lich schnel­ler geht. Das ist eine der Visio­nen für die Zukunft.

Abge­se­hen vom Kli­ma­schutz: Wel­che Zukunfts­ideen gibt es für die Stadtgemeinde?

Frei­ler: Eines der wich­tigs­ten Zukunfts­the­men betrifft den öffent­li­chen Ver­kehr. Es ist ge-
plant, dass die Bus­ver­bin­dun­gen aus der Buck­li­gen Welt Rich­tung Grim­men­stein ver­bes­sert wer­den. Es wird wesent­lich mehr Bus­se geben, die Rich­tung Grim­men­stein zum Bahn­hof und wie­der zurück nach Kirch­schlag fahren. 

Kager: Die Zukunft kann man am bes­ten vor­aus­sa­gen, wenn man sie selbst gestal­tet.“ In die­sem Sinn sind wir immer im Gespräch mit der Bevöl­ke­rung, um aus ers­ter Hand zu erfah­ren, wel­che The­men bewe­gen. So wer­den wir Kirch­schlag wei­ter gestalten.

Frei­ler: Ein wich­ti­ges The­ma in einer lebens­wer­ten Stadt betrifft natür­lich das Woh­nen. Der­zeit wer­den etwa neue Rei­hen­häu­ser gebaut. Wir sind lau­fend auf der Suche nach Bau­land, das wir effek­tiv nut­zen kön­nen. Da gibt es bereits meh­re­re kon­kre­te Plä­ne für die unmit­tel­ba­re Zukunft. Etwa für Betreu­tes Woh­nen und neue Woh­nun­gen für unse­re Bür­ger. Da lau­fen bereits die Grund­stücks­ver­hand­lun­gen. Wir wer­den es in nächs­ter Zeit außer­dem schaf­fen, dass man vom Haupt­platz in den Rosen­gar­ten bar­rie­re­frei gelan­gen kann, ohne eine Stra­ße über­que­ren zu müs­sen. Das ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, aber sehr wich­tig für die Lebens­qua­li­tät. Der Damm als eine der grü­nen Oasen soll dar­über hin­aus attrak­ti­viert wer­den, etwa durch regel­mä­ßi­ge Märkte.

Kager: Im Bereich vom Wall­ner­hof in der Nähe des Spiel­plat­zes wird eben­falls eine Erho­lungs­zo­ne oder ein klei­ner Park geschaf­fen. Auch Turn- und Spiel­ge­rä­te wer­den ange­dacht, damit auf die­ser Gemein­de­flä­che ein schö­ner neu­er Treff­punkt ent­steht. Ein wei­te­res Zukunfts­the­ma betrifft die Erwei­te­rung des Pfle­ge­heims, im bes­ten Fall eine Ver­dop­pe­lung der Pfle­ge­bet­ten. Wir haben dafür bereits eine Peti­ti­on ein­ge­reicht und hof­fen nun auf eine Bereit­stel­lung der Pfle­ge­plät­ze durch das Land Niederösterreich.

Zum The­ma Zukunft gehört auch immer das The­ma Bil­dung. Was pas­siert in die­sem Bereich?

Kager: Kirch­schlag hat alles zu bie­ten, was man für eine zeit­ge­mä­ße Aus­bil­dung braucht. Von der Krab­bel­stu­be, den Kin­der­gär­tenn, der Volks­schu­le, der Nach­mit­tags­be­treu­ung bis zur Mit­tel­schu­le und Musik­schu­le. Die Lehr­plät­ze in den Betrie­ben sowie der Lehr­gang „Leh­re mit Matu­ra“ run­den das Ange­bot ab. Sei­tens der Stadt­ge­mein­de sor­gen wir mit einer zeit­ge­mä­ßen Infra­struk­tur dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt. Wir waren eine der ers­ten Gemein­den der Regi­on, die eine Betreu­ung ab dem ers­ten Geburts­tag und die Nach­mit­tags­be­treu­ung ange­bo­ten haben. Es ist ein­fach wich­tig, auf den jewei­li­gen Bedarf zu reagie­ren. Und das wer­den wir auch in Zukunft so machen.

Frei­ler: Ein wesent­li­cher Punkt ist auch, dass es ab sofort ein neu­es Ange­bot für Leh­re mit Matu­ra in Kirch­schlag gibt. Dadurch ist es Lehr­lin­gen aus der Regi­on mög­lich, vor Ort die Rei­fe­prü­fung zu absol­vie­ren, ohne dass sie dafür weit pen­deln müs­sen. In Kirch­schlag kann man daher alles im Bereich Bil­dung abde­cken, von den Kleins­ten bis zu den Matu­ran­ten. Ein Wunsch von uns ist außer­dem, die Mög­lich­keit zu schaf­fen, die Berufs­rei­fe­prü­fung vor Ort able­gen zu kön­nen: bis 25 Jah­re, kos­ten­frei und berufs­be­glei­tend. Also für alle, nicht nur für Lehr­lin­ge. Dafür haben wir bereits ers­te Gesprä­che mit Wirt­schafts­kam­mer­prä­si­den­tin Son­ja Zwazl geführt.

Kirch­schlag ist auch eine sehr leb­haf­te Ein­kaufs­stadt, die Haupt­stra­ße bie­tet einen groß­ar­ti­gen Bran­chen­mix. Das ist bei wei­tem nicht in allen Städ­ten so. Wie kann man die­sen Sta­tus auch in Zukunft sicherstellen?

Frei­ler: Da ist das The­ma Wert­schät­zung ein wesent­li­cher Aspekt. Wir begrü­ßen unse­re Kun­den und Gäs­te wert­schät­zend in unse­rer Stadt. Daher ist es auch wich­tig, das Drum­her­um ange­nehm zu gestal­ten, etwa mit vie­len Grün­flä­chen. Kirch­schlag ist eine Shop­ping-City, nur sper­ren wir die Besu­cher nicht ein, son­dern bie­ten ihnen die Mög­lich­keit, zu fla­nie­ren und den Ein­kaufs­bum­mel zu genie­ßen. Das Ein­kaufs­ver­gnü­gen kann man aber nur gemein­sam mit der Wirt­schaft bie­ten. Unse­re Gewer­be­be­trie­be sind toll auf­ge­stellt und tra­gen zu die­sem leb­haf­ten Stadt­bild bei. Es braucht aber auch muti­ge Unter­neh­mer, die sich trau­en, Neu­es in Angriff zu neh­men, und das kann man bei unse­rer Ein­kaufs­mei­le lau­fend durch neue Geschäfts­er­öff­nun­gen oder ‑über­nah­men beobachten.

Kager: Dazu gehört aber auch, dass wir sei­tens der Ver­tre­ter der Stadt­ge­mein­de unse­re Vor­bild­wir­kung wahr­neh­men und das Ange­bot, das wir vor Ort haben, auch ent­spre­chend anneh­men. Sprich: Fahr nicht fort, kauf im Ort.

Was gehört für Sie außer­dem zu einer „Stadt der Zukunft“?

Kager: Eine offe­ne, har­mo­ni­sche Gesell­schaft mit kul­tu­rel­lem, krea­ti­vem und tole­ran­tem Den­ken. Wir ver­fü­gen über eine krea­ti­ve Sze­ne die sowohl im musi­ka­li­schen Bereich als auch im künst­le­risch gestal­ten­den Bereich sehr Vie­les zu bie­ten hat. Der Kul­tur­ver­ein und die Pas­si­ons­spiel­ge­mein­schaft sind unter ande­rem Trä­ger die­ser Sze­ne. Das Jahr 2020 wird begin­nend mit  „Mei liabs­te Weis“ am 28. März 2020 dann ganz im Zei­chen der Pas­si­ons­spie­le stehen.

Die Zukunft ist ohne ent­spre­chen­de Infra­struk­tur nicht denk­bar. Stich­wort: Breit­band-Inter­net. Wie wird sich das in Kirch­schlag entwickeln?

Frei­ler: Im Haupt­ort ist es kein Pro­blem, da ist ein Glas­fa­ser­an­schluss mög­lich. Schwie­ri­ger ist es in den Orts­tei­len, und da ist ein wirk­lich zukunfts­wei­sen­des Pro­jekt mög­lich, wie wir auch schnel­les Inter­net in jedes Haus, auch in die abge­le­ge­ne­ren Regio­nen, bekom­men. Dazu wird es aber noch Gesprä­che mit der Bevöl­ke­rung geben. Die Fra­ge ist: Soll die Stadt­ge­mein­de als Infra­struk­tur­trä­ger die Grund­la­ge für schnel­les Inter­net zur Ver­fü­gung stel­len? Das wer­den wir in nächs­ter Zukunft abklären.

Wel­che Visio­nen haben Sie für die Stadt­ge­mein­de, unge­ach­tet der finan­zi­el­len Möglichkeiten?

Frei­ler: Für mich ist die Visi­on, dass jeder Kirch­schla­ger in Kirch­schlag sei­ne Arbeit hat. Dass der Stress, täg­lich hun­der­te Kilo­me­ter in die Arbeit zu fah­ren, weg­fällt. Das ist ein­fach Lebens­qua­li­tät, wenn man sagt: Hier woh­ne ich, hier arbei­te ich, hier füh­le ich mich wohl.

Kager: Mei­ne Visi­on ist es, durch intel­li­gen­te, nach­hal­ti­ge und sinn­vol­le Maß­nah­men unse­re Stadt­ge­mein­de so lebens­wert zu erhal­ten, wie sie ist. Man muss immer am Puls der Zeit sein, erken­nen, was den Men­schen wich­tig ist – und das auch ent­spre­chend umsetzen.

Frei­ler: Uns wird auch in den nächs­ten Jah­ren immer wie­der etwas ein­fal­len, um die Zukunft von Kirch­schlag lau­fend neu zu gestalten.