Bei Dreharbeiten zu „100 Jahre 1. Republik Österreich“ besuchte Bundespräsident a. D. Heinz Fischer gemeinsam mit Bgm. Josef Freiler im Jahr 2018 Alois Mayrhofer in Kirchschlag / Foto: Stadtgemeinde Kirchschlag

Im Juni musste die Stadtgemeinde Kirchschlag von einer ganz großen Persönlichkeit Abschied nehmen: Alois Mayrhofer sen. verstarb im 108. Lebensjahr. Damit verliert die Region nicht nur seinen ältesten Bewohner, sondern auch einen einzigartigen Zeitzeugen.

Als Alois Mayrhofer sen. im Juni 1913 geboren wurde, war Franz Josef Kaiser von Österreich-Ungarn. Als junger Bub erlebte er die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs hautnah. In Gesprächen erinnerte er sich daran, von einem versteckten Beobachtungsposten aus die Angriffe der ungarischen Freischärler bei Kirchschlag mitbekommen zu haben. In den über 100 Jahren seines Lebens hat der Unternehmer viele Entwicklungen hautnah erlebt.

Darunter zwei Kriege, Hunger, aber auch wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung. Daher war er auch immer wieder gern gesehener Gesprächspartner, wenn es um die historische Aufarbeitung der regionalen Geschichte ging. Aber auch seine persönliche Lebensgeschichte steckt voller spannender Meilensteine. Einer der wichtigsten davon – und hätte es ihn nicht gegeben, dann könnten wir hier wohl nicht darüber schreiben – war die Gründung seines Unternehmens in Kirchschlag im Jahr 1935. Alles fing mit einer Buchdruckerei an, aus der sich im Laufe der Jahre ein vielfältiges Unternehmen entwickelte, das später von Alois Mayrhofer jun. übernommen wurde, der den „Boten aus der Buckligen Welt“ gründete.

Aktiv im Stadtgeschehen

Alois Mayshofer sen. war aber nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern brachte sich auch aktiv in das Geschehen der Stadtgemeinde Kirchschlag ein. Auf politischer Ebene war er von 1950 bis 1965 im Gemeinderat, von 1965 bis 1970 als geschäftsführender Gemeinderat im Einsatz. Aber auch im kulturellen Bereich war er aktiv: So war er schon bei den ersten Kirchschlager Passionsspielen im Jahr 1932 auf der Bühne und blieb diesen –mit wenigen Unterbrechungen – bis ins hohe Alter treu. Von 1976 bis 1989 war er außerdem Obmann der Agrargemeinschaft Kirchschlag und dabei fast täglich in „seinem“ Wald. Der „Alois Mayrhofer Waldlehrpfad“ am Schlossberg soll an sein Engagement erinnern. Für seinen Einsatz erhielt Mayrhofer zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Ehrenzeichen für besondere Verdienste um das Land NÖ.
Alois Mayrhofer sen. verstarb am 3. Juni 2020 kurz nach seinem 107. Geburtstag.