Foto: Rehberger

Vor 100 Jahren fand das Gefecht von Kirchschlag statt. Das Stadtmuseum widmet dem Gedenktag am 5. September eine Sonderausstellung (mehr dazu in der September-Ausgabe). Bei unseren Recherchen sind wir auch auf den „Boten“ gestoßen, dem Vorgänger sozusagen, der im Jahr 1928 erstmals erschien – übrigens am selben Standort wie heute.

Am 15. Jänner 1928 erschien der erste „Bote aus der Buckligen Welt“ als Organ für die Gesamtinteressen der Buckligen Welt, wie es auf der Titelseite heißt. Schriftleiter Franz Moißl schrieb in dieser ersten Ausgabe: „Wenn nun der ‚Bote aus der Buckligen Welt‘ zum ersten Mal seinen Weg in die Öffentlichkeit nimmt, so wird er vermutlich mit sehr gemischten Gefühlen empfangen werden. Gewiss werden sich Zweifler finden, die mit hämischem Lächeln diese Neugründung zu bespötteln versuchen, vielleicht aber wird unser ‚Bote‘ mit Freuden und offenen Armen aufgenommen werden, mindest von jenen, (…) die (…) mit uns überzeugt sein, daß es hoch an der Zeit war, für ein solch weites, solch vernachlässigtes und solch ausbauwürdiges Gebiet ein eigenes Blatt zu schaffen.“ Er sollte recht behalten. Der „Bote“ schreibt bis heute über Land und Leute und die Themen gehen niemals aus.

Flohmarkt-Fund

Gedruckt und herausgegeben wurde der frühere „Bote“ von Franz Konlechner, Eigentümer der gleichnamigen Druckerei am Hauptplatz 27 in Kirchschlag. Also genau an jener Adresse, wo der „Bote“ auch heute noch erscheint.

Einer, der sich bestens mit der Geschichte in und rund um Kirchschlag auskennt, ist Kastellan Josef Vollnhofer. Er sorgt nicht nur seit Jahrzehnten mit dem Burgerhaltungsverein dafür, dass das Wahrzeichen erhalten bleibt, sondern verfügt zu Hause auch über ein umfangreiches Archiv der regionalen Geschichte. Dazu gehört auch der frühere „Bote“. Durch Zufall wurde er in den 80er-Jahren auf einem Flohmarkt in Baden auf einen ganzen Packen Zeitungen aufmerksam – der „alte Bote“.

Im ersten Jahr seiner Erscheinung wurden 23 Ausgaben gedruckt. Etwa alle 14 Tage bis drei Wochen erschien ein neues Exemplar. Viele dieser historischen Ausgaben hat Vollnhofer in seinem Archiv. Berichtet wird darin über Menschen und Ereignisse aus der Buckligen Welt. Themen wie Fremdenverkehr, Kultur und das Schulwesen prägten den „Boten“ damals wie heute.

Bahnhof für Kirchschlag?

Vermutlich wurden Ausgaben des „Boten“ bis nach Wien verkauft. Sicher ist, dass er anfangs auch in Ungarn und Tschechien erschien, die entsprechenden Preise fanden sich auf der ersten Seite.

Im Erscheinungsjahr war das große Thema der geplante Bahnausbau. So sollte der Kirchschlager Bahnhof etwa am Areal des heutigen Bauhofs entstehen. Allerdings ist das Projekt gescheitert. Im Jahr 1931 drehte sich dann alles um das zehnjährige Jubiläum des Gefechts von Kirchschlag.

Neben dem „Boten“ druckte Franz Konlechner etwa auch Kalender, Broschüren und das Kirchschlager Notgeld, das aufgrund der massiven Inflation nach dem Ersten Weltkrieg aufgelegt wurde. Die Zeitung erschien bis etwa 1937/1938, also bis zum Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland. Dann geriet der „Bote“ in Vergessenheit, bis Alois Mayrhofer jun. im Juni 1986 wieder einen „Boten aus der Buckligen Welt“ herausbrachte. Die Familie Mayrhofer war aber bereits mit dem „alten Boten“ verbunden.

Alois Mayrhofer senior war Lehrling bei der Druckerei Konlechner. Er war an der Entstehung der früheren Ausgaben beteiligt, als alles noch mit schwerem Bleisatz gesetzt wurde. Später übersiedelte die Familie Konlechner nach Wilhelmsburg. Mayrhofer übernahm den Betrieb in Kirchschlag und machte daraus die Druckerei Mayrhofer, in der sein Sohn den „Boten“ später wieder produzierte. Im Jahr 2017 übernahm schließlich die Scherz-Kogelbauer GmbH den Betrieb und damit auch den „Boten aus der Buckligen Welt“.

Wer sich näher für die historischen „Bote“-Ausgaben interessiert, kann sich an Josef Vollnhofer wenden; er gewährt Interessierten Einblick in sein Archiv (Tel.: 0699/19128300).