Bei der Verabschiedung von Alt-Bgm. Josef Freiler, dem das Goldene Ehrenzeichen des NÖ Gemeindebunds für seine Verdienste um die Marktgemeinde Krumbach überreicht wurde (v.li.): Der neue Bgm. Christian Stacherl, Alt-Bgm. Josef Freiler, LAbg. Franz Rennhofer, Klubobmann Klaus Schneeberger und Vize-Bgm. Alfred Schwarz / Foto: Gemeinde Krumbach

Er ist der jüngste Bürgermeister der Buckligen Welt und tritt in große Fußstapfen. Der „Bote“ traf den neuen Krumbacher Bürgermeister Christian Stacherl zum Gespräch über seine Pläne für die Marktgemeinde, Visionen und wichtige Projekte.

Bote: Sie sind seit knapp einem Monat Bürgermeister. Seit wann stand dieses Ziel auf Ihrer Karriere-Liste?

Bgm. Christian Stacherl: Eigentlich noch nicht so lange. Von außen habe ich doch immer wieder gehört: Es ist eh klar, dass du der nächste Bürgermeister wirst. Mir selbst war das nicht so bewusst. Nicht, weil ich keine Chance gesehen hätte, sondern eher aufgrund der Frage, ob ich es wirklich machen möchte. Als mich mein Vorgänger Josef Freiler heuer im Frühjahr dann konkret gefragt hat, ob ich es mir vorstellen könne, habe ich aber nicht lange überlegen müssen und gleich zugesagt.

Bote: Warum hat das Angebot gerade jetzt für Sie gepasst?

Stacherl: Ich bin ein richtig stolzer Krumbacher. Ich bin hier aufgewachsen und wenn man die Chance bekommt, seine unmittelbare Umgebung mitzugestalten, dann sollte man sie auch nutzen. Sonst macht es ein anderer. Da weiß man nicht, ob man dann damit auch so einverstanden ist.

Bote: Was wollen Sie als neuer Bürgermeister gestalten?

Stacherl: Wir haben einige Projekte in der Pipeline, die wir abwickeln wollen, etwa den Radweg. Den Zöberntalradweg gibt es schon, er hat allerdings auf Zöberner Gemeindegebiet eine Lücke, wo man auf die Landesstraße ausweichen muss. Mittlerweile haben wir aber alle Unterschriften der Grundeigner, die wir benötigen; das heißt: das Projekt kann nächstes Jahr in Angriff genommen werden. Wir planen auch einen neuen Radweg, um über das Weiße Kreuz einen Anschluss nach Grimmenstein zu schaffen. Ein weiteres wichtiges Projekt: Wir brauchen einen neuen Bauhof. Das Betriebsgebiet, das derzeit neu entsteht, bietet sich dafür perfekt an. Die Firma Buchegger Umweltservice und Logistik GmbH übersiedelt und wird auch ein Wertstoffsammelzentrum am Ortsrand errichten. Daher passt der Platz auch gut für den neuen Bauhof, weil man Synergien nutzen kann. Der Bau soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Auch das Thema Glasfaser wollen wir weiter vorantreiben. Wir haben schon frühzeitig erste Ausbaustufen mit A1-Glasfaser gebaut und das soll noch weiter ausgebaut werden. In Sachen Infrastruktur wollen wir seitens der Gemeinde auch Möglichkeiten schaffen, im Falle eines Blackouts vorbereitet zu sein. Das für die Gemeinde größte Projekt wird allerdings das neue Gemeindezentrum mit dem neuen Gemeindeamt werden.

Bote: Wäre eine Sanierung des bestehenden Amtshauses möglich?

Stacherl: Wir haben uns mit einigen Experten beraten. Fazit: Die Grundsubstanz des Gebäudes ist in einem Zustand, dass eine Sanierung weit teurer käme als ein Neubau. Wo das Gebäude stehen wird, ist noch nicht klar. Am jetzigen Parkplatz der Gemeinde wäre eine Möglichkeit. Sollte man das alte Amtshaus einmal abreißen können, wenn keine Mieter mehr im Haus sind, dann ergäbe sich mit dieser Variante die Chance, erstmals einen echten Hauptplatz zu haben bzw. ein Gemeindezentrum. Das heißt: Im Gemeindeamt gäbe es dann auch Platz für ein Ärztezentrum mit mehreren Medizinern unter einem Dach, bei Bedarf auch Geschäftsflächen und Wohnungen.

Bote: Wie weit sind die Planungen für dieses neue Gemeindezentrum gediehen?

Stacherl: Wir stehen ganz am Anfang. Wir stellen erste Überlegungen an, es hat allerdings noch keine konkreten Gespräche gegeben und wir werden zuerst die anderen Projekte abwickeln und dann beschäftigen wir uns mit diesem Thema.

Bote: Krumbach hat sich bereits in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Wie schwierig ist das nun für Sie, ihre eigenen Akzente als Bürgermeister zu setzen?

Stacherl: Ich bin mir dieser Situation natürlich bewusst. Josef Freiler war ein super Bürgermeister, der viel umsetzen konnte. Ich bin mir aber auch sicher, dass ich vieles anders machen werde und man meine Handschrift erkennen wird. Ich traue mir zu, zu sagen, dass ich gemeinsam mit meinem Team viel schaffen werde.

Bote: Im Optimalfall hat ein Bürgermeister auch Visionen. Was wären Ihre Visionen für Krumbach, wenn Sie jetzt nicht in erster Linie auf die Gemeindekasse schauen müssten?

Stacherl: So viel fehlt Krumbach eigentlich nicht. Was wir definitiv brauchen, sind Nächtigungsmöglichkeiten, hier gibt es einen riesigen Bedarf. Der Tourismus wächst und das Schloss als Beherbergungsbetrieb ist weggefallen. Das ist allerdings keine Aufgabe der Gemeinde. Da müssen wir Kontakte knüpfen, damit Unternehmer ein solches Projekt bei uns realisieren. Eine weitere Vision betrifft das Freibad. Natürlich ist das Freibad in jeder Gemeinde ein Kostenfaktor, aber ich möchte es auf alle Fälle nicht nur erhalten, sondern auch modernisieren. Ein weiterer Punkt betrifft das Wohnen: Wir sind gerade dabei, Wohnmöglichkeiten zu schaffen. In weiterer Folge werde ich mit Raumplanern Gespräche führen, um auszuloten, welche Möglichkeiten es noch gibt, denn der Bedarf ist da.

Bote: Ein Projekt, das Sie schon in der Vergangenheit umsetzen wollten, das aber nicht gelungen ist, betrifft den Vollausbau der Autobahn-Anschlussstelle Krumbach. Werden Sie das nun wieder in Angriff nehmen oder ist das endgültig gescheitert?

Stacherl: Das Projekt ist sicher nicht gescheitert. Klar ist: Die einzige sinnvolle Möglichkeit, die wir haben, ist an der Stelle, wo derzeit der Halbanschluss ist, einen Vollanschluss zu errichten. Die angedachten Ausweichmöglichkeiten lassen sich nicht sinnvoll umsetzen. Fakt ist: Ich werde bei dem Thema lästig bleiben und ich werde meine Kontakte Richtung Landes- und Bundesregierung nützen. Das Projekt steht jetzt nicht ganz oben auf der Tagesordnung, aber da werde ich sicher nicht lockerlassen.

Bote: Wie ist der Übergang von Bürgermeister Josef Freiler zu Ihnen als Ortschef über die Bühne gegangen?

Stacherl: Die Art und Weise, wie Josef Freiler sein Amt übergeben hat, war vorbildlich. Es war immer freundschaftlich, wir haben immer eine gute Gesprächsbasis gehabt und er hat mir den Übergang leicht gemacht. Daher freut es mich, dass wir einen würdigen Abschied mit vielen Gästen feiern konnten.