Foto: Egerer

Das Gasthaus zur 1.000-jährigen Linde, das teilweise unter Denkmalschutz steht, schließt mit Ende Juni vorerst seine Pforten, da die Wirtsleute in Pension gehen. Ein herber Verlust für Kirchberg am Wechsel. Doch es gibt Hoffnung: Die Gemeinde hat die Liegenschaft gekauft, bringt sie auf Vordermann, baut einen neuen Veranstaltungssaal und hofft auf engagierte Wirtsleute, die das Gasthaus übernehmen.

Das Gasthaus zur 1.000-jährigen Linde war seit über 300 Jahren in Familienbesitz. Früher beherbergte es eine Fleischerei, 1855 schließlich eröffnete man eine Gastwirtschaft. Das Wahrzeichen des Hauses ist eine uralte Linde, die heute als Naturdenkmal viele Besucher anzieht. Die urige alte Gaststube sowie die köstliche Küche der Wirtin taten ihr Übriges, um die Gäste in Scharen anzulocken. Das ist nun mit Ende Juni zum Leidwesen vieler Einheimischer und Stammgäste Geschichte.

Neustart durch Gemeindeübernahme

Doch das Gasthaus soll nach den Plänen der Gemeinde unbedingt erhalten bleiben und diese legt noch eins drauf: „600 Quadratmeter, also die Bausubstanz, die nicht unter Denkmalschutz steht, wird abgerissen und neu gebaut“, so Bürgermeister Willibald Fuchs. Das sind zwei Drittel der vorhandenen Liegenschaft. Entstehen soll ein neuer großer zweigeschossiger Saal mit Abteilmöglichkeit samt Galerie mit Bar und Nebenflächen. 220 Sitzplätze plus 70 in der Galerie sollen es den Kirchbergern und deren Besuchern ermöglichen, wieder Hochzeiten und Veranstaltungen in der Gemeinde durchzuführen. „Die Toilettanlagen und die Küche werden ebenfalls auf den neuesten technischen Stand gebracht. Somit brauchen wir nur noch engagierte Leute, die diesem Kulturgut in unserem Ort wieder Leben einhauchen“, hofft der Bürgermeister. „Wir wollen damit als Gemeinde nicht groß verdienen, sondern sind froh, wenn sich jemand findet, der das Wirtshaus übernimmt. „Es besteht für die neuen Betreiber sogar die Möglichkeit, hier in Kirchberg neu anzufangen, da im Obergeschoss des denkmalgeschützten Teils die Altbauwohnung der Besitzer frei wird. Außerdem gibt es für die neuen Wirtsleute unterschiedliche Varianten, das Wirtshaus zu betreiben, denn im Mittelgeschoss sind auch noch ein paar Zimmer vorhanden, die man zur Vermietung nützen könnte.“

Der Umbau soll 2024 abschlossen sein, aber: „Theoretisch kann man mit dem Betrieb schon früher anfangen, dann könnten die zukünftigen Wirtsleute auch beim Bau ihre Wünsche einbringen“, so Bürgermeister Fuchs. „Wer diesen Artikel liest und Interesse hat, soll sich auf der Gemeinde melden. Wir werden alles tun, um die neuen Wirtsleute tatkräftig bei einem Neustart zu unterstützen.“

Gemischte Gefühle zum Abschied

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht die „Lindenwirtin“ Renate Hennrich in Pension. „Heuer sind es genau 50 Jahre, die ich in diesem Wirtshaus gearbeitet habe“, so die Wirtin. „Ich bin ein Wirtshauskind, den Betrieb habe ich 1983 übernommen. Es gab zwar immer viel Arbeit, aber es war schön, ein volles Haus und zufriedene Gäste zu haben“, so Hennrich ein bisschen wehmütig.

Die zufriedenen Gäste hat sie noch heute, nicht zuletzt dank ihrer hervorragenden Küche. Doch mit Ende Juni ist das alles Geschichte. „Es war ein langer Prozess, bis ich mich dazu entschlossen habe, zu verkaufen. Da das Haus auf jeden Fall in Kirchberger Hand bleiben sollte, bin ich froh, dass die Gemeinde es gekauft hat; das ist für mich auch emotional tragbar.“

Foto: Egerer