Foto: Embst

Schon als Kind hat Milli Embst aus Kirchberg alle Strecken zu Fuß zurückgelegt. Ein Auto gab es damals noch keines. Schon bevor sie ihren Mann kennengelernt hat, war sie in den Bergen unterwegs, danach mit ihm gemeinsam. In Ecuador bestiegen sie den ersten 6.000er, sie war zweimal in Nepal, hat zahlreiche Klettersteige begangen. Seit 28 Jahren geht sie mit einer Partie nach Mariazell, einmal ist sie quer durch Österreich gewandert und hat alle höchsten Gipfel der neun Bundesländer bestiegen. Noch heute ist die rüstige Pensionistin und Oma einmal in der Woche in den Bergen unterwegs.

„Nachdem die Kinder groß waren, haben wir ab 1999 so richtig Gas gegeben, was das Bergsteigen betrifft“, erinnert sich Milli Embst. Zum 40. Geburtstag bekam sie eine Reise nach Nepal geschenkt und war von diesem Land sofort fasziniert. Hier erklomm sie den „Gokyo Peak“ mit 5.305 Metern. „Das ist ein Nebental des Everest Treks. Damals waren allerdings noch nicht so viele Touristen in der Gegend unterwegs wie heute.“

6.000 Höhenmeter

Danach folgte eine Reise nach Ecuador, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann den Chimborazo erklomm. „Hier waren wir sogar bei einem König Tee trinken“, ist Embst heute noch stolz. Schließlich folgte der Kilimandscharo, in Indien, der Sikkim, der Olymp in Griechenland, dann wieder Indien wo sie den Ladakh, ebenfalls 6.000 Meter hoch, bezwangen. „Hier hatten wir eine sehr abenteuerliche Flussquerung“, erinnert sich die passionierte Bergsteigerin heute noch mit Schaudern daran. „Wir saßen in einer Kiste, über dem reißenden Fluss war ein Drahtseil gespannt: So überquerten wir den Fluss. Heute würde ich mich das allerdings nicht mehr trauen.“ Das war allerdings nicht das einzige Abenteuer. Als sie in Darjeeling unterwegs waren, mussten sie bei Nacht und Nebel mit ihrem Guide die Stadt verlassen, da der Bürgermeis-ter erdolcht worden war. In Tibet fuhren sie bei Schneeregen über einen Pass, der Lastwagen mit der Ausrüstung kam ins Rutschen und hing gefährlich über dem Abgrund. Mit Jeeps und Seilen gelang es schließlich, den Lkw zu bergen.

Highlight zum 50er

„Mein großes Bergidol war und ist noch immer Hans Kammerlander. Das wussten meine Freunde natürlich. Zu meinem fünfzigsten Geburtstag überraschten sie mich ganz originell mit einer Klettertour gemeinsam mit ihm. In Toblach in Südtirol habe ich ihn getroffen, danach haben wir gemeinsam die Hohe Zinne erstiegen, abschließend gabs ein Schnapserl und ein handsigniertes Buch“, ist Embst heute noch ganz begeistert von dem Treffen.

Naturerlebnis

„Für mich stehen bei all meinen Wanderungen das Naturerlebnis, die Bewegung und der Fels im Vordergrund. Ich liebe Kalkgestein“, so Embst. Auch mit der Schi- und Sportunion in Kirchberg sind Herbert und Milli Embst in allen Schwierigkeitsgraden unterwegs.

„Nach Mariazell bin ich schon 28-mal gewandert, normalerweise in zweieinhalb Tagen und zweimal in 21 Stunden“, so die fitte Oma. Zum Sechziger flogen sie noch einmal nach Nepal, doch vieles hat sich verändert. „Der Massentourismus hat mittlerweile Einzug gehalten. Einerseits gut, denn die Bevölkerung lebt von den Bergtouren, andererseits geht es zulasten der Natur“, bedauert Embst. Trotzdem möchte sie noch einmal nach Tibet reisen. „Wenngleich auch die zu besteigenden Berge mit fortschreitendem Alter immer niedriger werden“, schmunzelt die Bergsteigerin.