Fotos: Feuch­ten­ho­fer (2), Egerer

Heu­te geht es in unse­rer Serie um teils lus­ti­ge, teils kurio­se Anek­do­ten aus frü­he­rer Zeit. Zusam­men­ge­tra­gen wur­den sie von Hob­by­his­to­ri­ker Ernst Feuch­ten­ho­fer aus Kirch­berg, der zwei Bücher über „Das alte Kirch­berg“ geschrie­ben und ver­öf­fent­licht hat.

„Ich war schon immer geschicht­lich inter­es­siert“, so der Hob­by­au­tor. Begon­nen hat­te alles mit sei­ner eige­nen Ahnen­for­schung. Er such­te in diver­sen Archi­ven und sam­mel­te so zahl­rei­ches Mate­ri­al zu Häu­sern in Kirch­berg. „Ich habe schon vor 40 Jah­ren mit dem Zusam­men­tra­gen von Infor­ma­tio­nen und Bild­ma­te­ri­al begon­nen“, erin­nert sich Feuchtenhofer.

Lus­ti­ge Geschichten

Dabei kamen ihm auch zahl­rei­che kurio­se und lus­ti­ge Geschich­ten zu Ohren, als er sich mit Haus­be­sit­zern zu einem Gespräch traf. „Da gibt zum Bei­spiel die Anek­do­te von Johann Gru­ber, der 1913 das Stie­gen­wirts­haus in Kirch­berg kauf­te und eine Braut, sprich Wir­tin such­te. Frü­her gab es die soge­nann­ten „Hoch­zeits­bie­ter“, die für hei­rats­wil­li­ge Män­ner geeig­ne­te Damen such­ten und umge­kehrt. Er wur­de in die­sem Fall in Amlos (Gemein­de Edlitz) fün­dig, dort gab es zwei ledi­ge Schwes­tern. Als Johann jedoch zu der Wirt­schaft kam, um sei­ne Zukünf­ti­ge zu „begut­ach­ten“, ver­steck­te sich die Aus­er­wähl­te und kam nicht zum Vor­schein. Statt­des­sen erschien die Schwes­ter Anna in der Stu­be und so nahm er sie zur Braut und mit nach Kirch­berg als zukünf­ti­ge Wirtin.

Das Pferd in der Stube

Eine ande­re lus­ti­ge Bege­ben­heit, die eigent­lich einen erns­ten Hin­ter­grund hat­te, trug sich fol­gen­der­ma­ßen zu: „Alex­an­der Ver­ney war Arzt in Kirch­berg und wohn­te im Pil­ipp-Haus. Er ritt damals noch hoch zu Ross zu sei­nen Pati­en­ten, egal, bei wel­chem Wet­ter und um wel­che Uhr­zeit. Bei nicht so gut betuch­ten Pati­en­ten ver­zich­te­te er sogar auf Bezah­lung“, erzählt Feuch­ten­ho­fer. „Da aber sein Pferd oft ver­schwitzt war und er kei­ne Ver­küh­lung sei­nes wich­tigs­ten Fort­be­we­gungs­mit­tels ris­kie­ren woll­te, stell­te er das Pferd bei kal­tem und nas­sem Wet­ter ein­fach in die Stu­be oder das Vor­haus sei­ner Pati­en­ten, um es tro­cken rei­ben zu las­sen“, erin­nert sich der Hob­by­his­to­ri­ker an die Erzäh­lun­gen sei­nes Vaters. Der Arzt wur­de zum Ehren­bür­ger ernannt, er und sei­ne Fami­lie ruhen in einer Gruft am Kirch­ber­ger Friedhof.

Die „gehörn­ten“ Bewoh­ner

Zie­gen gal­ten frü­her als Kühe der armen Leu­te. Davon gab es gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts vie­le in Kirch­berg. „Man­che Klein­häus­ler wuss­ten sich zu hel­fen und lie­ßen ihre Zie­gen des Nachts am Fried­hof gra­sen. Die Men­schen waren frü­her sehr gläu­big, aber auch aber­gläu­bisch. Stra­ßen­la­ter­nen gab es noch kei­ne und so war es stock­fins­ter, wenn man­cher Ein­woh­ner erst in der Fins­ter­nis zu sei­nem Haus zurück­kehr­te. Die Zie­gen sind bekannt­lich neu­gie­ri­ge Tie­re und wenn sie Leu­te vor­bei­ge­hen hör­ten, stell­ten sie sich an die Fried­hofs­mau­er, sodass man oft nur ihre Hör­ner sah. Die Leu­te aber, die die­se erblick­ten, glaub­ten, der „Leib­haf­ti­ge“ war­te schon auf sie. So schnell sie konn­ten, lie­fen sie heim­wärts und mie­den zukünf­tig des Nachts die­sen Weg, der sie am Fried­hof vorbeiführte.“

40 bedeu­ten­de Bau­wer­ke

Ernst Feuch­ten­ho­fer hat in sei­nen bei­den Büchern über 40 bedeu­ten­de Bau­wer­ke im Ort von A bis Z doku­men­tiert. 
Zusätz­lich zu den vie­len Fotos und Doku­men­ten zu den Häu­sern wer­den in den Büchern zahl­rei­che, zum Groß­teil erst­mals ver­öf­fent­lich­te Orts- und Per­so­nen­an­sich­ten gezeigt, die die Häu­ser­be­schrei­bun­gen ergänzen.