Foto: Seidl

Vor Kurzem hatte ich zwei interessante Begegnungen, bei denen ich eine faszinierende Erkenntnis gewonnen habe, die ich in weiterer Folge durch Studien bestätigt bekommen habe. Und zwar war ich erstens in einem Altersheim zum Plaudern mit fremden Menschen, zweitens konnte ich meine 97-jährige Großmutter dafür gewinnen, bei mir im Studio drei Volksweisen einzusingen. In den Gesprächen habe ich erfahren, dass alle der über Neunzigjährigen zumindest hobbymäßig musikalisch tätig waren. Das hat mich dazu bewegt, einem Zusammenhang auf die Schliche zu kommen. Es gibt tatsächlich einige Artikel zu dem Thema: Jeder kennt das, wenn durch eine bestimmte Melodie verstaubte Erinnerungen zum Vorschein kommen. Auf einer Demenzstation konnte man beobachten, wie die Senioren regelrecht „aufgewacht“ sind, als ihnen jemand etwas vorgesungen oder gespielt hat. Auf einer anderen Station konnte man bei regelmäßiger Beschallung feststellen, dass die Bewohner wieder mehr Appetit hatten und besser schliefen.

Worauf will ich hinaus? Musik zu hören oder zu machen ist _. (Bitte hier ein positives Adjektiv einsetzen.) Das Gute ist: Man muss dafür nicht musikalisch sein. Hauptsache, man mag die Klänge und lässt sie regelmäßig durch den Körper fließen. Konzerte besuchen, in der Blasmusik spielen, oder einfach nur laut und falsch mitsingen – ganz egal. Deswegen bin ich der Meinung, dass jedes Kind in der Pflichtschule die Chance haben muss, ein Instrument zu lernen, um im Altersheim der Hausband beitreten zu können.

So, ich geh jetzt singen und werd’ hundert!

Herzlichst, Roman Josef Schwendt
brief @ romanjosefschwendt.com