Beim Vortrag im Passionsspielhaus in Kirchschlag im Rahmen von „Bildung wächst“ (v.li.): Florian Kerschbaumer vom Regionsbüro, Michael Dollischal von der NÖ Bildungsdirektion, Autorin, Journalistin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig, Regionsobfrau Michaela Walla und der Kirchschlager Vizebürgermeister Karl Kager / Fotos (3): Rehberger
Unter dem Motto „Die dunkle Seite von Social Media“ organisierte die Region im Rahmen von „Bildung wächst“ einen Vortrag mit Autorin und Journalistin Ingrid Brodnig im Passionsspielhaus von Kirchschlag. Das Interesse im Publikum war groß, ebenso wie die Sorge von Eltern oder Pädagogen, wie man Kindern und Jugendlichen einen sinnvollen Umgang mit Smartphone und Social Media beibringen kann. Daher wird es im Herbst weitere Vorträge zum Thema geben.
„Es gibt Leute, die verbringen ihre Freizeit damit, 13-jährigen Mädchen im Internet Hässlichkeiten auszurichten“, mit diesen Worten begann Ingrid Brodnig ihren Vortrag zum Thema „Die dunkle Seite von Social Media“ im Passionsspielhaus von Kirchschlag. Dass die Autorin von mittlerweile fünf Büchern zum Thema auf der Bühne steht und ratlosen bis besorgten Eltern, Großeltern oder Pädagogen erklärt, welche Gefahren im Internet lauern, ist mittlerweile zu einer regelmäßigen Beschäftigung geworden. Nach Graz, Wien oder Brüssel kam die Expertin auf Einladung von „Bildung wächst“ auch nach Kirchschlag in die Bucklige Welt.
Was sie erzählte, macht teilweise fassungslos: Das reicht von Hassmails über gezieltes Mobbing und Verzweiflung bis hin zum Selbstmord. Aber warum ist das Internet, sind Social Media-Apps mit all ihren verheißungsvollen Versprechen zu teilweise so ungustiösen Orten geworden? Laut Brodnig gibt es dafür zwei Erkläransätze. Der eine besagt, dass es das schon immer gab: Leute, die immer nur das Schlechteste aus einer Sache machen und online nun sichtbarer sind. Der zweite Ansatz geht davon aus, dass sich manche Bevölkerungsgruppe einfach zurückziehen, weil sie so nicht mehr diskutieren wollen. „Gruppen, die von Sexismus oder Rassismus betroffen sind, ziehen sich so zurück. Eigentlich ein gesellschaftlicher Rückschritt“, so Brodnig.
Sie sieht die Verantwortung auch bei jenen, die Falschnachrichten ungeprüft teilen, und erklärt, wie Social-Media-Unternehmen über den Algorithmus mitbeinflussen, was man zu sehen bekommt: „Emotionalität ist der Erfolgsfaktor. Aggressive Poster sind oft erfolgreicher, provozieren mehr Interaktionen und sind so sichtbarer“, so Brodnig.
Im Anschluss an ihren Vortrag kamen zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Eltern und Pädagogen erhofften sich Tipps im Umgang mit den Themen Smartphone und Social Media bei Kindern und Jugendlichen. Die Expertin hatte dafür sowohl technische als auch zwischenmenschliche Tipps. Klar sei aber auch, dass man sich laufend mit dem Thema auseinandersetzen müsse. Das hat man in der Region auch vor. Aufgrund des großen Interesses wird es im Herbst drei Vortrags-Termine geben, die sich an Eltern, Großeltern oder Pädagogen richten und bei denen es um die sinnvolle Nutzung von Smartphones und Social Media für den Nachwuchs geht.