Klas­sen­vor­stand Lukas Gru­ber mit den talen­tier­ten Jung-Schrift­stel­lern der 2D des BG Neun­kir­chen / Foto: BG Neunkirchen

Die­ses Früh­jahr fand an der 2D des BG Neun­kir­chen eine The­men­wo­che unter dem Mot­to „Zwi­schen dem Wech­sel­land und dem Sem­me­ring­ge­biet“ statt. Zahl­rei­che regio­na­le Beson­der­hei­ten flos­sen in den Unter­richt ein. Außer­dem hol­ten sich die Nach­wuchs-Schrift­stel­ler im Rah­men einer Schreib­werk­statt Ideen aus der „Bote“-Serie „Lost Places“ von Mar­kus Stein­bich­ler. 

Gefan­gen in einer ande­ren Zeit

Schau­platz: Süd­bahn­ho­tel Sem­me­ring
von Natha­lie Kol­bin­ger, Han­na Aichin­ger und Rose­lynn Sims

„Pro­bie­ren wir es mal mit die­ser Tür, viel­leicht ist das der rich­ti­ge Weg hin­aus“, schlug Mira hys­te­risch vor. „Typisch, dass genau wir uns in die­ser Bruch­bu­de des Süd­bahn­ho­tels ver­ir­ren muss­ten“, maul­te Felix. Char­lot­te, genannt Char­lie, seufz­te. Sie atme­te den mod­ri­gen Geruch der alten Gemäu­er ein und sehn­te sich nach ihren Scho­ko­rie­geln, die sie schon ver­zehrt hat­te. Ihr bes­ter Freund Felix trat vor, öff­ne­te zag­haft die besag­te Tür und hielt die Luft an. Dahin­ter erstreck­te sich ein lan­ger dunk­ler Gang, des­sen Ende ein Licht erleuch­te­te. Augen­blick­lich fühl­ten sich die drei zum Ursprung der Strah­len hin­ge­zo­gen. „Spürt ihr das auch?“, flüs­ter­te Char­lie benom­men und griff nach den Hän­den ihrer Freun­de. Lang­sam und bedäch­tig wag­ten sie sich näher her­an und erkann­ten, dass dies ein fili­gran gear­bei­te­ter Schlüs­sel war. „Boah, krass!“, wis­per­te Felix begeis­tert. Mira und Char­lot­te blei­ben still. Wie von Zau­ber­hand fass­ten alle drei gleich­zei­tig nach dem klei­nen, gol­de­nen Schlüs­sel. Char­lies Fin­ger schlos­sen sich um den kal­ten Gegen­stand. Da pas­sier­te es. Glei­ßend hel­les Licht erstrahl­te den Gang. Char­lot­te sah auf und blick­te in Miras erschro­cke­ne Augen und Felix‘ erstaun­tes Gesicht. Sie hör­ten noch ihre spit­zen Schreie, als sie voll­kom­me­ne Dun­kel­heit verschluckte. 

Mit eine „Rums“ flo­gen die bes­ten Freun­de auf einen mar­mo­rier­ten Boden. Um sie her­um herrsch­te auf­ge­reg­tes Getüm­mel. Als sie auf­schau­ten, bemerk­ten sie die wun­der­schö­nen Klei­der und ele­gan­te Anzü­ge. Char­lie, Mira und Felix erschnup­per­ten die feins­ten Spei­sen und Par­fums. Die drei ahn­ten, dass sie sich irgend­wo im Bereich des Spei­se­saals befin­den muss­ten. Auf ein­mal bog ein Die­ner um die Ecke und ließ vor Schreck den drei­stö­cki­gen Scho­ko­ku­chen auf die Freun­de fal­len. „Weg hier!“, schrie Mira panisch, wäh­rend Felix in einer Schock­star­re blieb. Hek­tisch rüt­tel­te Char­lie ihren Freund und so kam plötz­lich Bewe­gung in ihn. Sie rann­ten in den nächst­bes­ten Raum, der sich als Mischung aus Bade­zim­mer und Toi­let­te ent­pupp­te. Bewun­dernd betrach­te­ten Felix, Mira und Char­lot­te den Raum, bis sie einen mäch­ti­gen Spie­gel ent­deck­ten, der mit zier­li­chen Edel­stei­nen bestückt war. „Wir sehen fürch­ter­lich aus!“, kreisch­te Mira ent­setzt. „Mhmmm, Scho­ko­ku­chen! End­lich wie­der etwas zu essen!“, freu­te sich Char­lie. Der Jun­ge roll­te mit den Augen: „Ist das dein kleins­tes Pro­blem Mira?!“, mein­te Felix iro­nisch, „Wir sind gera­de durch die Zeit gereist!“ „Aber wie ist das mög­lich?“, woll­te Mira wis­sen. Plötz­lich kam Char­lot­te ein Geis­tes­blitz: „Das muss­te der Schlüs­sel gewe­sen sein!“ „Wir müs­sen den Schlüs­sel wie­der­fin­den!“, beschloss Felix. „Der ist in dem Gang geblie­ben, du Holz­kopf“, fauch­te Mira. So mach­ten sie sich auf den Weg dort­hin, aber anstatt wie­der zurück in den besag­ten Gang zu kom­men, platz­ten die Freun­de in einen vol­len, präch­ti­gen Ball­saal. Volu­mi­nös hing ein mäch­ti­ger Kron­leuch­ter von der Decke, unter dem vie­le Leu­te stan­den, die sich ver­blüfft umsa­hen. Die meis­ten Damen tru­gen einen schlich­ten Fächer bei sich und wedel­ten sich ele­gant fri­sche Luft zu, wäh­rend Män­ner in fei­nen Anzü­gen an ihren Glä­sern nipp­ten oder Pfei­fe rauch­ten. „Fehl­an­zei­ge!“, stöhn­te Felix. Sie woll­ten gera­de wie­der umkeh­ren, aber eine raue her­ri­sche Stim­me hielt die Freun­de davon ab: „Halt! Stopp! Wie könnt ihr es wagen, hier ein­fach ohne Ein­la­dung auf­zu­tau­chen! Ihr kommt gleich mal mit in das Büro des Direk­tors, wir fin­den schon eine pas­sen­de Arbeit für euch!“ Eine Grup­pe auf­ge­brach­ter Män­ner woll­te sie fas­sen, doch die Kin­der konn­ten flie­hen. Schnell sprin­te­ten sie zu dem Gang, wo sie den Schlüs­sel fan­den, und kaum hat­ten die drei die­sen berührt, spür­te Char­lot­te ein Zie­hen im Magen.

Augen­bli­cke spä­ter stan­den alle drei wie­der in den her­un­ter­ge­kom­me­nen Gemäu­ern des Süd­bahn­ho­tels. „Ist das gera­de wirk­lich pas­siert?“, woll­te Felix ungläu­big wis­sen. „Ja, wir sind tat­säch­lich durch die Zeit gereist, mit­hil­fe die­ses Schlüs­sels!“, mein­te Char­lie begeis­tert und alle muss­ten lachen. „Kommt lasst uns nach Hau­se gehen, nach die­sem Aben­teu­er brau­chen wir eine hei­ße Scho­ko­la­de und eine Müt­ze Schlaf“, schlug Mira vor. Die bei­den stimm­ten ein und so gin­gen sie Hand in Hand nach Hau­se. 

 

Eine angst­ein­flö­ßen­de Begegnung

Schau­platz: altes Hotel beim Bahn­hof Mönich­kir­chen
von Lilith Alten­stras­ser und Valen­tin Lechner

„Nächs­ter Halt Tau­chen-Schau­er­egg“, ertön­te aus dem Zug­laut­spre­cher und Valen­tin, Yus­uf, Fur­kan und ich stie­gen aus dem Zug aus, nach­dem die­ser vor dem alten Bahn­hofs­ge­bäu­de in Tau­chen am Wech­sel zum Ste­hen gekom­men war. Und so hat­ten wir vier uns auf die Rei­se gemacht. Wir woll­ten näm­lich unse­rem lie­ben Herrn Pro­fes­sor Gru­ber einen Besuch abstat­ten und so stan­den wir etwas plan­los in der Gegend her­um.  Denn lei­der wuss­ten wir nicht genau, wo er wohn­te, also schlug Fur­kan vor: “ Wir könn­ten ähhh …… jetzt habe ich es ver­ges­sen! Ich weiß auch nicht.… Ähhh… Lasst uns den nächs­ten Zug zurück nehmen.” 

Der Zug, der uns nach Hau­se gebracht hät­te, fiel jedoch aus, des­we­gen kam Valen­tin auf die „wun­der­ba­re“ Idee, dass wir doch zu Fuß zurück gehen könn­ten. Zumin­dest bis nach Aspang, denn dort gibt es öfter eine Zug­ver­bin­dung. Also spa­zier­ten wir lang­sam und etwas trot­zig die Glei­se ent­lang, bis wir zu einem mys­te­riö­sen Gebäu­de kamen. Es bestand aus zwei Tei­len, einer war groß und beige und hat­te meh­re­re Stock­wer­ke, der ande­re hin­ge­gen war klei­ner und rot und sah eher aus, als wäre es eine Gar­ten­hüt­te. Ins­ge­samt sah die­ses Bau­werk nicht sehr ein­la­dend aus. Noch dazu stand es mit­ten im Wald.  „Hey, Fur­kan, ich wet­te, du traust dich nicht in die­se Bruch­bu­de zu gehen!“, rief Yus­uf mit einem bös­ar­ti­gen Grin­sen auf sei­nem Gesicht. „Natür­lich! Ich bin doch kein Weich­ei!“, kam als Ant­wort zurück. Nun misch­te ich mich ein: „Ihr könnt doch nicht ein­fach in ein Gebäu­de gehen! Außer­dem ist es sowie­so abge­sperrt.“ „Der Bahn­hof, schon aber bei dem dane­ben­ste­hen­den Hotel ist eine Tür auf­ge­bro­chen“, rief Valen­tin bes­ser­wis­se­risch dazwi­schen. Ich zwin­ker­te nur ein­mal kurz und schon war Fur­kan wie von Erd­bo­den ver­schluckt. „Das hat er doch nicht wirk­lich gemacht!”, schoss es Valen­tin durch den Kopf, „Das wird nicht gut aus­ge­hen.“ Zuerst dach­te ich mir nicht viel, doch dann hör­te man einen schril­len Schrei. Erst jetzt bemerk­te ich, dass Yus­uf auch fehl­te. Ohne zu zögern, rann­ten Valen­tin und ich in Rich­tung des plötz­lich auf­tre­ten­den Geräu­sches. Nach­dem wir durch ein Loch, wel­ches in die Wand geris­sen war, ins Hotel geklet­tert waren, wur­de mir sofort mul­mig zumu­te. Nicht nur stank es nach Ver­we­sung und ver­mo­der­ten Möbeln, son­dern es sah auch alles aus wie aus einem Gru­sel­film. Wie im Kino!  Besorgt schli­chen wir in Rich­tung lei­ser Gesprä­che und kamen schließ­lich bei einem her­un­ter­ge­kom­me­nen Stie­gen­haus an, wo wir Yus­uf und Fur­kan auf­fan­den. Bei­de saßen am Boden am Ende einer Blutspur. 

In mei­nen Adern gefror das Blut vor lau­ter Sor­ge um mei­nen bes­ten Freund. So schnell ich konn­te rann­te ich auf ihn zu und woll­te ihm hel­fen. Da hör­te ich Yus­ufs Stim­me, der mein­te: „Gut, dass du da bist! Fur­kan blu­tet näm­lich, weil ich vor lau­ter Auf­re­gung die Stie­gen hin­un­ter­ge­fal­len bin, und zwar genau auf Fur­kan, der sich dar­auf­hin eine Platz­wun­de von dem guss­ei­ser­nen Gelän­de zuge­zo­gen hat. Bit­te helft uns!“ Gera­de als ich mich wie­der ent­spann­te und Fur­kan hel­fen woll­te, hör­te ich, wie jemand lang­sam die Stu­fen her­un­ter­schlurf­te. Doch das war nie­mand von uns! Schnell pack­ten wir Fur­kan an den Bei­nen und ver­such­ten uns in Sicher­heit zu brin­gen. Mein Herz­schlag stieg mit jedem Schritt, den die­ses Wesen in unse­re Rich­tung setz­te. Schweiß rann­te mei­ne Stirn hin­un­ter und ich woll­te schon alle ver­las­sen und ein­fach wegrennen…

…Doch dann hör­te ich eine bekann­te Stim­me: „Lilith? Seid ihr hier? Ich habe in mei­ner Ortungs­app gese­hen, dass du gar nicht bei dei­nem Herrn Pro­fes­sor bist? Des­we­gen bin ich schnell her­ge­fah­ren.“ Es war mei­ne Mut­ter… Nie zuvor hat­te ich mich so geschämt, denn ich hat­te gedacht, es kommt irgend­ein Mons­ter auf uns zu! Vor lau­ter Auf­re­gung hat­te ich ganz ver­ges­sen, dass Fur­kan unse­re Hil­fe brauch­te. Mei­ner Mut­ter jedoch fiel dies sofort auf und wir alle tru­gen Fur­kan zusam­men in das Auto mei­ner Mama, die ihn ins Kran­ken­haus fuhr. 

Im End­ef­fekt hat Fur­kan es über­lebt, wir all muss­ten uns Stand­pau­ken von unse­ren Eltern anhö­ren und der Herr Pro­fes­sor gab uns sei­ne Adres­se, damit so etwas in Zukunft nicht mehr pas­siert. Aber in den alten Gebäu­den am Mönch­kirch­ner Bahn­hof war sicher­lich schon lan­ge nicht mehr so viel los gewe­sen. 

Wie im Mär­chen: Die drei magi­schen Steine

Schau­platz: Burg­rui­ne Tho­mas­berg 
Eine Geschich­te in 3 Tei­len von Lamar Abu­ra­ya, Lili­an Stück­ler und Lisa Reichhart 

Gemein­sa­me Einleitung

Mei­ne Schwes­tern und ich hat­ten kei­ne Eltern mehr und waren des­we­gen zum Gespött für die ande­ren Kin­der gewor­den. Wir wohn­ten bei unse­rer Stief­tan­te, wel­che uns sehr schlecht behan­del­te. Katha­ri­na, Eloui­se und ich muss­ten den gan­zen Haus­halt machen. Am schlimms­ten war es, als wir die Arbeit unse­rer Stief­ku­si­nen erle­di­gen muss­ten, denn wenn wir es nicht taten, muss­ten wir hun­gern. Mei­ne Tan­te kann her­vor­ra­gend backen und kochen, aber lei­der bekom­men wir immer nur das ab, was ihre Töch­ter nicht essen oder übrig­las­sen.
Eines Tages unter­nah­men mei­ne Schwes­tern und ich einen Spa­zier­gang. Dabei fan­den wir eine Höh­le, die uns sehr mys­te­ri­ös auf­fiel. Natür­lich gin­gen wir dort hin­ein. Es war fins­ter und sehr feucht, aber den­noch warm. Stil­le befand sich im Raum, bis ich mein­te: „ Seht, in die­ser Höh­le gibt es drei Gän­ge“.
 

Teil 1
von Lamar Aburaya

Eloui­se, Katha­ri­na und ich ent­schie­den uns jeweils einen eige­nen Weg zu gehen. Der Gang war sehr lang. Ich befürch­te­te schon, er hät­te kein Ende. Plötz­lich rausch­te das Was­ser und ich sah nach eini­gen wei­te­ren Schrit­ten ein strah­lend blau­es Gewäs­ser. „ Was für ein schö­ner Ort!“, dach­te ich mir, „Das Was­ser so blau wie der Him­mel, die Son­ne so hell wie noch nie, bes­ser geht es nicht.“ Ich schwamm und tauch­te. Es fühl­te sich sehr gut an, wie­der zu schwim­men. Doch irgend­wie bemerk­te ich, dass ich beob­ach­tet wur­de, konn­te aber nie­man­den aus­ma­chen.
„Ein Fisch!“, schrie ich. Doch dann bemerk­te ich, dass es ein Was­ser­we­sen war, das Ähn­lich­kei­ten mit einem Fisch hat­te. Ein Gefühl ver­riet mir, dass ich mich in Gefahr bege­ben hat­te. Mei­ne inner­li­che Stim­me mein­te, ich soll weg. Aber noch bevor mein Kör­per einen Schritt machen konn­te, stand das Wesen vor mir. Es riss sein Maul auf. Aber anstatt mich zu fres­sen, über­gab er mir einen schö­nen Stein. Der klei­ne Fels hat­te das Sym­bol des Was­sers. Bevor ich etwas fra­gen konn­te, sprach das Was­ser­we­sen zu mir:b„Keine Angst! Ich muss dir etwas Wich­ti­ges mit­tei­len. Dei­ne Schwes­tern beka­men auch einen Stein. Wenn ihr alle drei magi­schen Stei­ne ver­bin­det, geschieht etwas Wun­der­ba­res. Euer Leben wird einen posi­ti­ven Ver­lauf neh­men!“ Ich schwamm begeis­tert zurück und ging den Tun­nel ent­lang, die­ses Mal kam er mit nicht so lang vor. Dort war­te­te Katha­ri­na auf mich. Zusam­men muss­ten wir auf Eloui­se war­ten. Nach einer Zeit tauch­te auch sie auf. Ohne ein Wort zu spre­chen, wuss­ten wir, was zu tun war. Wir ver­ban­den die Stei­ne und uns wur­de schwin­de­lig.
 

Als wir erwach­ten, fan­den wir uns auf der Burg Tho­mas­berg wie­der. Wir hat­ten wun­der­schö­ne Klei­der an. Kräf­te besa­ßen wir auch. Ich konn­te Was­ser bän­di­gen. Es war so, als wären wir im Mit­tel­al­ter. Der Markt­platz, der sich im Innen­hof der Burg befand, war voll mit Leu­ten, die fröh­lich ihre Waren tausch­ten. Man konn­te hören, wie Kin­der im Hof mit dem Ball spiel­ten. Die Burg war auch geschmückt und far­ben­froh. Obwohl es eigent­lich noch nicht Som­mer war, fühl­te es sich so an.

Wir ent­schie­den uns, ein gro­ßes Fest zu fei­ern. Aber am Abend pas­sier­te etwas Groß­ar­ti­ges. Mei­ne Schwes­tern und ich wur­den als Köni­gin­nen gekrönt und ent­deck­ten unse­re eigent­li­chen ver­stor­be­nen Eltern in den Rei­hen der Zuschauer. 

Wir führ­ten ein glück­li­ches Leben und regier­ten stolz über das neu ent­deck­te Reich. 

Teil 2
von Lili­an Stückler

Katha­ri­na, Oli­via und ich ent­schie­den uns jeweils einen eige­nen Weg zu gehen. Der Tun­nel war eng und win­ke­lig, die Wän­de waren leicht feucht und durch die klei­nen Löcher in den Wän­den kam kal­te Luft. Ich ging den schma­len Gang ent­lang und hoff­te mit jedem Schritt, den ich wei­ter­ging, dass ich mei­ne Schwes­tern wie­der­se­hen würde.

Ich war eigent­lich immer mutig gewe­sen. Bis jetzt. Doch als ich den Wind heu­len hör­te, wäh­rend ich einen Fuß vor den ande­ren setz­te, bemerk­te ich lang­sam, dass der Tun­nel immer schma­ler wur­de. Als ich dach­te, dass ich das Ende des lan­gen Gan­ges erreicht hät­te, kam ich zu einer Lei­ter, die zu einem Auf­gang führ­te. Ich klet­ter­te nach oben und spür­te den Wind in mei­nen offe­nen Haa­ren. Die Son­ne schien in mein Gesicht und ich spa­zier­te einen Weg ent­lang, als plötz­lich die Son­ne ver­schwand und ich wie­der zu einem Loch mit einer Lei­ter kam. Dies­mal führ­te sie abwärts.

Ich zöger­te, bis ich wie­der lang­sam in die Dun­kel­heit hin­un­ter stieg. Plötz­lich hör­te ich eine lei­se zit­tern­de Kin­der­stim­me in der Fer­ne. Die Stim­me kam immer näher und mit jeder Sekun­de begann mein Herz schnel­ler zu schla­gen. Nach ein paar Augen­bli­cken stand ein klei­nes blas­ses Mäd­chen vor mir und stot­ter­te: „Du MuSst DaS PuZ­zLe LöSeN!“ Sie zeig­te auf selt­sa­me wei­ße Stei­ne mit einem blau­en Luft­zei­chen dar­auf. „DiE MuSsT Du FiN­dEn,‘‘ fuhr das Mäd­chen lei­se fort. Also mach­te ich mich auf den Weg und sam­mel­te alle Stei­ne, die ich fin­den konn­te. Als ich nach einer lan­gen Zeit wie­der zu dem Mäd­chen zurück­ging und ihm die Stei­ne über­reich­te, bedank­te es sich und ver­schwand ins Nichts. Doch dort, wo es gestan­den war, lag nur noch ein blau­er Stein mit einem wei­ßen Luft­zei­chen darauf.

Behut­sam nahm ich den Stein in die Hand und mach­te mich auf den Rück­weg. Den gan­zen Tun­nel ging ich Schritt für Schritt wie­der zurück. Der Weg war hell beleuch­tet und ich konn­te die Wär­me in mei­nem Gesicht spü­ren. Der gesam­te Tun­nel war viel hel­ler und ein­la­den­der als am Anfang. Nach ein paar Minu­ten sah ich mei­ne Schwes­tern Katha­ri­na und Oli­via wie­der, die eben­falls zwei Stei­ne in der Hand hiel­ten. Ohne ein Wort zu spre­chen, füg­ten wir die Stei­ne zusam­men und fie­len alle drei in Ohnmacht.

Als wir wie­der auf­wach­ten, waren wir auf der Burg Tho­mas­berg und hat­ten wun­der­schö­ne Klei­der an. Auf der Burg fand gera­de ein gro­ßer Ball statt, zu dem wir auch ein­ge­la­den wur­den. Als wir drei auf dem Ball erschie­nen, war die gan­ze Burg wun­der­schön geschmückt und über­all stan­den klei­ne Tische mit köst­li­chem Essen dar­auf, von der Decke hin­gen Kris­tall­lam­pen und die Wän­de waren mit wun­der­schö­ner Male­rei ver­ziert. Ich hat­te von nun an die Kraft, die Luft und das Wet­ter zu beherrschen.

Teil 3
von Lisa Reichhart 

Eloui­se, Oli­via und ich ent­schie­den uns jeweils einen eige­nen Weg zu gehen. Ich ging den Feu­er­weg, denn es gab drei Wege: Feu­er, Was­ser und Luft. Eloui­se war den Luft­weg gegan­gen und Oli­via erwisch­te den Was­ser­weg. Bei mei­nem Pfad hör­te ich plötz­lich das Knis­tern eines Feu­ers. Ich spür­te, wie Angst in mir hoch­kroch und woll­te nur eines: nach Hau­se. Aber da dach­te ich mir: „Die ande­ren wer­den viel­leicht nach mir suchen und mich nicht mehr fin­den. Sie brau­chen mich!“ Nach einer Wei­le ent­schied ich mich, dass ich mei­nen Weg doch fort­set­zen und nach dem Feu­er suchen soll­te. Also ging ich wei­ter und nach ein paar Minu­ten sah ich etwas Bren­nen­des in der Fer­ne, das zu Asche zer­fiel. Ich hat­te Angst davor, dass ich jetzt auch so enden wür­de. Mei­ne Sor­gen wur­den so groß, dass mir Trä­nen kamen. Aber Moment mal. Es waren Feu­er­trä­nen, die mei­ne Augen fal­len lie­ßen. Um mich her­um ver­än­der­te sich alles und plötz­lich muss­te ich mich auf einen Park­our kon­zen­trie­ren, um nicht in die hei­ße Lava zu fal­len. Nach eini­gen schwit­zi­gen Momen­ten schaff­te ich die­se Auf­ga­be. Die Mut­pro­be war bestan­den. Ich brauch­te nur ein biss­chen Beweg­lich­keit, um dies zu schaf­fen. Lang­sam ging ich den Gang ent­lang und fand schließ­lich einen Feu­er­stein, wel­cher rot leuch­te­te. Er sah komisch aus, denn er hat­te ein Feu­er­zei­chen in sich. Doch der Weg war noch nicht zu Ende und führ­te mich wei­ter. Es dau­er­te nicht lan­ge, bis ich mich ori­en­tier­te und wuss­te, wo ich war. Es war der Raum, in dem wir uns getrennt hat­ten. Ich muss­te am Ziel ange­kom­men sein.

Nach einer kur­zen War­te­zeit sah ich Oli­via schon auf mich zukom­men. Zir­ka fünf Minu­ten spä­ter kam Eloui­se eben­falls auf uns zuge­rannt. Bei­de zeig­ten mir ihren Stein und kurz dar­auf bespra­chen wir, was wir zu tun hat­ten. Wir beschlos­sen, dass wir wie­der zurück nach Hau­se gehen, denn wir glaub­ten an das Schick­sal. Mei­ne Schwes­tern und ich nah­men die Stei­ne und wir leg­ten sie zusam­men. Eloui­se hat­te einen Stein mit einem Luft­zei­chen dar­auf. Oli­via hat­te ein Gestein mit einem Was­ser­zei­chen und ich hat­te ein Feu­er­zei­chen auf mei­nem beson­de­ren Fels­bro­cken. Plötz­lich wur­den wir ohn­mäch­tig und es fühl­te sich an wie eine Zeitreise.

Ich hät­te nie­mals gedacht, dass es wirk­lich eine war, aber wir wach­ten in kei­nem nor­ma­len Haus auf, son­dern in der Burg Tho­mas­berg. Ich war so froh, dass ich mich wie­der wie ich sel­ber fühl­te, denn ich hat­te das Gefühl, frei zu sein. Nur etwas hat­te sich ver­än­dert. Ich hat­te plötz­lich Super­kräf­te und mei­ne Schwes­tern auch. Oli­via konn­te Was­ser kon­trol­lie­ren und Eloui­se konn­te das Wet­ter mit ihren Emo­tio­nen ver­än­dern. Ich konn­te aller­dings Feu­er bän­di­gen und mit mei­ner Hand ent­fa­chen. Wir sahen alle wun­der­schön aus, denn wir hat­ten zau­ber­haf­te Klei­der an. Ich trug ein rotes, Eloui­se ein wei­ßes und Oli­via ein blau­es Kleid. Wir bemerk­ten, dass ein Fest auf der Burg gefei­ert wur­de. Dort waren vie­le Men­schen und alle waren schön geklei­det. Die Män­ner tru­gen fest­li­ches Gewand und die Frau­en, so wie wir, Klei­der und einen Dutt. Am Ende erfuh­ren wir, dass wir die neu­en Besit­ze­rin der Burg waren und das hieß auch, dass wir zu Prin­zes­sin­nen gewor­den waren.

Und wenn wir nicht gestor­ben sind, dann leben wir noch heute…

Mein magi­sches Leben auf der Burg Thomasberg

Schau­platz: Burg­rui­ne Tho­mas­berg 
von Isa­bel­la Stoll

Ich bin Ceci­lia, ein 12-jäh­ri­ges Mäd­chen, das gera­de in sei­nem Zim­mer auf der Burg Tho­mas­berg sitzt. Hier lebe ich seit zwei Jahren. 

Ver­gan­gen­heit (zwei Jah­re zuvor): 

Mein Vater Marc war allein­er­zie­hend. Mei­ne Mut­ter hat­te uns ver­las­sen, als ich zwei Jah­re alt war. Kei­ner weiß bis heu­te, wo sie sich befin­det. Eini­ge Zeit, nach­dem mei­ne Mut­ter ver­schwun­den war, traf mein Vater eine Frau namens Hol­ga. Für ihn ist sie wie eine Schwes­ter und für mich wie eine Mut­ter. Sie zog mich groß, als wäre ich ihr eige­nes Kind. 

Sowohl mein Vater als auch Hol­ga waren Die­be. Sie bestah­len ande­re Leu­te. Fast jedes Mal durf­te ich mit­ge­hen. Eines Tages kam ein Mann ange­rit­ten. Ich glau­be, er ist ihr Auf­trag­ge­ber, denn ich hat­te ihn schon öfters gese­hen. Er erschien immer kurz bevor wir auf­bra­chen, um wie­der zu steh­len. Nor­ma­ler­wei­se ver­stand er sich gut mit mei­nem Vater. Doch die­ses Mal war alles anders. Der Mann stritt sich laut­stark mit mei­nem Vater und ich hör­te die­sen immer wie­der sagen: „Nein, das machen wir nicht! Das ist viel zu gefähr­lich!!“ Doch nach eini­ger Zeit hat­te sich der Mann dur­ge­setzt. Mein Vater und Hol­ga pack­ten ihre Sachen, um auf­zu­bre­chen. Zu mir aber sag­ten sie: „Die­ses Mal kannst du nicht mit­kom­men! Du bleibst so lan­ge, bis wir wie­der­kom­men, bei dei­nem Onkel Eric auf der Burg!“ 

Gegen­wart (1496):

Hol­ga und mein Vater sind im Gefäng­nis. Sie wur­den bei dem Ver­such, eine Zau­ber­ta­fel zu steh­len, gefasst. Mein Onkel erzählt mir viel von frü­he­ren Zei­ten, als er und mein Vater sich noch gut ver­stan­den haben. Ich kann nicht ver­ste­hen, war­um mich die­ser ange­lo­gen und nichts dar­über erzählt hat. 

Aber seit zwei Jah­ren bin ich nun eine Prin­zes­sin mit einem Onkel, der sich um mich küm­mert, als wäre ich sei­ne Tochter. 

Ich ver­brin­ge viel Zeit, um die Burg zu erkun­den. Auch ges­tern war ich wie­der unterwegs. 

Plötz­lich hör­te ich ein lau­tes Schrei­en, das aus dem Burg­hof kam. Neu­gie­rig schau­te ich aus dem Fens­ter des Rit­ter­saa­les. Und was sah ich? Ein Mann und eine Frau kämpf­ten gegen einen Dra­chen, der sie nicht in den Hof las­sen woll­te. Vor­sich­tig beug­te ich mich wei­ter aus dem Fens­ter und plötz­lich… konn­te das wirk­lich sein??… war das tat­säch­lich… mein Vater??? mit Holga??? 

Gemein­sam ver­such­ten sie den Dra­chen zu besie­gen. So rasch ich konn­te, lief ich in den Hof hin­un­ter.  „PAPA?! HOL­GA?! SEID IHR ES WIRK­LICH?!!“, schrie ich. „Ja, mein Schatz! Aber gra­de kann ich dich lei­der nicht so begrü­ßen, wie ich will!“, erwi­der­te er. Er lach­te, aber gleich zog er wie­der eine böse Grimasse.

 Ich wuss­te nicht, ob ich mich freu­en oder sau­er sein soll­te. Tief in mei­ne Gedan­ken ver­sun­ken, bemerk­te ich nicht, dass mein Vater von dem Untier gegen die Burg­wand geschleu­dert wurde. 

Mir stock­te der Atem! „Nein, bit­te nicht!!! Ich habe dich nicht schon wie­der ver­lie­ren“, rief ich laut und rann­te ver­weint los. Als ich bei mei­nem Vater ankam, bemerk­te ich, dass er zum Glück nur benom­men war.  Aber kämp­fen konn­te er nicht mehr. Was soll­te ich tun??? Panisch sah ich mich um. Tau­sen­de Gedan­ken schos­sen durch mei­nen Kopf. „Wie kann ich ihn ret­ten?“, frag­te ich mich ver­zwei­felt. Der Dra­che kam näher und näher. Am liebs­ten hät­te ich mich in ein Maus­loch ver­kro­chen. Doch dann sah ich das Schwert von mei­nem Vater, das neben ihn lag. Plötz­lich stieg gro­ße Wut in mir hoch. Ich schnapp­te mir die Waf­fe und schwang sie hoch in die Luft. „Von dir las­se ich mir mei­nen Vater nicht wie­der weg­neh­men!“, schrie ich und stach zu- mit­ten in das schwar­ze Herz des Dra­chen. Die­ser erstarr­te, stieß einen gräss­li­chen Schrei aus, bäum­te sich auf, und… fiel plötz­lich zusammen. 

Erleich­tert lief ich zu mei­nem Vater, dem Hol­ga inzwi­schen auf­ge­hol­fen hat­te und umarm­te bei­de. „Ich dach­te, wir soll­ten dich ret­ten und nicht du uns??“ lach­te Hol­ga. Als wir uns umdreh­ten, erblick­ten wir einen klei­nen Dra­chen, der unter der Haut des gro­ßen Tie­res her­vor­kam. „Hal­lo, ich bin Coco, das Dra­chen­mäd­chen. Dan­ke, dass du mich von mei­ner bösen Facet­te befreit hast!“, freu­te es sich. „Von nun an will ich nur dir gehören!“ 

Seit die­sem Tag bin ich wie­der mit mei­nem Vater und Hol­ga ver­eint. Sie haben sich auch mit mei­nem Onkel ver­söhnt und wir leben alle gemein­sam auf der Burg Thomasberg.