Chris­ti­an Ober­ger mit einem sei­ner Lini­en­bus­se, die in der Regi­on unter­wegs sind – noch mit Die­sel betrie­ben. Im Hin­ter­grund sieht man einen Teil sei­ner 1,6 MW PV-Anla­ge, die künf­tig sei­ne gesam­te Bus­flot­te ver­sor­gen soll / Fotos: Reh­ber­ger, Krug

Vie­len ist der Betrieb der Fami­lie Ober­ger als Event-Loca­ti­on bekannt. Fort­ge­hen „in der Schlat­ten“ steht für Par­tys und Kon­zer­te, die auch heu­te noch statt­fin­den. Der Bereich Gas­tro­no­mie hat sich in den letz­ten Jah­ren aller­dings mehr in Rich­tung Ver­an­stal­tun­gen für Grup­pen und Events ver­la­gert. Dafür ist der öffent­li­che Nah­ver­kehr als neu­es Stand­bein dazu­ge­kom­men. In die­sem Bereich lässt Unter­neh­mer Chris­ti­an Ober­ger nun mit einem neu­en Pro­jekt auf­hor­chen, das den hei­mi­schen Bus­ver­kehr in ein neu­es Zeit­al­ter lenkt.

Chris­ti­an Ober­ger ist im Jahr 2015 in den Fami­li­en­be­trieb ein­ge­stie­gen, 2018 hat er das Unter­neh­men über­nom­men. Noch im sel­ben Jahr gewann Ober­ger die Aus­schrei­bung in sei­ner Hei­mat­re­gi­on für den Schü­ler­trans­port: der Start­schuss im Bereich öffent­li­cher Verkehr.

Als sei­tens des VOR sämt­li­che Bus­ver­bin­dun­gen neu auf­ge­stellt und aus­ge­schrie­ben wur­den, bewarb sich Ober­ger im Jahr 2019 für den Bezirk Neun­kir­chen und einen Teil der Buck­li­gen Welt – und er erhielt den Zuschlag. Seit­her prä­gen die zehn Ober­ger-Lini­en­bus­se das Stra­ßen­bild in der Region.

Von Anfang an hat­te Chris­ti­an Ober­ger dabei die Visi­on, dass sämt­li­che sei­ner Schul- und Lini­en­bus­se elek­trisch unter­wegs sind – und zwar mit Strom aus eige­ner Erzeu­gung. Nach vie­len Pla­nun­gen, einer Pan­de­mie und dem Krieg in der Ukrai­ne – unvor­her­ge­se­he­nen Ereig­nis­sen, die alles etwas ver­zö­ger­ten – konn­te Ober­ger sei­ne 1,6‑Megawatt-Anlage schließ­lich heu­er im Früh­som­mer in Betrieb neh­men. „Wir hat­ten die Idee, die Ener­gie als Ver­kehrs­be­trieb sel­ber zu nut­zen, und sehen uns nicht als Ener­gie­händ­ler: ein Ansatz, der uns von ande­ren unter­schei­det. Die Ent­schei­dung für ein sol­ches PV-Pro­jekt fiel bereits im Jahr 2019, also lan­ge vor Coro­na und Ukrai­ne-Krieg“, so Oberger.

Ver­brauchs­kreis­lauf

Meh­re­re 10.000 Euro kos­tet der Treib­stoff für sei­ne Bus­flot­te – pro Monat. Mit der neu­en Anla­ge will Ober­ger nun einen Ver­brauchs­kreis­lauf schaf­fen. Eini­ge sei­ner klei­ne­ren Schü­ler­bus­se sind bereits als E‑Busse unter­wegs. Für sei­ne Fah­rer war es anfangs gewöh­nungs­be­dürf­tig doch mitt­ler­wei­le wis­sen sie genau, wann sie zum Laden „in die Schlat­ten“ müs­sen oder ob sich die eine oder ande­re Fahrt noch locker ausgeht.

„Mit der Inbe­trieb­nah­me der PV-Anla­ge haben wir einen Rie­sen-Mei­len­stein geschafft“, freut sich der Fir­men­chef. Ein wei­te­rer befin­det sich in der Ziel­ge­ra­den: Ober­ger hat zwölf elek­tri­sche Lini­en­bus­se bestellt, die vor­aus­sicht­lich nächs­tes Jahr aus­ge­lie­fert und die die­sel­be­trie­be­nen Bus­se ablö­sen wer­den. Hält die Lie­fer­ket­te, dann soll die ers­te E‑Busflotte der Regi­on ab Herbst 2024 im Ein­satz sein.

„Drei Punk­te sind für mich bei die­sem Pro­jekt wich­tig zu erwäh­nen. Zum einen: Wir haben die Ent­schei­dung lan­ge vor der Ener­gie­kri­se getrof­fen und wol­len uns von der Gold­grä­ber-Stim­mung, die teil­wei­se herrscht, klar abgren­zen. Zum zwei­ten kön­nen wir durch die neue PV-Anla­ge eine land­wirt­schaft­lich schwer nutz­ba­re Flä­che in stei­ler Hang­la­ge nun opti­mal nut­zen. Wir distan­zie­ren uns von Wid­mun­gen gut nutz­ba­rer Acker­flä­chen, die anders als bei uns wert­vol­le land­wirt­schaft­li­che Flä­chen dar­stel­len“, so Oberger.

Rei­se durch die Zeit und in die Oper

Auch wenn es noch etwas dau­ert, bis die ers­ten gro­ßen E‑Busse im Ein­satz sind, konn­te Ober­ger bereits eine Test­fahrt unter­neh­men. Sein Fazit: „Man hört kaum Geräu­sche und es gibt kei­ne Abga­se. Wenn man sich dann wie­der in den Die­sel-Bus setzt, kommt es einem vor wie eine Zeit­rei­se zehn Jah­re in die Vergangenheit.“

Dass es in der Buck­li­gen Welt und im Wech­sel­land nun für alle Gemein­den eine regel­mä­ßi­ge Anbin­dung an den öffent­li­chen Ver­kehr gibt, liegt dar­an, dass der VOR bei der Neu­aus­schrei­bung im Jahr 2019 Regi­on und Gemein­den mit ein­ge­bun­den hat. Damit hofft man nun, mög­lichst vie­le Men­schen zum Umstieg auf den öffent­li­chen Ver­kehr zu bewe­gen. Auch für Chris­ti­an Ober­ger ist ein posi­ti­ver Trend spür­bar, wobei Men­schen unter 50 eher auf Öffis umstei­gen wür­den als Älte­re. Umso wich­ti­ger ist es daher, dass man mit gutem Bei­spiel vor­an­geht – wie die Schü­ler der MS Lich­ten­egg, die für ihren Aus­flug an die Wie­ner Volks­oper kurz vor den Feri­en kom­plett mit Öffis anreisten.