Bernadette Waldherr aus Lichtenegg will starke Frauen vor den Vorhang holen und ihre Geschichte erzählen / Foto: Waldherr

Bernadette Waldherr aus Lichtenegg arbeitet an einem Projekt, das der Idee hinter der „Botin“ ähnelt. Mit dem Ziel, etwas für die Gesellschaft zu tun, will sie starken Frauen eine Stimme geben und ihre bemerkenswerten Geschichten erzählen, die sonst vielleicht keiner hören würde.

Schon während ihres Studiums der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur war Bernadette Waldherr das Projekt einer Professorin aufgefallen, die sich mit der Geschichte der Frau und ihren Freiräumen befasst. Als sie schließlich den Podcast „KommPod“ von Martin Heller hörte, der Persönlichkeiten aus der Region vors Mikro bittet, kam ihr der Gedanke, dass es eigentlich schade sei, dass man kaum Leute präsentiere, die vielleicht weniger bekannt seien, aber dennoch Großartiges leisteten.

Lebensgeschichten in Kurzform

Vor Kurzem startete sie daher ihr eigenes Projekt, um starken Frauen eine Stimme zu geben. „Ich stehe derzeit noch am Anfang, aber das erste Gespräch habe ich bereits in einem kurzen Text zusammengefasst“, so Waldherr (siehe Beitrag unten). Ihr Ziel ist es, viele solcher Geschichten von Frauen aus der Region zu sammeln und als Kurzfassungen aufzuschreiben.

Ein Ausgleich zu ihrem Beruf: Wenn sie nicht gerade ihrem Bruder dabei hilft, Käse in der „Hofkäserei Waldherr“ herzustellen, arbeitet sie hauptberuflich mit Menschen mit Behinderung in Mariensee auf einem kleinen Selbstversorger-Hof. „Gerade im Winter war ich auf der Suche nach etwas, das ich nebenbei machen kann, etwas für den Kopf“, so Waldherr.

Ihr Projekt soll sich nun langsam, aber stetig weiterentwickeln. Daher ist sie immer auf der Suche nach Frauen aus der Region, die sich selbst bei ihr melden können oder auch andere vorschlagen möchten (am besten per Mail: bernwald@butterzentrale.at). Und vielleicht können wir dann in der nächsten „Botin“ ein weiteres Beispiel wie das von Johanna (siehe unten) zeigen.

Johanna: „Man kann nicht alles planen im Leben“

Bäuerin Johanna hat sich ihr Leben anders vorgestellt als es gekommen ist. Trotz schwerer Herausforderungen nimmt sie die Dinge in die Hand und konzentriert sich auf das Leben. Ihre Lebensgeschichte zeigt Mut und ihre Kraft des Weitermachens.

Johanna ist erst seit fünf Jahren verheiratet und hat zwei Söhne, als sich ihr erster Mann das Leben nimmt. Zu dieser Zeit haben sie gerade den Kuhstall neu gebaut. Verwandte helfen Johanna. Ihr Bruder, der auch ihr Nachbar ist, hilft auf dem Hof. Auch die Schwiegermutter unterstützt sie von da an. Johanna heiratet ein zweites Mal und bekommt noch zwei Söhne und eine Tochter. Diese Ehe beschreibt Johanna als „nicht immer leicht“. Nach zehn Jahren stirbt ihr zweiter Mann aufgrund einer Krankheit. Mit 18 Jahren nimmt sich ihre Tochter das Leben. Johanna dachte immer ans Weitermachen. Sie sah keine andere Alternative, als den Hof weiterzuführen: „Da kannst net sagen, ich geh jetzt net in Stall.“ Auch andere Frauen in ihrer Umgebung bewirtschafteten alleine den Hof und waren für die Familie da, weil ihre Männer nicht mehr leben. Diese bezeichnet Johanna als ihre Vorbilder und deren Lebensgeschichte gab ihr Mut zum Weitermachen. Nach dem Tod ihres ersten Mannes hilft Johanna der Gedanke: „Wenn es so sein soll, werd ich schon die nötige Kraft kriegen zum Weitermachen.“ Auch sprechen sie die Worte „Du brauchst dich nicht fürchten, ich werd dir schon helfen“, ergreifend an. „Man soll die Situation annehmen, wie sie kommt – und dann weitermachen. Man kann nicht alles planen im Leben“, sagt Johanna. Kraft geben Johanna auch die Zusprüche und Erfahrungen von Menschen mit ähnlichen Lebenserfahrungen: sich auf die Lebenden in der Familie zu konzentrieren. Johanna lässt das Weinen zu und nimmt sich vor, das Lachen nicht zu verlernen und weiterhin unter Leute zu gehen. Chorsingen, Gruppenreisen, Exkursionen, Kirchendienste sind Johanna wichtig. Den Hof hat Johanna mittlerweile an den älteren Sohn übergeben, hilft aber trotzdem viel mit. Auch auf ihre Enkelkinder passt sie oft auf. Den Söhnen will sie in deren Wirtschaftsweise nichts dreinreden und wünscht sich, dass sie gut zusammenarbeiten. Heute ist Johanna 63 Jahre alt und dankbar, die vielen Herausforderungen trotz allem geschafft zu haben.

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