Der NÖ Landtagspräsident Karl Wilfing machte sich selbst ein Bild von dem innovativen Projekt in Otterthal / Foto: Rehberger

Ende April traf sich die gesamte Führungsriege des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, unter ihnen auch sämtliche Landesfeuerwehrkommandanten und Referatsleiter, in Otterthal. Grund war die Fertigstellung der neuen Versuchsanstalt, die vom Baustudio Höfer errichtet und mit modernsten Elementen der erneuerbaren Energieerzeugung ausgestattet wurde. Mit der Sitzung der obersten Feuerwehr-Vertreter nimmt das Energiestudio Höfer nun offiziell seinen Dienst auf. 

Baumeister Andreas Höfer ist nicht nur Experte für den Bau von Feuerwehrhäusern, sondern als Konsulent des NÖ Landesfeuerwehrverbandes und Sachgebietsleiter des Sachgebietes SG 3.5 Feuerwehrinfrastruktur des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes auch bestens mit den Herausforderungen vertraut, vor denen die heimischen Feuerwehren stehen, um sich auf einen möglichen Blackout vorzubereiten. Sein Ziel war es daher, ein komplett blackoutsicheres Gebäude zu errichten. „Viele Einzelkomponenten wie Photovoltaik-Anlagen, diverse Kurzzeit- oder Langzeit-Speicher gibt es bereits bzw. sind im Einsatz. Wir wollten aber wissen, welche Ergebnisse man erzielen kann, wenn man all diese Technologien in einem Gebäude vereint. Daraus ist dann die Versuchsanstalt bzw. das Energiestudio Höfer entstanden“, erinnert sich Höfer an die Grundidee hinter dem Projekt.

Modernes Design auf den ersten Blick; bei näherer Betrachtung steckt die Versuchsanstalt des Energiestudios Höfer voller Hightech-Lösungen

Blackoutsicher bauen

Beim offiziellen Startschuss der Versuchsanstalt, für die Höfer bereits ein Europapatent angemeldet hat, präsentierte er der versammelten Führungsriege der österreichischen Feuerwehr seine Sicht auf die Zukunft des blackoutsicheren Bauens. Das innovative Design des Gebäudes, das man von außen auf den ersten Blick erkennt, spiegelt sich auch in der „versteckten“ Technologie wider. Die Anlage ist mit über 500 Sensoren und Messpunkten ausgestattet, die eine umfassende Datenerfassung ermöglichen. Es wurden über 100.000 Laufmeter Kabel und Leitungen verlegt. Eine 200-kWp-PV-Anlage liefert nachhaltige Energie, während die Nutzfläche von ca. 2.000 Quadratmetern Platz für vielfältige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bietet. „Durch das Monitoring können wir jeden Gebäudetyp beliebig simulieren und die Anlagenkomponenten für zukünftige Gebäude skalieren – durch den breiten Nutzungsmix sind vom Einfamilienhaus über die Feuerwehrinfrastruktur bis hin zum Krankenhaus nahezu alle Gebäudetypen auslegbar. Mit den Echtzeitdaten lässt sich ein maßgeschneidertes, wirtschaftlich darstellbares und energieautarkes Haustechnikkonzept ohne willkürliche Annahmen in kürzester Zeit umsetzen“, erklärt Prokurist Dominik Höfer.

Modernste Speicher-Technologie

Seit Mitte Februar ist die Anlage bereits energieautark in Betrieb. Wesentliche Elemente sind neben der PV-Anlage, die nach Osten, Süden und Westen ausgerichtet ist und so möglichst über den gesamten Tag Sonnenenergie „tanken“ kann, auch ein Kurzzeit- und ein Langzeitspeicher. Die einzelnen Elemente sind so aufeinander abgestimmt, dass die erzeugte Energie erst dort zum Einsatz kommt, wo sie gebraucht wird. Die überschüssige Energie landet zunächst im Kurzzeit-Speicher (also in einer Batterie) und in weiterer Folge im Langzeit-Speicher. Für Letzteren hat sich das Energiestudio Höfer Expertenrat aus Südtirol und Bayern geholt: Im Rahmen der Eröffnung präsentierten Tobias Aschbacher von der GKN Hydrogen und Walther Bauer einen innovativen Wasserstoff-Langzeitspeicher, der vor Ort in einer Container-Lösung besichtigt werden konnte. 

Die 358. Präsidialsitzung des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes fand im Veranstaltungssaal der neuen Versuchsanstalt statt und markiert gleichzeitig den offiziellen Start

Profi-Handwerk für Hightech-Gebäude

„Ein solches Gebäude zu errichten, macht vor allem dann Sinn, wenn man selbst als Baumeister, Architekt und Nutzer fungiert“, erklärt Andreas Höfer.  Das Energiestudio wurde daher vom Aushub über Keller und Fundament bis hin zum Erdgeschoss und zum Dachstuhl vom benachbarten Baustudio Höfer errichtet. Zusätzlich baute das Höfer-Team auf regionale Experten, die bei der Umsetzung dieses einzigartigen Projekts tatkräftig unterstützten. Dabei waren vielfach Speziallösungen gefragt, um die Pläne in die Tat umzusetzen. 

Die Firma Wopfinger Transportbeton lieferte beispielsweise nicht nur den tragenden Beton für Decken und Wände, sondern auch eine spezielle Art von Beton, der für den Bau der Wärmebatterie verwendet wurde. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung des Energiestudios Höfer. Einfach erklärt: Je höher die Dichte des Betons, desto besser kann er die Wärme speichern. Zwei solcher Wärmespeicher befinden sich versteckt unter dem Parkplatz der neuen Versuchsanstalt und sollen das Haus bei Bedarf mit ausreichend Wärme versorgen können. Ein Gebäude, das überall – ob sichtbar oder versteckt – mit unterschiedlichsten Messgeräten und Sensoren ausgestattet ist, braucht natürlich Profis, die für eine perfekte Installation sorgen, damit alles so funktioniert, wie es soll. Einen solchen Partner fand die Familie Höfer in der Firma Heizbär aus Ternitz. Die komplette Haustechnik, Wasser, Heizung und Weißkeramik wurde vom Heizbär-Team installiert. Das war allerdings noch nicht alles…

Fotos: Energiestudio Höfer (5)

Die Zukunft des Bauens wird energieautark

Neben den „klassischen“ Installationen, die man in jedem Haus findet, war die Firma Heizbär für dieses besondere Bauvorhaben gefordert: Das gesamte Monitoring-System inklusive der hauseigenen Regeltechnik wurde von den Spezialisten installiert und sichergestellt, das alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. 

Sonderanfertigungen waren überhaupt an allen Ecken und Enden nötig. Die Firma Rupo Metallbautechnik war für die Fenstersysteme verantwortlich. Um die modernen Design-Ideen zu verwirklichen, war vom Auftraggeber rundes Glas für die Panorama-Fenster gefragt, die nicht nur gut aussehen, sondern auch alle Anforderungen an die Energieeffizienz erfüllen sollten. Ein Vorhaben, das optimal in die Tat umgesetzt werden konnte.

Design trifft Technik: innovative Lösungen

Auch von der Firma Ing. Robert Augeneder waren Sonderlösungen gefragt. Die Experten sorgten nicht nur für den Trockenausbau innen, sondern waren auch für die abgehängten Decken zuständig. Diese sollten sich nicht nur durch ihr Design stilvoll in das Gesamtkonzept einfügen, sondern mussten auch so durchlässig sein, dass die innovative Kühlung in der Stahlbetondecke reibungslos funktionieren kann.  

In Sachen Design war auch die Firma Thomas Müller gefragt: Mit formschönen und modernen Lösungen sorgte das Unternehmen aus Wiener Neustadt für die passenden Türen, die in den teilweise variablen Räumen alle Anforderungen erfüllen mussten. Für den perfekten ersten Eindruck war schließlich die Firma Gartenbau Gruber verantwortlich, die dem modernen Bau hinsichtlich seiner Außenanlagen das passende Umfeld gestaltete.

Viele Profis waren also am Werk, um dieses einzigartige Zukunftsprojekt zu realisieren. In den kommenden Monaten werden nun fleißig Daten gesammelt, die nicht nur vom Energiestudio Höfer ausgewertet werden, um die Abstimmung immer weiter zu optimieren, sondern auch der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden.

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