Wie sich der Klimawandel auf die Region Bucklige Welt-Wechselland auswirkt und mit welchen Strategien darauf reagiert wird. Mit fachlichen Inputs und praktischen Beispielen aus der LFS Warth und der KEM/KLAR! Bucklige Welt-Wechselland / Foto: www.audivison.at

Unsere neue Serie Bucklige Welt klima:fit begibt sich auf die Suche nach positiven Beispielen, wie man in unserer Region auf die geänderten Rahmenbedingungen durch den Klimawandel reagiert. Gesucht haben wir bei jenen, die die Veränderungen am stärksten bemerken, nämlich bei den heimischen Landwirten, die Auswirkungen wie regelmäßige Starkregen oder Dürreperioden in ihrer täglichen Arbeit zu spüren bekommen. Wie aber reagieren diese darauf? Genau das sehen wir uns vom „Boten“ genauer an. Den Anfang macht ein Thema, das entscheidend das Landschaftsbild der Buckligen Welt prägt – wie auch die Kulinarik: Streuobstwiesen.

Es dauert nicht mehr lange, dann blüht und grünt es wieder allerorts, wenn man sich durch die Region bewegt. Einen wesentlichen blühenden Anteil tragen dabei die Obstbäume, die für die Bucklige Welt ebenso typisch sind wie die Obst-Most-Kultur, die hier noch gelebt wird. Der Zusammenhang ist natürlich kein Zufall, sondern der Tatsache geschuldet, dass hier (in erster Linie) Landwirte ihre Streuobstwiesen kultivieren und damit gleichzeitig die nötigen Zutaten für die Mosterzeugung schaffen.

Lebensraum und „Nutzgarten“

Eine Streuobstwiese wird durch verschiedene Kriterien definiert. Sie besteht aus hochstämmigen Obstbäumen, zumeist aus unterschiedlichen heimischen Apfel-, Birnen-, Kirsch- oder Pflaumen-Bäumen, die locker angeordnet anstatt in Reih und Glied wie in Plantagen gepflanzt werden.  Charakteristisch ist auch die „Doppelnutzung“: Die Fläche unter den Bäumen wird meist als Wiese oder Weide genutzt. Gerade in der hügeligen Landschaft der Buckligen Welt befinden sich diese Streuobstwiesen oft auch an jenen Stellen, die ansonsten nur schwer zu bewirtschaften wären. In den letzten Jahrzehnten hat der Anteil der Streuobstwiesen in Österreich allerdings kontinuierlich zugunsten einer intensiven Landwirtschaft, Bebauung und Vernachlässigung abgenommen. Und das, obwohl sie viele Vorteile bietet: Streuobstwiesen sind Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter Insekten, Vögel, Säugetiere und Reptilien. Sie bieten Nistplätze, Nahrung und Schutz. Die Blüten bieten Nahrung für Bienen und viele weitere Insekten, die Grasnarbe schützt den Boden vor Erosion und trägt zur Humusbildung bei und Streuobstwiesen binden CO2 und tragen so aktiv zum Klimaschutz bei. Sie liefern aber auch qualitativ hochwertiges Obst für die Weiterverarbeitung (Most, Saft, Schnaps) und dienen als Genreservoirs für alte Obstsorten.

Bucklige Welt: Streuobst-Anteil bleibt stabil

Während die Anzahl und Fläche der Streuobstwiesen in Österreich abnimmt, ist es in der Buckligen Welt gelungen, den Anteil an Streuobst-Wiesen stabil zu halten. Hauptgrund dafür ist die seit Jahrzehnten etablierte Obstbaumpflanzaktion, die von der KLAR! Bucklige Welt-Wechselland organisiert wird. Jedes Jahr können Landwirte (mittlerweile auch Private) geförderte Obstbäume beziehen, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen: Die Sorten sind resistent gegen Feuerbrand und so ausgewählt, dass sie optimal zu den klimatischen Bedingungen in der Region passen. Aber auch hier lässt sich der Klimawandel nicht leugnen: So wurden die Sorten angepasst, wodurch es mittlerweile auch möglich ist, Marillenbäume zu bestellen. Seit den 90er-Jahren wurden durch die Aktion 25.000 Bäume gepflanzt, wobei die Nachfrage weiterhin ungebrochen ist, was dem Erhalt der Streuobstwiesen als besondere Ökosysteme dient.

Rainer Leitner (li.) ist Manager der Klimawandelanpassungs-Modellregion (KLAR!) Bucklige Welt-Wechselland und wird dabei von Cornelia Schuh im Regionsbüro unterstützt. Mit ihrem Mann Stefan Schuh pflegt sie außerdem die Streuobstwiese ihres landwirtschaftlichen Betriebs (Frei-Landei) in Hochneukirchen-Gschaidt / Foto: Rehberger