Foto: Egerer

Die Geschichte der Marienseer Schwaig reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück und ist Teil der Weidegemeinschaft Mariensee-Hochwechsel. Sie liegt auf 1.478 Meter und gehört zur Gemeinde Aspangberg-St. Peter. Ursprünglich war die Hütte eine Unterkunft für Viehhalter, erst in den Neunzigerjahren wurde aufgrund des steigenden Tourismus in Sanitäranlagen und eine Solaranlage investiert. Der Name Mariensee leitet sich nicht von einem See ab, sondern bezieht sich auf die Kapelle Mariens.

Die „Irrwurzel“ und „Das juchzende Bergmanderl“

Gleich zwei Sagen ranken sich rund um die Marienseer Schwaig. Da ist zu einem das juchzende Bergmanderl, welches einem Schindelmacher Angst einjagte, und zum anderen die von der Irrwurzel, die den Wanderer, der drauftritt, in seinen Kreis bannt.

„Das juchzende Bergmanderl“

In einem Wald nahe der Marienseer Schwaig baute ein Schindelmacher seine notdürftige Arbeitsstätte knapp an eine Felswand. Da sah er einmal früh am Morgen hoch droben auf einem schroffen Felsen, den niemals ein Mensch erklimmen kann, ein Manderl, welches einem zweijährigen Kind ähnelte. Bekleidet war es mit einem grünen Jäckchen und Hütchen. Es sprang auf dem Felsen hin und her und jauchzte, dass es im Tale nur so widerhallte. Immer wieder erschien das Männchen. Schließlich wurde es dem Schindelmacher zu unheimlich und er ging zum Pfarrer. Dieser aber versicherte ihm, dass er sich nicht zu sorgen brauche, denn das sei einer von den Berggeistern, die dem Menschen nichts zuleide tun würden.

„Die Irrwurzel“

Der Wegscheider Michl ging auf Freiersfüßen, weite und beschwerliche Wege musste er gehen, um zu seiner Zukünftigen bei Neustift zu kommen. Sie war die Tochter des Almbauern. Von der Hinterleiten in Kirchberg ging es über den Kampstein, dann hinab nach Mariensee und schließlich auf die halbe Höhe des Hochwechsels.

Doch auf dem Weg zu seinen zukünftigen Schwiegereltern dürfte er auf eine Irrwurzel getreten sein. Dreimal irrte er um den Berggipfel, ohne weiterzukommen. Bald rauschte ein Gewitter nieder und er suchte Schutz unter einer vorspringenden Felsplatte und schlief ein. Natürlich kam er nicht rechtzeitig bei seiner Verlobten an. Die erbosten Schwiegereltern schickten derweil einen Boten, dass der Michel nimmer zu kommen brauche, die Liesl wäre nun einem anderen versprochen. Verdrießlich lief er heimwärts und erzählte seine Geschichte. Die Jüngeren lachten ihn aus, jedoch der Vater und die alte Ahnl wussten Ähnliches vom Schöpfl, dem Bergrücken des Wechsels, zu berichten. Schon manch einer hatte den Weg verfehlt. Einer sei im Winter dreimal seiner eigenen Spur nachgegangen.

„Ist schon was Wahres dran vom Wechselmandl und der Irrwurzel, besonders wenn einer ein Bräutigam ist“, meinte der Wegscheid Bauer.

Obgleich sich der Michel bei Liesl’s Vater entschuldigte, blieb dieser stur. Doch Liesl wollte niemanden anderen heiraten. Am Allerseelentag musste sie zum Grab ihrer Verwandten nach Raach und beim Heimgehen widerfuhr ihr das gleiche Schicksal wie dem Michl. Sie folgte dreimal ihrer eigenen Spur im Schnee und blieb unter einem Bildstock sitzen. Doch just an diesem Tag war auch der Michl auf die Alm unterwegs und erblickte seine Liesl, die ihm alles erzählte und ihm versicherte, dass sie ihm sofort geglaubt habe. Der Michl brachte seine Liebste heim und schon bald wurde große Hochzeit gefeiert. Als nach einem Jahr der Almbauer seine Frau wegen der Irrwurzel necken wollte, meinte diese: „Sei still, sonst erzähl ich etwas von deinen Irrwurzeln, die in so manchen Wirtshäusern wachsen.“

(Quelle: Sagen aus dem Wechselland von Wolfgang Haider Berky)