Bernhard Dissauer-Stanka war bis Anfang März Bezirksstellenleiter der WK Wiener Neustadt und ist nun bei der WKO tätig. Seine Stelle wird im April nachbesetzt. / Foto: Rehberger

Übergaben: Den richtigen Zeitpunkt erkennen

von | Mrz 14, 2018 | Archiv, Wirtschaft

In der Buckligen Welt, wo besonders viele Klein- und Mittelbetriebe angesiedelt sind, ist das Thema Betriebsübergaben heute aktueller denn je. Nicht immer sind die Kinder bereit, das Familiengeschäft zu übernehmen. Und wenn doch, dann kommt es auch auf das richtige Timing an. Wir sprachen mit Bernhard Dissauer-Stanka, bisheriger Leiter der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle in Wiener Neustadt, worauf es ankommt.

Wenn es darum geht, ein bestehendes Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben – sei es an Kinder, Mitarbeiter oder jemanden von außerhalb –, gibt es zunächst zwei wichtige Kriterien. Standort- und unternehmensspezifisch. „In und rund um Wiener Neustadt ist es beispielsweise recht einfach, einen Nachfolger zu finden. Der urbane Raum mit Technologieschwerpunkt ist für Unternehmer attraktiv“, so Dissauer-Stanka. Für ihn hat die Übernahme eines bestehenden Betriebs gegenüber einer Neugründung einen wesentlichen Vorteil: „Es ist für Unternehmer leichter, das Potenzial einzuschätzen, ebenso wie das Risiko. Das gilt etwa besonders für den Gastrobereich, wo man von Anfang an das Gästepotenzial kennt.“

Der Experte der Wirtschaftskammer sieht aber auch einen Trend bei den Übergaben innerhalb von Familien. Früher sei es klar gewesen, dass das Kind einmal den Familienbetrieb übernehmen wird und eine entsprechende Ausbildung macht. „Heute ist das Ausbildungsangebot aber wesentlich vielfältiger, und junge Menschen wollen sich mehr in Richtung ihrer Interessen verwirklichen“, so Dissauer-Stanka.

Umgang mit dem Seniorchef

Ein wichtiger Punkt sei der richtige Zeitpunkt der Übergabe. Und wieweit der bisherige Chef danach noch Mitsprache hat. „Das ist ein sehr heikles Thema, in das wir uns auch von Seiten der Wirtschaftskammer nicht einmischen wollen. Wir weisen aber schon darauf hin, wie wichtig es ist, darüber offen zu sprechen, wer künftig welche Kompetenzen hat. Denn einerseits muss der Übernehmer – vor allem, wenn es um die eigene Familie geht – bereit für die Übernahme sein, andererseits muss der bisherige Chef die Übergabe auch wirklich wollen“, so der Bezirksstellenleiter.

Und wenn man keinen Nachfolger findet? Dann gibt es über das NÖ Gründerservice die Nachfolgebörse, wo Übergeber und Übernehmer zusammenfinden können. Hier bekommen die Unternehmer auch Beratung und Hilfe bei Förderungen. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei laut Dissauer-Stanka aber vor allem eine Sache der inneren Einstellung. „Und ein bisschen Risikobereitschaft muss auch vorhanden sein.“

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Checkliste Übergabe

– Wie steht das Unternehmen da?

– Wie hoch ist die Ertragskraft?

– Wie gestaltet sich die Kostenstruktur?

– Kundenstamm/Mitarbeiter?

Aus diesen Informationen erstellt man schließlich einen Businessplan. Hilfe gibt es dafür etwa bei den RIZ Gründerzentren. Bei der WK gibt es außerdem Rechts-, Betriebs- und Marketingberatung.