Miss und Bio-Land­wir­tin: Pölz mit ihrer Hün­din Fina / Foto: Pölz

Zwi­schen High­heels und Gummistiefeln

von | Apr 26, 2018 | Archiv

Am 28. April über­gibt Mar­got Pölz aus Lacken­dorf ihr Amt an die neue Miss Bur­gen­land. „Bur­gen­land Mit­te“ frag­te bei der Land­wir­tin nach, was in ihrem Jahr als Miss Bur­gen­land das Schöns­te, das Span­nends­te, das Auf­re­gends­te, das Inter­es­san­tes­te, das Ent­täu­schends­te und das Über­ra­schends­te für sie war.

Mar­got Pölz hat­te im letz­ten Jahr alle Hän­de voll zu tun, und das nicht nur im Stall und auf dem Feld. Denn wenn eine  Land­wir­tin mit Miss-Schlei­fe und Krön­chen gekürt wird, dann sorgt das für beson­ders gro­ßes Auf­se­hen, weil natür­lich auch alle land­wirt­schaft­li­chen Spar­ten reges Inter­es­se an einer Miss haben, die auch Trak­tor fah­ren kann. John Dee­re zum Bei­spiel pack­te die­se Gele­gen­heit mit einem Wer­be­dreh beim Schopf. „Es war wirk­lich eine Flut an Ter­mi­nen, die da auf mich zukam, beson­ders unmit­tel­bar nach der Miss-Wahl, womit ich echt nicht gerech­net hat­te“, erzählt die 23-Jäh­ri­ge. Genau aus die­sem Grund war für die Miss auch das Span­nends­te, „mei­ne Fami­lie bei Lau­ne zu hal­ten“, stellt sie lachend fest und erläu­tert wei­ter, „denn ich war schon sehr, sehr viel unter­wegs, und mei­ne Arbeit habe ich zum Teil bis spät in die Nacht nach­ge­holt, teil­wei­se muss­te sie von den Eltern oder Brü­dern gemacht werden“.

Was sich für die Bio­land­wir­tin nach ihren ers­ten paar Auf­trit­ten ganz klar abzeich­ne­te, „dass ich eine Art Bot­schaf­te­rin für die Land­wirt­schaft wer­den woll­te, weil ich bemerk­te, dass die aller­meis­ten kei­ne Ahnung von mei­nem Beruf haben.“

Moder­ne Bäuerin

Die­ser Wunsch der Miss ging in Erfül­lung, denn auch abseits von Kame­ras zeig­te man immer mehr Inter­es­se an ihrem Beruf. Die Fra­ge nach einem typi­schen Arbeits­tag wur­de ihr oft gestellt. Und genau das war für die Miss das Über­ra­schends­te: dass ihr Beruf so posi­ti­ven Anklang fand und noch immer fin­det und sie sehr vie­len einen Ein­blick in ihre Arbeit am Feld mit dem Trak­tor, im Stall bei den Kühen und im Büro vor dem Com­pu­ter geben konn­te. Vie­ler­orts ist ihr damit gelun­gen, das Berufs­bild des Land­wirts zu ent­stau­ben. Weil sie ver­mit­teln konn­te, dass Land­wir­te heut­zu­ta­ge genau­so modern arbei­ten wie ande­re Betrie­be: com­pu­ter­ge­steu­er­te Melk­ro­bo­ter, die mit­tels SMS Stö­run­gen auf dem Han­dy mel­den, Saat­fol­ge – so aktu­ell wie eh und je. Und ein Berg an Papier­kram und For­mu­la­ren für diver­se Behörden.

Vor­bild­wir­kung

Die Idee der lei­den­schaft­li­chen Land­wir­tin, Jugend­li­chen zu ver­mit­teln, dass ihr Beruf genau­so cool ist wie jeder ande­re und sie gut und ger­ne in die Fuß­stap­fen ihrer Eltern tre­ten kön­nen, scheint auch auf frucht­ba­ren Boden gesto­ßen zu sein – Face­book und Insta­gram machen es mög­lich. Unter ande­rem hat eine 18-jäh­ri­ge Teil­zeit-Land­wir­tin aus Vor­arl­berg – sie besucht gera­de die Berufs­schu­le – Kon­takt zu ihrem „gro­ßen Vor­bild“ auf­ge­nom­men. „Wir schrei­ben regel­mä­ßig mit­ein­an­der. Es macht Spaß, sich auch beruf­lich aus­zu­tau­schen“, schil­dert Mar­got Pölz.

Die vie­len Events und in die Welt der Stars und Pro­mis rein­zu­schnup­pern, das war in den ver­gan­ge­nen 12 Mona­ten ganz gewiss das Auf­re­gends­te für die Miss Bur­gen­land. Am inter­es­san­tes­ten dabei war, „dass ich neue Sei­ten an mir ken­nen­ge­lernt habe – mich als Refe­ren­tin vor Erwach­se­ne hin­stel­le oder allei­ne zu Events fah­re – das hät­te ich frü­her nie gemacht. Ich habe wirk­lich so viel dazu­ge­lernt, mich per­sön­lich wei­ter­ent­wi­ckelt, das ist ein­fach unbe­zahl­bar“, ver­rät die ehe­ma­li­ge Klas­sen­spre­che­rin und Matu­ra­ball­or­ga­ni­sa­to­rin 2012 vom Fran­cis­co Jose­phinum Wieselburg.

Gegen Vor­ur­tei­le

Als wirk­lich ent­täu­schend emp­fand es die gebür­ti­ge Lacken­dor­fe­rin mit nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Wur­zeln, „dass man als Miss mit dem hart­nä­cki­gen Vor­ur­teil, dumm zu sein, abge­stem­pelt wird. Mis­sen aus ande­ren Bun­des­län­dern haben mir das­sel­be erzählt. Das war schon müh­sam.“ Was aber nichts an der Tat­sa­che ändert, dass das abso­lut Schöns­te des letz­ten Jah­res war, „dass ich Miss gewor­den bin und mir mei­ne Fami­lie das alles ermög­licht und mich unter­stützt hat“, so die Agrar­in­ge­nieu­rin begeistert.

Als abso­lu­tes High­light nennt die Miss den Besuch von Bun­des­mi­nis­te­rin Eli­sa­beth Kös­tin­ger Anfang Febru­ar bei ihr zu Hau­se im Betrieb – und das trotz Tune­si­en-Urlau­bes mit Foto­shoo­ting, For­mu­la-Una-Auf­tritt beim For­mel-1-Ren­nen in Spiel­berg, vie­len Mode­schau­en, Gala­aben­den, Cha­ri­ty-Ver­an­stal­tun­gen und Auf­trit­ten als Ehren­gast. „Bun­des­mi­nis­te­rin Kös­tin­ger irgend­wo per­sön­lich ken­nen­ler­nen zu dür­fen wäre schon super gewe­sen. Sie aber per­sön­lich im eige­nen Betrieb begrü­ßen zu dür­fen, wo sie ja auch aus der Land­wirt­schaft stammt, das war echt der Ham­mer“, gibt sie freu­de­strah­lend preis.

Zukunft mit Käse

Plä­ne hat Mar­got Pölz auch wei­ter­hin: Ein Käse­rei­kurs ist bereits gemacht, ein biss­chen lieb­äu­gelt sie mit dem Opern­ball und ganz beson­ders freut sie sich auf das Pro­jekt der Sozi­al­ver­si­che­rungs­an­stalt der Bau­ern. Es fin­det im Som­mer statt und hilft über­ge­wich­ti­gen Kin­dern, ihr Ess­ver­hal­ten unter die Lupe zu neh­men, um ihr Nor­mal­ge­wicht zu errei­chen. Einst hat­te sie es selbst besucht. Womit auch die­se Bot­schaft der Miss Bur­gen­land 2017 klar ist: Alles ist mög­lich. „Wenn man etwas wirk­lich will, muss man sich trau­en“, sagt die Miss über­zeugt und selbstbewusst.

Elisabeth Köstinger

Eli­sa­beth Köstinger

„Ich bin sel­ber am Bau­ern­hof und somit im länd­li­chen Raum auf­ge­wach­sen und bin durch­aus stolz, dass ich die ers­te Frau als Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin bin. Bäu­er­li­che Fami­li­en­be­trie­be sind für mich das Zen­trum des länd­li­chen Rau­mes. Die­se Lei­den­schaft für unse­re Land­wirt­schaft tei­le ich mit Mar­got Pölz. Sie ist eine Bäue­rin mit Leib und See­le und ver­kör­pert die moder­ne Land­wirt­schaft. Wir brau­chen noch viel mehr jun­ge Frau­en, die so stolz auf unse­ren Berufs­stand sind und ihn mit solch einer Lei­den­schaft aus­le­ben“, freut sich Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Eli­sa­beth Köstinger.

Foto: BMNT/​Paul Gruber

Tanja Duhovich

Tan­ja Duhovich

„Ein­mal Miss, immer Miss – wir arbei­ten unter dem Mot­to ONE BIG FAMI­LY, denn wir blei­ben, egal in wel­che Rich­tung sich jede Ein­zel­ne ent­wi­ckelt, trotz­dem ein­an­der ver­bun­den, und auch Welt­meis­ter tra­gen ihren Titel nicht nur ein Jahr, son­dern ein Leben lang.“ Tan­ja Duho­vich, Lizenz­neh­me­rin der Miss-Aus­tria/­Miss Bur­gen­land Mar­ke für das Bur­gen­land, Ver­an­stal­te­rin der Miss Bur­gen­land Wahl

Foto: Pas­to­rek