Eini­ge Klet­ter­ak­tio­nen ver­lang­ten viel Kon­di­ti­on und Wis­sen / Fotos: Hasler

Aben­teu­er am „Sel­vag­gio Blu“

von | Jun 20, 2018 | Archiv

So gut wie kei­ne Mar­kie­rung, extrem aus­ge­setzt, frei­es Klet­tern inklu­si­ve: Der schwers­te Weit­wan­der­weg Euro­pas befin­det sich in Sar­di­ni­en. 60 Kilo­me­ter und 5.000 Höhen­me­ter galt es in vier Tagen zu bewäl­ti­gen. Ein Trat­ten­ba­cher wag­te das Abenteuer.

Harald Has­ler aus Trat­ten­bach sucht immer wie­der neue Her­aus­for­de­run­gen. Nach Base-Jum­ping und Pad­deln im Meer ver­such­te er sich schon im ver­gan­ge­nen Jahr auf Mal­lor­ca und Kor­si­ka als „Pfad­fin­der“. Doch die Tour in Sar­di­ni­en ver­lang­te ihm das Letz­te ab. Gemein­sam mit einem Freund von der Berg­ret­tung begab er sich in ein Gelän­de abseits jeg­li­cher Zivi­li­sa­ti­on. „Wir waren kom­plett auf uns allei­ne gestellt, denn Hüt­ten suchst du hier ver­ge­bens“, so Has­ler. „Die Land­schaft ist zwar ein­zig­ar­tig, und auch das Wet­ter hat mit­ge­spielt, aber die Klet­te­rei war teil­wei­se enorm anstren­gend und auch gefähr­lich. Immer­hin hat­ten wir ja die gesam­te Ver­pfle­gung und Klet­ter­aus­rüs­tung mit dabei. 20 Kilo­gramm kom­men da schon zusammen.“

Zwi­schen Fel­sen, Wachol­der und Mac­chia stie­gen sie bei San­ta Maria Navar­re­se im Osten der Insel in den Weg ein. „Ohne GPS hast du hier kei­ne Chan­ce, es gibt zwar Wan­der­kar­ten und ab und zu Stein­mar­kie­run­gen, aber der Groß­teil ist unbe­rühr­te Wild­nis am Ran­de des Abgrunds, da man immer ent­lang der Küs­te ‚wan­dert‘.“ Elf Stun­den pro Tag waren sie unter­wegs, mit zwei Hafer­flo­cken­rie­geln und drei Power­rie­geln war die Tages­ra­ti­on an Nah­rung auch schon zu Ende. „Wir hat­ten schon vor­her aus­ge­kund­schaf­tet, wo man abseits des Weges ein Was­ser­de­pot anle­gen könn­te, denn du brauchst ja jeden Tag drei Liter“, so Has­ler. Geschla­fen wur­de im Frei­en, hier beka­men sie auch Besuch von Wild­schwei­nen und Ziegen.

Drei Mona­te Pla­nung bis ins kleins­te Detail gin­gen der Tour vor­aus. „Du hast hier nicht so schnell die Mög­lich­keit aus­zu­stei­gen, wenn ein Not­fall ein­tritt. Manch­mal gibt es auch kein zurück, du musst durch die Pas­sa­ge durch. Men­ta­le Stär­ke war hier sehr gefragt“, so der Aben­teu­rer. In der letz­ten Nacht bekam Harald Has­ler dann Schüt­tel­frost und Nie­ren­schmer­zen, und schließ­lich ent­schied er sich, die Berg­ret­tung zu alar­mie­ren. Vom Arzt bekam er dann Anti­bio­ti­ka ver­ord­net. „In so einem Fall ist es schwie­rig, die rich­ti­ge Ent­schei­dung zu tref­fen. Man muss abwä­gen, was wich­ti­ger ist. Daher habe ich mich dann auch dazu ent­schie­den, die Tour ver­früht abzubrechen.“

Trotz­dem war die­ser Trip für Harald Has­ler eine tol­le Erfah­rung, die er nicht mis­sen möchte.

Fotos: Has­ler