Richard Chmel und Josef Kager began­nen vor zehn Jah­ren, ihr Film­pro­jekt über Mönich­kir­chen zu pla­nen. Am Sonn­tag, 4. Novem­ber um 16 Uhr wird nun die Urauf­füh­rung im Pfarr­saal statt­fin­den. Die Zuschau­er wer­den dabei in das Gemein­de­ge­sche­hen der Jah­re 1800 bis 1906 zurück­ver­setzt, hier vor dem ehe­ma­li­gen Hotel Hoch­wech­sel, ehe­mals Wind­bich­ler, auch ein Ori­gi­nal­schau­platz. / Foto: Egerer

Eine film­rei­fe Rei­se in die Vergangenheit

von | Okt 11, 2018 | Archiv

Einem enga­gier­ten Samm­ler­geist und einem Hob­by­fil­mer ist es zu ver­dan­ken, dass die­ses Zeitzeug­nis in Form eines Fil­mes ent­ste­hen konn­te. Ani­ma­tio­nen aus alten Fotos, Ori­gi­nal­schau­plät­zen und nach­ge­stell­ten Sze­nen aus diver­sen Kapi­teln der Gemein­de­ge­schich­te wer­den am 4. Novem­ber um 16 Uhr im Pfarr­saal von Mönich­kir­chen gezeigt. 

Schon sein Vater hat­te in den Vier­zi­ger- und Fünf­zi­ger­jah­ren 16mm-Fil­me über Mönich­kir­chen gemacht, meist über Fes­te oder Sport­ver­an­stal­tun­gen sowie über die Zei­ten, als es in Mönich­kir­chen noch eine Sprung­schan­ze gab. Richard Chmel, gebo­re­ner Mönich­kirch­ner und ehe­ma­li­ger Pilot, dreh­te sei­nen ers­ten Film über sei­ne Arbeit als „Star­figh­ter“ im Bur­gen­land. Damals bedroh­ten die rie­si­gen Star­schwär­me die Wein­re­ben. Dabei pas­sier­ten auch immer wie­der Unfäl­le. Der zwei­te Film han­del­te von den „Alge­ri­schen Rüben­bom­bern“. „Das waren Agrar­flü­ge, bei denen Schäd­lings­be­kämp­fungs­mit­tel ein­ge­setzt wur­den“, so Chmel.

Fast 50 Jah­re Sam­mel­lei­den­schaft

Josef Kager, ehe­ma­li­ger Gemein­de­se­kre­tär von Mönich­kir­chen, sam­melt seit den Sieb­zi­ger­jah­ren Fotos, Bro­schü­ren sowie alte Pro­spek­te und his­to­ri­sche Din­ge aus dem Wech­sel­ge­biet. „In Mönich­kir­chen leb­ten die Wind­bich­lers, eine wohl­ha­ben­de Fami­lie. Karl Wind­bich­ler hat­te schon seit 1880 die Mög­lich­keit, Fotos auf­zu­neh­men und nutz­te die­se zum Glück“, so Kager, denn ihm ist es zu ver­dan­ken, dass die­se Samm­lung von unschätz­ba­rem his­to­ri­schem Wert wie­der zusam­men­ge­tra­gen wur­de, nach­dem sie nach Wind­bich­lers Tod in alle Win­de zer­streut gewe­sen war. „Ich bekam zufäl­lig eines die­ser Fotos in die Hän­de und war so begeis­tert von des­sen Qua­li­tät, dass ich begon­nen habe, sie zu sam­meln. Ich habe dann selbst Licht­bild­vor­trä­ge gehal­ten, um wie­der Geld in die Ent­wick­lung von alten Fotos zu inves­tie­ren. Wie ein Puz­zle kam ein Groß­teil der Fotos wie­der zusam­men und ergab einen Ein­blick in die Zeit um die Jahr­hun­dert­wen­de. Ein Bild sagt mehr als tau­send Wor­te“, freut sich Kager. Schließ­lich ent­stand gemein­sam mit Richard Chmel die Idee, aus die­ser Samm­lung etwas zu machen. Zehn Jah­re dau­er­te die Umsetzung.

Räu­ber und Mörder

Der Film star­tet mit der Pit­te­ner Wald­mark, denn 1147 kam Mönich­kir­chen unter die Herr­schaft der Reichs­ber­ger Chorherren.

Ein gro­ßes Kapi­tel im Film wid­met sich dem berühmt-berüch­tig­ten „Holz­knechtseppl“, der vie­le Jah­re im Gemein­de­ge­biet sein Unwe­sen trieb. Er wur­de schließ­lich 1827 in Pin­ka­feld hin­ge­rich­tet. Er grün­de­te die Ban­de „Stra­da­füß­ler“ und haus­te beim dama­li­gen „Schandl­wirt“ in abge­le­ge­nen Hüt­ten. „Nicht weit davon, am soge­nann­ten Klei­nen Hart­berg gab es der Legen­de nach ein Wirts­haus auf der uralten Stra­ße für Durch­rei­sen­de, in dem die Ban­de mit einem Toten­kopf kegel­te“, so Chmel. Auch die­se Sze­ne wird im Film nach­ge­stellt. Oder der Fall in Unter­as­pang, wo der Räu­ber Geld von einer Bäue­rin woll­te. Als sie ihm es nicht gab, tauch­te er ihre Hän­de in hei­ßes Öl, das gera­de am Herd stand. 14 Raub­mor­de, zwei Brand­hand­lun­gen, 54 Rau­be, Dieb­stäh­le und Not­zucht wur­den dem Holz­knechtseppl nach­ge­wie­sen. Es exis­tiert sogar ein Abschieds­brief, wel­chen er dem dama­li­gen Pfar­rer Wem­ho­fer in Pin­ka­feld schrei­ben ließ, da er selbst Analpha­bet war.

Hob­by­his­to­ri­ker hat­ten viel Spaß

Richard Chmel hat sich das Ani­mie­ren von alten Doku­men­ten im Selbst­stu­di­um bei­gebracht. „Dazu sind neben viel Zeit auch vie­le Pro­gram­me nötig“, so Chmel. Sei­ne Frau Moni­ka fun­giert die meis­te Zeit über als Spre­che­rin, aber auch Josef Kager doku­men­tiert den Film. „Es war eine sehr inter­es­san­te und lehr­rei­che Zeit, und mitt­ler­wei­le kön­nen wir uns als Hob­by­his­to­ri­ker bezeich­nen“, so die bei­den ein­stim­mig. 80 Pro­zent des Film­ma­te­ri­als die­ses ers­ten Teils stam­men aus dem Nach­lass der Windbichler-Dynastie.

Der Film dau­ert eine Stun­de und zwan­zig Minuten.

Zwei­ter Teil ist schon in Planung

Doch Richard Chmel und Josef Kager geben sich mit ihrem ers­ten Film nicht zufrie­den. „Der zwei­te Teil wird sicher eben­so inter­es­sant. Da gab es zum Bei­spiel einen Gast in Mönich­kir­chen, der war 2,31 Meter groß. Dann star­te­te bereits der Win­ter­sport, Anton Wild­gans wird eben­falls ein Kapi­tel gewid­met wer­den“, so Chmel. Aber auch der Ers­te Welt­krieg, die schnee­rei­chen Win­ter sowie eine Geschich­te über die Nacht­wäch­ter sind geplant. Für die Zeit nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­den Zeit­zeu­gen interviewt.