Rein­hard Ehrn­hö­fer aus St. Loren­zen, momen­tan wohn­haft in Pin­ka­feld, recher­chiert seit ein­ein­halb Jah­ren über unge­lös­te und gelös­te Mord­fäl­le aus den Jah­ren 1850 bis 1950 rund um den Wech­sel  / Foto: Egerer

Mord, Tot­schlag, Gift­mord oder Kin­der­mord. Rein­hard Ehrn­hö­fer aus St. Loren­zen hat sich mit vie­len Kri­mi­nal­fäl­len beschäf­tigt und recher­chiert seit ein­ein­halb Jah­ren inten­siv. Ent­ste­hen wird eine mehr­bän­di­ge, düs­te­re Chro­nik der von 1850 bis 1950 ver­üb­ten Gewalt­ver­bre­chen samt his­to­ri­schem Umriss im Wech­sel­land. Begon­nen hat­te alles mit einem Mord in sei­ner dama­li­gen Heimatgemeinde.

Von der Stei­er­mark über die Buck­li­ge Welt bis ins Bur­gen­land rei­chen die Fäl­le, die Rein­hard Ehrn­hö­fer in akri­bi­scher Klein­ar­beit selbst­stän­dig recher­chiert und nach inten­si­ver Zusam­men­ar­beit mit der Poli­zei, dem stei­ri­schen Lan­des­ar­chiv, His­to­ri­kern, Hei­mat­for­schern, Hin­ter­blie­be­nen und Zeit­zeu­gen bear­bei­tet hat. „Einen wesent­li­chen Teil stel­len die Inter­net­re­cher­che und Tat­ort­be­ge­hun­gen dar“, so der Neo­au­tor. „Wenn du ein­mal anfängst, in die­se Geschich­ten hin­ein­zu­schnup­pern, las­sen sie dich nicht mehr los“, so der in der pro­fes­sio­nel­len Gesund­heits­be­ra­tung täti­ge Ernäh­rungs­wis­sen­schaf­ter, Hei­mat­for­scher und Hob­by­his­to­ri­ker, der sich mit sei­nem Erst­lings­werk ein zwei­tes Stand­bein als Autor auf­bau­en möch­te. „Ich tra­ge so vie­le Infor­ma­tio­nen wie mög­lich zusam­men, dazu kom­men alte Fotos und Fotos vom Tat­ort, soweit die­ser bekannt ist.“

Kri­mi­na­lis­ti­sches Gespür ist gefragt

Über 150.000 Ster­be­buch­ein­trä­ge hat er bereits durch­ge­ackert und dabei fest­ge­stellt: „Nicht jeder Mord­fall wur­de in den Ster­be-Matri­ken als sol­cher deut­lich gemacht. Manch­mal fehlt die Todes­ur­sa­che, weil die­se unbe­kannt war. Man ent­wi­ckelt ein Gespür dafür, ob es Mord gewe­sen sein könn­te. Das ist dann wie ein Puz­zle, das ich ver­su­che, zusam­men­zu­set­zen.“ Oft spricht er mit noch leben­den Ange­hö­ri­gen der Opfer oder der Mör­der. „Man muss natür­lich sehr behut­sam vor­ge­hen. Der Schutz von Men­schen, Ange­hö­ri­gen und Hin­ter­blie­be­nen ist mir sehr wich­tig, eben­so wie die Ein­hal­tung des Datenschutzes.“

Über 180 Fäl­le hat Ehrn­hö­fer bis jetzt recher­chiert, am Ende wer­den es etwa 200 sein. Da ist zum Bei­spiel der Fall einer Magd aus Raach, die aus Angst vor Aus­gren­zung, übler Nach­re­de und Anpran­ge­rung durch die Men­schen auf dem Kirch­platz ihr neu­ge­bo­re­nes Kind ermor­de­te. Die­ser Fall ereig­ne­te sich vor Aus­bruch des Zwei­ten Welt­krie­ges. Oder der Raub­mord im Königs­ber­ger Wald bei Aspang, wo ein Bau­er, der mit Och­sen­geld unter­wegs war, auf bru­tals­te Wei­se ermor­det und beraubt wur­de. „Ich bit­te hier­mit jeden, der von einem auf­ge­klär­ten oder einem nicht­auf­ge­klär­tem Mord­fall in der dama­li­gen Zeit rund um das Wech­sel­ge­biet oder der Buck­li­gen Welt weiß, sich bei mir zu mel­den und somit selbst etwas zu die­sem Werk bei­zu­tra­gen“, so Ehrn­hö­fer. Band eins erscheint aller Vor­aus­sicht nach zu Weih­nach­ten 2020.