Die Museumsverantwortlichen von Bad Erlach nahmen gemeinsam mit vielen Nachfahren der jüdischen Familien die Eröffnung vor / Fotos: Rehberger

Als im April die Ausstellung „Mit ohne Juden“ im Hackerhaus in Bad Erlach eröffnet wurde, da spürte man, es geht hier um mehr als „nur“ Kulturvermittlung. Zahlreiche aus aller Welt angereiste Nachfahren der jüdischen Familien, die in der Buckligen Welt und im Wechselland lebten, bevor sie verfolgt und vernichtet wurden, teilten mit den Besuchern ihre Erinnerungen. Die unzähligen Ausstellungsstücke und die moderne Aufbereitung der Schau machen das Museum und das Projekt, das dahintersteht, zu etwas Einzigartigem.

Als ein „Zentrum der Erinnerung“ bezeichnete der Projektverantwortliche Christian Rädler das neue Museum im Hackerhaus in Bad Erlach im Rahmen der Eröffnung. Und das ist es auch. Auf 250 m2 Ausstellungsfläche in den historischen Räumlichkeiten des ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses der jüdischen Familie Hacker wird einerseits das Schicksal dieser Familie gezeigt, im modernen Anbau – der „Ellipse“ – wird andererseits im Rahmen der Sonderausstellung aber auch das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in der gesamten Region Bucklige Welt–Wechselland dokumentiert.

Das Museum und die Gedenkstätte im Hackerhaus präsentieren sich dem Besucher technisch bestens ausgestattet: Elf audivisuelle und interaktive Stationen mit Filmsequenzen und Zeitzeugeninterviews, zehn multimediale Hörbücher sowie Originalobjekte machen die Geschichte des Judentums in der Region zu einem mit allen Sinnen erfahrbaren Erlebnis.

Martha Keil, Leiterin des Instituts jüdischer Geschichte Österreichs, kuratierte die Sonderausstellung, die auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Eine versunkene Welt“ von Johann Hagenhofer, Werner Sulzgruber und Gert Dressel, gemeinsam mit vielen (Hobby-)Historikern basiert (siehe Serie im „Boten“ im letzten Jahr).

Zusammenleben der  Religionen und Kulturen

Das Museum für Zeitgeschichte entstand auf Initiative von Bürgermeister Hans Rädler. Das historische Gebäude wurde 2017 von der Gemeinde angekauft und anschließend behutsam umgestaltet, um hier dem Zusammenleben der Religionen und Kulturen im einstigen Erlach ein Mahnmal zu setzen.

Dass es diese Schau gibt, ist nicht nur den akribischen Forschungsarbeiten der Autoren zu verdanken, die in den Gemeinden das Schicksal der jüdischen Familien aufgearbeitet haben. Durch zahlreiche Leihgaben wird die Geschichte zum Leben erweckt. Insgesamt 35 Nachfahren der jüdischen Familien aus der Region haben sich zur Eröffnung eingefunden. Aus Amerika, Kanada, Israel oder Großbritannien kamen sie angereist. Und auch wenn sie sich vor ihrem Besuch in Österreich nicht kannten, haben sie hier doch gemeinsame Wurzeln. Dieses Treffen machte die Museumseröffnung auch zu einer ganz besonderen Veranstaltung. Eine, bei der auch mit Mahnungen an die jüngere Generation nicht gespart wurde. Damit sich das, was ihren Familien hier passiert ist, nicht wiederholt. Es wurde aber auch das Engagement der Menschen hervorgehoben, die mit ihrer Beteiligung an der Ausstellung gegen Menschenverachtung vorgehen.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betonte: „Dieses Engagement soll jetzt nicht nur gelobt werden, sondern es soll viele Nachahmer finden.“