Unser aktueller Lost Place führt uns direkt in die bäuerliche Vergangenheit der Region. Als die Ernte vom Feld in unmittelbarer Umgebung verarbeitet wurde und das Ergebnis den Menschen zum Leben reichte. In eine Zeit, als im Tal der sieben Mühlen noch eifrig gemahlen wurde. Wir durften einen Blick in die Doplermühle werfen, die als letzte ihren Betrieb im Jahr 1993 eingestellt hat und bis heute erhalten ist.

In der Gemeinde Lichtenegg steht die Doplermühle. Hier lieferten Landwirte ihr Getreide ab und nahmen das fertig gemahlene Mehl mit nach Hause. Eine klassische Umtauschmühle. Im Jahr 1503 wird an dieser Stelle erstmals eine Mühle urkundlich erwähnt. Detailliertere Aufzeichnungen gibt es dann ab dem Jahr 1833, als an dieser Stelle eine „Habanmühle“ erwähnt wurde. In dieser Art der Mühle konnten einfachste Bedürfnisse abgedeckt werden, bis im Jahr 1953 der bestehende Betrieb komplett umgebaut wurde. Das Gebäude wurde aufgestockt und modern ausgestattet – zu einer sogenannten „Kunstmühle“, in der viel feinere Mehle gemahlen werden konnten. Das Prinzip des Reinigens, Schrotens und Mahlens ist dabei bis heute gleich geblieben, nur die Technik hat sich entwickelt.

Müller-Tradition

Die Mühle ist heute zumindest in vierter Generation im Besitz der Familie Dopler. 1983 hat der heutige Besitzer Herbert Dopler den Betrieb übernommen. Er hat selbst das Müllerhandwerk gelernt, das in seiner Familie Tradition hat. „Es ist nicht nur seit Generationen eine Familientradition, sondern auch eine sehr schöne Tätigkeit, mit Lebensmitteln zu arbeiten“, so Dopler.

Nach und nach wurde aber der Betrieb der Mühlen im Tal der sieben Mühlen eingestellt. Die Doplermühle blieb als letzte Mühle bis 1993 in Betrieb, als reine Bauernmühle. Die Landwirte der Umgebung kamen aus der umliegenden Region und brachten ihr Getreide. In der Mühle wurde das Grundprodukt zunächst gereinigt. Nachdem zuerst grobe Verunreinigungen wie Steine aussortiert wurden, entfernte man im nächsten Schritt die Unkräuter. Schließlich wurde auch die Schale des Getreides teilweise gelöst, damit das Mehl am Ende heller wurde. Beim Schroten lief das Mehl dann durch zwei Walzen, durch die Scherenwirkung wurde es zerkleinert. Danach ging es in die Siebmaschine, um das feine Mehl zu mahlen. Insgesamt sechs Durchgänge brauchte es, um das gewünschte Endprodukt zu erhalten. Am Ende wurden die Mehle zusammengemischt, damit jeder Bauer Mehl in gleich hoher Qualität abholen konnte.

Mühlweg und Mühlbach

Als die Landwirtschaften bereits mit Traktoren ausgestattet waren, kamen die Bauern aus der gesamten umliegenden Region ins Tal der Mühlen. In der Doplermühle wurde das Getreide unter anderem aus Lichtenegg, Hollenthon, Krumbach, Edlitz oder Kirchschlag verarbeitet. Das war aber nicht immer so. Noch heute gibt es teilweise erhaltene Mühlwege, auf denen die Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken ihr Getreide zum Müller brachten.  2.000 Kilo Mehl wurden in der Doplermühle pro Woche gemahlen. „In einer industriellen Mühle werden bis zu 500 Tonnen Mehl pro Tag verarbeitet“, so Dopler. Als es schließlich auch in der Buckligen Welt immer weniger Landwirtschaften gab, waren auch die Mühlen weniger gefragt.

Warum es aber ausgerechnet in dieser Region so viele Mühlen gab, erklärt sich der Müller mit der vorhandenen Infrastruktur. Einerseits die Nähe zu den umliegenden Gemeinden und bäuerlichen Betrieben, andererseits hat aber auch der Mühlbach selbst eine entscheidende Rolle gespielt, denn er war der größte Bach der Gegend.

Instandhaltung

Heute ist die Mühle mehr ein Hobby von Herbert Dopler. Rund 100 Arbeitsstunden steckt er pro Jahr in die Instandhaltung. „Ich versuche, das Gebäude so weit wie möglich zu konservieren und den Bach zu erhalten. Darin liegt nämlich die meiste Arbeit, dafür zu sorgen, dass sich der Mühlbach nicht komplett verlegt und er regelmäßig vom Schlamm befreit wird.“ Grundsätzlich ist das Gebäude aber in einem sehr guten Zustand und könnte laut Dopler wohl in rund einer Woche wieder einsatzbereit gemacht werden.

Die 7 Mühlen am Spratzbach:

  • Schindelmühle
  • Steffelmühle
  • Adamermühle
  • Summerauermühle
  • Richtermühle
  • (Schöberlmühle)
  • Doplermühle
  • Rammelmühle

Fotos (7): Steinbichler