Foto : Michael Rzepa

Der Bad Schönauer Herbert Seiberl ist Oberbereiter an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Damit ist er an der absoluten Spitze der Karriereleiter, die man als Pferdenarr in Österreich erreichen kann. Wir sprachen mit ihm über seinen Job und ein Leben für die Lipizzaner.

95 Prozent der Bewerber schaffen es nicht. Und unter den ganz wenigen, die es an die Spanische Hofreitschule schaffen, sind es wiederum nur die Besten der Besten, die bleiben dürfen. Dann hat man es aber geschafft und darf mit den edelsten Pferden in einer der traditionsreichsten Einrichtungen des Landes arbeiten. Einer, der genau das geschafft hat, ist Herbert Seiberl. Geboren und aufgewachsen in Bad Schönau, war er schon von Kindheit an ein großer Pferdenarr. „Man muss, um diesen Job machen zu können, schon sehr pferdeaffin sein. Und man braucht sehr viel Durchhaltevermögen“, so Seiberl. Die Leidenschaft hat er von seinem Vater „geerbt“, der bis heute noch ein eigenes Pferd besitzt. „Als Jugendlicher hat mich nichts anderes interessiert, ich wollte weder Fußball noch Tennis spielen, sondern war immer nur im Reitstall“, erinnert sich Seiberl. Mit 15 Jahren haben ihm seine Eltern schließlich ein eigenes Pferd gekauft. In einem Reitstall in Kirchschlag wurde ein Reitlehrer auf ihn aufmerksam und schlug ihm vor, sich an der Spanischen Hofreitschule zu bewerben.

Kein Plan B

Gesagt, getan. Seiberl ging zum Vorreiten und wurde genommen. Zunächst beendete er noch die Handelsschule und nahm dann am 1. September 1994 seine Lehre an der Hofreitschule auf. Zunächst ist man Eleve und absolviert eine fünf- bis siebenjährige Lehrzeit. „Es gibt keine bessere Reitausbildung. Es war aber auch ein harter und steiniger Weg. Der Druck ist groß, denn nur die Besten dürfen bleiben. Ich hatte aber auch keinen Plan B. Und ich hatte schon immer den Ehrgeiz, was ich einmal begonnen hatte, auch fertig zu machen“, so Seiberl. Und dennoch schaffen es nur die wenigsten. Nach dem Ende der Eleven-Zeit muss man eine Vorführung mit einem fertig ausgebildeten Lipizzaner absolvieren. Nur wer dabei überzeugt, wird zum Bereiter-Anwärter. Ist dieser Schritt geschafft, bekommt man seinen ersten jungen Lipizzaner (mit etwa vier Jahren verlassen die Hengste das Gestüt in Piber), den man dann bis zur Vorführungsreife trainiert. Wenn man das geschafft hat, dann ist man offiziell Bereiter der Spanischen Hofreitschule, und man hat eine Zeit von etwa 15 Jahren hinter sich, in der man jederzeit „fliegen“ kann. 

Das ist Seiberl aber nicht passiert, und heute ist er sogar einer von nur vier Oberbereitern und kümmert sich um neun Pferde. Das älteste ist 24 Jahre alt und war gleichzeitig sein erster Lipizzaner, den er ausgebildet hat.

Das Schöne an seinem Beruf, neben dem täglichen Kontakt mit den Pferden: „Jeder Tag ist anders, und man ist nie damit fertig, Reiten zu lernen.“

Für die neue Chefin der Hofreitschule, Sonja Klima, findet er nur positive Worte: „Frau Klima ist eine Pferdefrau durch und durch. Sie kümmert sich so gut um die Pferde und das Wohl der Mitarbeiter, das war in den letzten zehn Jahren nicht so.“

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Foto: Michael Rzepa