Foto: Stein­bich­ler

Dass es sich in Pit­ten schon län­ger gut leben lässt, bemerkt man gleich, wenn man durch den Ort spa­ziert. Schö­ne Som­mer­fri­sche-Vil­len erin­nern an die gro­ße Zeit um 1900, ein Rosen­gar­ten liegt dem baro­cken Pfarr­hof zu Füßen, und über den Dächern des Ortes wacht eine alte Burg. Dabei ist Pit­ten bereits wesent­lich län­ger besie­delt, frü­hes­te Spu­ren rei­chen über 3.500 Jah­re in die Ver­gan­gen­heit. Etwas jün­ger, näm­lich etwa 1.000 Jah­re alt, ist unser aktu­el­ler „Lost Place“,der eigent­lich kei­ner ist. Son­dern viel­mehr ein Zeit­do­ku­ment frü­he­rer Besied­lungs­ge­schich­te: Die Fel­sen­kir­che von Pitten.

Pit­ten ist reich an Ver­gan­gen­heit und Geschich­te: Zahl­rei­che archäo­lo­gi­sche Fun­de zeu­gen von der frü­hes­ten Besied­lung in der mitt­le­ren Bron­ze­zeit um ca. 1.500 vor Chris­tus. Zur Zeit der Römer führ­te ein wich­ti­ger Ver­kehrs­weg durch das Pit­ten­tal, ein bedeu­ten­der Fund aus die­ser Zeit ist ein Sand­stein-Löwe, der um 1900 bei Gra­bungs­ar­bei­ten im Zuge eines Neu­baus vier Meter unter der Erde gefun­den wur­de. Da auch beim Abhang unter der Fel­sen­kir­che römi­sche Mün­zen gefun­den wur­den, wur­de lan­ge Zeit ver­mu­tet, dass auch der Löwe eine roma­ni­sche Figur ist. Eini­ge Nach­for­schun­gen und Ver­glei­che mit ähn­li­chen Fun­den las­sen die Ver­mu­tung zu, dass der Sand­stein-Löwe mög­li­cher­wei­se aus einem Mith­räum im 3. Jahr­hun­dert nach Chris­tus stammt. 

Die ers­te urkund­li­che Erwäh­nung der Gemein­de Pit­ten liegt heu­er genau 1.150 Jah­re zurück. Die­se Orts­grün­dung war so bedeu­tend, dass die Regi­on rund­her­um – die heu­ti­ge Buck­li­ge Welt – noch bis ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein „Pit­te­ner Wald­mark“ hieß. 

His­to­risch ein­ma­lig – und gut versteckt

Ein wei­te­rer his­to­risch inter­es­san­ter Ort in Pit­ten liegt gut ver­steckt: Die Fel­sen­kir­che, die sich als gewölb­ter Höh­len­raum in der Fels­wand hin­ter der baro­cken Berg­kir­che ver­steckt. Eine Kir­che unter­halb der Burg („sub cas­tel­lo“) wird ab 1000 nach Chris­tus erst­mals genannt und dürf­te damit eine der ältes­ten christ­li­chen Kult­stät­ten der Regi­on sein. Die Fel­sen­höh­le hin­ter der Berg­kir­che ist den Hei­li­gen Petrus und Pau­lus geweiht.Während des Mit­tel­al­ters wur­de der Hölen­raum mehr­mals mit Wand­ma­le­rei­en aus­ge­schmückt. Laut der Chro­nik der Gemein­de Pit­ten stammt die jüngs­te Mal­schicht aus dem 14. Jahr­hun­dert. Die Fres­ken im spät­ro­ma­nisch-byzan­ti­ni­schen Stil sind recht sel­ten und sehens­wert. Die Höh­len­kir­che dien­te zunächt als Apsis (Altar­raum) einer roma­ni­schen Kir­che. Spä­ter wur­de quer zum Berg eine goti­sche Kir­che gebaut. Die Läu­te­stu­be und der Glo­cken­turm die­ser Kir­che sind noch als Teil der heu­ti­gen baro­cken Berg­kir­che erhalten. 

Von der Kir­che zum Bein­haus

Die Fel­sen­kir­che dien­te über vie­le Jahr­hun­der­te als Raum für Gebet, Andacht und Anbe­tung. Eine Koch- und Schlaf­stel­le wies spä­ter dar­auf hin, dass die Fel­sen­höh­le einem Ein­sied­ler Her­ber­ge bot. Spä­ter wur­de sie in einen Kar­ner (Bein­haus) umge­wan­delt. Hier wur­den 200 Jah­re lang die Kno­chen des alten Fried­hofs­ge­län­des auf­be­wahrt, der im Zuge des Baus der heut­gen Berg­kir­che wei­chen muss­te. Noch heu­te zeugt ein Sta­pel Schä­del und Kno­chen neben dem Ein­gang von die­sem Verwendungszweck. 

PIZ1000

Im Rah­men des Jubi­lä­ums­jahrs ist in Pit­ten das Regi­ons­mu­se­um PIZ1000 ent­stan­den. Hier erfährt man ganz viel Wis­sens­wer­tes zur lan­gen Geschich­te der Gemein­de, dar­un­ter auch über die Fel­sen­kir­che. Den Sand­stein-Löwen kann man hier eben­falls besu­chen. Gemein­sam mit vie­len ande­ren Expo­na­ten, die auf die 3.500 Jah­re alte Geschich­te der Besie­de­lung der Gemein­de hin­wei­sen. Alle Infos zum Muse­um unter www.pitten.gv.at/PIZ1000. Sämt­li­che Füh­run­gen, auch Orts­füh­run­gen, kön­nen über das Regi­ons­mu­se­um oder die Gemein­de gebucht wer­den. Einer der Kir­chen­füh­rer, Erich Göschl, führ­te unse­ren Foto­gra­fen Mar­kus Stein­bich­ler durch die Fel­sen­kir­che. Er macht jeden Frei­tag ab 16 Uhr eine Füh­rung. Treff­punkt ist vor dem Gemein­de­amt, Vor­anmel­dung unter 0664/95 08 151 oder egp.​pitten@​gmail.​com

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