Mit dem Besuch des Südbahnhotels ging ein lang gehegter Traum für Markus Steinbichler und Bote-Herausgeberin Katrin Scherz-Kogelbauer in Erfüllung. Foto: Steinbichler

Den Anfang machten Fotos aus dem alten, seit Jahrzehnten leer stehenden Kino in Kirchschlag, die Markus Steinbichler der Redaktion des Boten zeigte. Das gemeinsame Interesse am Thema und an weiteren verlorenen Orten war geweckt. Von diesem ersten Beitrag bis zu jenem über die Ruine der Liebfrauenkirche – ebenfalls in Kirchschlag – in der letzten Ausgabe spannt sich der Bogen über mittlerweile 20 höchst unterschiedliche Orte, die aber alle mit einer spannenden Geschichte dahinter aufwarten. Von kleinen Bauernhäusern bis zu riesigen Industriegebäuden und Hotels reicht die Palette. Ebenso unterschiedlich ist auch deren Erhaltungszustand: Einerseits handelt es sich um Ruinen und verfallene Häuser, andererseits um liebevoll gepflegte Objekte wie die Spratzauer Doplermühle und dazwischen gibt es Gebäude, die nur vorübergehend im Dornröschenschlaf zu liegen scheinen.

Schon länger beschäftigt sich Steinbichler mit besonderen Orten, besucht und fotografiert diese. Dass sich mit den Fotoreportagen für den „Boten“ so manche lange verschlossenen Türen öffen, freut ihn sehr: „Von manchen Gebäuden wie dem Jugendstil-Kurhaus in Hochegg hatte ich schon zig Fotos von außen. Als die Redaktion einen Besuch organisieren und ich einen Einblick ins Innere machen konnte, war dies für mich ein toller Moment!“

Über Grenzen hinaus

Jeder der 20 Orte hatte also etwas Besonderes zu bieten, für zwei Highlights ging es für ihn auch über die Grenzen der Region hinaus: Die Synagoge in Kobersdorf und das Südbahnhotel am Semmering standen schon lange auf seiner „Wunschliste“. Mit dem Besuchen, Erforschen und dem Festhalten dieser beiden faszinierenden Gebäude ist ein von ihm lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen.

Aber auch gut versteckte und bislang unbekannte Orte boten für Steinbichler besondere Einblicke, etwa eine ehemalige verfallene Sommerfrische-Pension: „Das Haus ist klein und unscheinbar, aber ungemein beeindruckend! Die Zimmer wirken wie eine aufwendig arrangierte Filmkulisse, sind aber nur durch den Zufall des jahrelangen Verfalls gestaltet worden“. Und nicht nur die Gebäude selbst sorgten für schöne Erlebnisse, sondern auch die teilweise bei den Fototerminen entstandenen Bekanntschaften – so wie die mit einer gleichgesinnten Fotografin, von der Tipp und Kontakt zu dieser speziellen „Location“ stammten, oder die mit dem Eigentümer der alten Pension. „Beim letzten Besuch habe ich mit ihm gescherzt, dass ich Zimmer Nr. 2 als ‚Schreibstube‘ für die Arbeiten am Buch anmieten würde“, so Steinbichler. Renoviert werden muss dafür nicht, denn die Atmosphäre in den verfallenen Zimmern ist beeindruckend und äußerst inspirierend. Eine besondere Begegnung ergab sich durch die Geschichte zum ehemaligen Hotel Mönichkirchner Hof: Dieses Gebäude war schon deshalb etwas Besonderes für unseren Fotografen, weil seine Großmutter dort in ihrer Jugendzeit in der Küche gearbeitet hatte.

Reise in die Vergangenheit

Ein älterer Herr aus Wien bat Steinbichler nach der Lektüre des Beitrags um ein Gespräch zum Artikel – in einem Wiener Kaffeehaus stellte sich der Herr schließlich als Sohn der Hotelpächter vor. Gemeinsam wurde in einem Fotoalbum aus dieser Zeit geblättert; die Bilder von vornehmen Gästen in Kleid und Anzug oder Skitouristen aus den 1940ern waren sehr beeindruckend. Auf den alten Fotos von Steinbichlers Oma entdeckte der Mann dann auch seine Mutter in Küchenuniform und sogar sich selbst als kleinen Buben wieder. „Es war ein faszinierender Moment, in dem Nostalgie Leben eingehaucht wurde und für kurze Zeit ein vergessener Ort mit Kindheitserinnerungen wieder aufblühen durfte“, so Steinbichler.

Blick zurück

Und wie lautet sein Resümee nach diesen zwei Jahren? „Manches wie das Kino aus dem ersten Artikel geht irgendwann verloren. Umso wichtiger ist es, diese Orte in Wort und Bild festzuhalten, um damit ihre Geschichte und Geschichte(n) weiterzuerzählen.“ Auch für die nächsten Ausgaben gibt es noch genug zu entdecken und zu besuchen.

Aufruf

Wenn auch Sie ein vergessenes oder historisch interessantes Gebäude mit spannender Geschichte in der Buckligen Welt kennen, erzählen Sie uns davon! redaktion@bote-bw.at