Ankunft in Santiago de Compostela, 30 Tage und über 800 Kilometer Fußmarsch liegen hinter ihnen, jetzt ist die Freude darüber, es geschafft zu haben, groß! Foto: Resi Prenner

Schon seit zehn Jahren geisterte im Kopf von Resi Prenner aus Mariensee die Idee herum, einmal den Jakobsweg in Spanien zu bewältigen. Gemeinsam mit Vroni Kerschbaumer und Renate Lang pilgerte das Trio schließlich in 30 Tagen von den Pyränen bis nach Santiago de Compostela. Über 800 Kilometer galt es zu bewältigen.

Resi Prenner zählt immerhin schon 70 Lenze, doch auch den anderen beiden Damen, die zehn und 15 Jahre jünger sind, verlangte diese Wanderung einiges ab. „Lachen, weinen, wir haben alle Gefühlesebenen durchlaufen“, kann die sportliche Seniorin heute lachen. „Wandern war immer meine Leidenschaft, mein Leben lang habe ich mit Kindern Skilanglauf trainiert. Auch heute noch turne ich dreimal die Woche in Mariensee und St. Peter.“ Die täglichen Spaziergänge mit ihrem Hund halten sie zusätz-
lich fit.

Pilgern mit Hindernissen

„Vorher weiß man eigentlich nicht, was auf einen zukommt“, resümiert Resi Prenner im Nachhinein. „Wir haben konditionell gut zusammengepasst. An manchen Tagen haben wir uns gesplittet, jeder ist für sich gegangen“, erzählt die rüstige Seniorin aus ihrem Pilgeralltag.

„Die ersten 14 Tage haben wir geschaut, ein Stück weiter als die planmäßige Route zu kommen, um einen ‚Spazi‘-Tag zu haben.“ Im ersten Quartier wurden sie gleich ins kalte Wasser gestoßen: „Wir haben meist in Pilgerherbergen geschlafen, da gab es teilweise für 60 Leute nur zwei Duschen, Stahlrohrstockbetten oder eine ausgefallene Heizung.“
Dafür regnete es keinen einzigen Tag in dem Monat ihrer Wanderung. „Aber kalt war es schon manchmal“, erinnert sich Resi. Nach 400 Kilometern dann eine Schrecksekunde: Vronis Schienbeinmuskulatur hatte sich von der Überanstrengung entzündet. „Zum Glück kenne ich mich mit dem Meridiansys-tem aus“, erinnert sich Prenner. „Ich habe dann jeden Tag spezielle Meridianpunkte aktiviert, die Faszien gezogen und Joghurt aufgelegt. Erfreulicherweise zeigten diese Maßnahmen Wirkung und Vroni schaffte es bis zum Schluss.“

Morgenrituale

Um sich für den Tag zu stärken, hielten die drei täglich eine Morgenmedidation ab, es wurde gemeinsam gesungen und zwei Esslöffel Olivenöl sollten Kraft für den anstrengenden Tagesmarsch geben. 19 bis 34 Kilometer pro Tag waren angesagt.
Dreimal kamen sie vom Weg ab, doch mithilfe des GPS fanden sie wieder zurück. Zehn bis zwölf Kilo Gepäck mussten getragen werden. Aber auch das Mittagsschläfchen gehörte zum täglichen Ritual. „Das ganze Leben zieht an einem vorüber“, schwärmt Prenner noch immer von den vielen Eindrücken und Begegnungen. „Ich habe Loslassen gelernt und einen Doppelgänger von meinem Hund ‚Max‘ getroffen. Bei einer Rast lernten wir einen Rollstuhlfahrer kennen. Wir trafen ihn in Santiago wieder. Insgesamt wird der Kopf frei und man hat das Gefühl, dass einen jemand behütet.“


Im Mai, an einem Feiertag in Spanien, kamen sie in Santiago an. „Da wird der große Weihrauchkessel in der Kathedrale geschwenkt. Während der Andacht trugen zehn verschiedene Nationen in ihrer Sprache ein Gebet vor; das war ergreifend.“
Doch Resi Prenner hat schon ein neues Ziel vor Augen, diesmal nicht ganz so weit. „Von Porto in Portugal bis Santiago, an der Küste entlang. Das sind 280 Kilometer und dann schaffe ich es hoffentlich auch bis zum Kap Finisterre.“