Paul, Max und Maria Kogel­bau­er / Foto: Scherz

Eines der tra­di­ti­ons­reichs­ten Gast­häu­ser der Buck­li­gen Welt und gleich­zei­tig eines der ältes­ten in Kirch­schlag erhal­te­nen Gebäu­de ist das „Bräu­haus“ der Fami­lie Kogel­bau­er. Hin­ter der mar­kan­ten blau­en Fas­sa­de ist seit heu­er bereits die fünf­te Gene­ra­ti­on am Werk, um das Tra­di­ti­ons­haus in die Zukunft zu führen.

In den Adern von Max Kogel­bau­er, dem heu­ti­gen Chef des „Bräu­hau­ses“, fließt Gas­tro­no­mie-Blut. Seit über 125 Jah­ren ist das Haus unun­ter­bro­chen in Fami­li­en­be­sitz; Gast­lich­keit wird den Kogel­bau­ers also bereits in die Wie­ge gelegt. „Für mich war sehr schnell klar, dass ich beruf­lich in die­sen Bereich gehen will“, so der Gas­tro­nom in fünf­ter Gene­ra­ti­on. Nach der Tou­ris­mus­schu­le in Ober­wart und eini­gen Mona­ten „Erfah­rung sam­meln“ im Tri­ad in Krum­bach zog es ihn recht bald wie­der zurück in den elter­li­chen Betrieb in Kirch­schlag. Das war vor 14 Jah­ren. Heu­er über­nahm er schließ­lich das Gast­haus inklu­si­ve Frem­den­zim­mer, wo er gemein­sam mit sei­ner Schwes­ter (in der Küche) und sei­nem Bru­der (im Ser­vice), die bei­de über Umwe­ge wie­der in den Fami­li­en­be­trieb zurück­ge­kehrt sind, ein neu­es Zeit­al­ter des „Bräu­haus“ einläutet.

Bier-Mono­pol

Die Geschich­te rund um Kuli­na­rik und Tou­ris­mus an die­sem Stand­ort beginnt aber bereits viel frü­her, und zwar am 9. März 1653, als das „Bräu­haus“ im Markt­buch von Kirch­schlag erst­mals urkund­lich erwähnt wur­de – eine jahr­hun­der­te­al­te Tra­di­ti­on, auf die man auch stolz ist. So fin­det man in jeder Spei­se­kar­te des Lokals einen klei­nen geschicht­li­chen Rück­blick. Die­ser beginnt mit Graf Johann Chris­toph von Puch­heim, der an die­sem Stand­ort eine Braue­rei errich­te­te. Die­se wur­de außer­dem mit einem „Bann­schank­recht“ aus­ge­stat­tet, das die Unter­ta­nen dazu zwang, aus­schließ­lich aus die­ser herr­schaft­li­chen Braue­rei ihr Bier und ihren Wein zu beziehen.

Treff­punkt der Sommerfrischler

Im Jahr 1894 kauf­ten Ignaz und Fran­zis­ka Kogel­bau­er die Braue­rei, die im Lau­fe der Jahr­hun­der­te aus­ge­baut wur­de. Um die Jahr­hun­dert­wen­de bau­ten sie schließ­lich auch ein Hotel dazu, das vor allem Som­mer­fri­sche-Gäs­te anlock­te. Zum Frem­den­ver­kehrs- und Gas­tro­no­mie­be­trieb gehör­ten auch zahl­rei­che Neben­ge­bäu­de. Da, wo frü­her der Schwei­ne­stall und die Pfer­de­stäl­le unter­ge­bracht waren – zumin­dest so lan­ge, wie man die wich­tigs­ten Trans­por­te noch mit Pfer­de­fuhr­wer­ken bewerk­stel­lig­te, befin­den sich heu­te eine Piz­ze­ria und ein Design­stu­dio. Ende der 1970er-Jah­re fand der letz­te gro­ße Umbau inklu­si­ve Gene­ral­sa­nie­rung statt. Dabei wur­den nicht nur die Gast­räu­me und die Ter­ras­se neu gestal­tet, son­dern auch sämt­li­che Zim­mer mit Bädern aus­ge­stat­tet. 1987 wur­de schließ­lich die Bier­stu­be eröffnet.

Tanz am Donnerstag

Ein solch tra­di­ti­ons­rei­ches Gast­haus war schon immer Treff­punkt vie­ler Men­schen von nah und fern. Umso abwechs­lungs­rei­cher sind natür­lich auch die Geschich­ten, die sich hier ereig­net haben. Und davon weiß die Fami­lie Kogel­bau­er eine Men­ge zu erzäh­len. Vie­le Jah­re wur­de hier auf der Ter­ras­se der Bau­ern­markt abge­hal­ten. Legen­där waren aber vor allem die Don­ners­tags­tän­ze mit Live-musik, die ab 1980 rund 10 Jah­re lang, wäh­rend des Som­mers, statt­ge­fun­den haben. „Heu­te ver­su­chen wir mit unse­ren ‚Don­ners­tag-Grill­aben­den‘ an die­se Tra­di­ti­on anzu­schlie­ßen“, so Max Kogel­bau­er.

Die Fami­lie war auch aktiv dar­an betei­ligt, neue Ideen für den Kirch­schla­ger Ver­an­stal­tungs­ka­len­der ein­zu­brin­gen. So fan­den hier – vor dem Umbau des Pfarr­zen­trums – die ers­ten Faschings­sit­zun­gen statt, eben­so wie sämt­li­che Bäl­le. Sai­so­na­le regio­na­le Küche ist hier auch sehr lan­ge ein The­ma. „Wir waren bei­spiels­wei­se die Ers­ten in der gan­zen Gegend, die zu Ostern Lamm auf der Spei­se­kar­te hat­ten“, erin­nert sich Maria Kogel­bau­er, die Mut­ter des heu­ti­gen Fir­men­chefs. Gemein­sam mit ihrem Mann Paul hat sie den Betrieb im Jahr 1977 über­nom­men und moder­ni­siert. Vor­erst letz­ter Mei­len­stein war im Jahr 2015, als zusätz­lich ein Cate­ring-Betrieb auf­ge­baut wurde.

Von Visio­nen und Bewährtem

Und was hat die neue Wir­te-Gene­ra­ti­on mit dem Tra­di­ti­ons­be­trieb vor? „Mei­ne Visi­on ist, dass wir den Betrieb so gut wei­ter­be­trei­ben kön­nen wie unse­re Eltern. Jede Gene­ra­ti­on bringt neu­es Publi­kum; es geht mir dar­um, ein gutes Mit­ein­an­der zu schaf­fen. Außer­dem möch­te ich ein jun­ges Pro­gramm anbie­ten und Gar­ten-Ver­an­stal­tun­gen im Som­mer wei­ter for­cie­ren“, so Max Kogel-
bau­er. Dass die gan­ze Fami­lie im Betrieb mit­ar­bei­tet, ist für ihn ein ein­deu­ti­ger Vor­teil: „Mei­ne Schwes­ter ist eine super Köchin und mein Bru­der super im Ser­vice. Auf die­sem Grund­stock bau­en wir auf. Es ist wohl eher die Aus­nah­me, dass Geschwis­ter sich so gut ver­ste­hen und zusammenarbeiten.“

Das „Bräu­haus“ und sei­ne Geschichte

  • ers­te urkund­li­che Erwäh­nung im Jahr 1653
  • seit 1894 im Besitz der Fami­lie Kogelbauer
  • um 1900: Erwei­te­rung inklu­si­ve Zubau eines Hotels
  • ab 1977 haben die heu­ti­gen Seni­or-Chefs Maria und Paul Kogel­bau­er den Betrieb erwei­tert und modernisiert
  • seit 2015 Catering-Betrieb
  • seit 2020 ist mit Max Kogel­bau­er und sei­nen Geschwis­tern die 5. Gene­ra­ti­on am Zug

Das Bräu­haus mit der typi­schen blau­en Fas­sa­de (li.), und auf einer alten Ansichts­kar­te.
Fotos: A.Z., Reprofotografie