Dietmar Orglmeister, Anton Eder, Peter Halpern und Igor Pilyavskiy vor dem Pfarrheim in Mönichkirchen, wo die Präsentation stattfand / Foto: Egerer

In Mönichkirchen las Anton Eder aus dem Buch „Eine versunkene Welt“.

Dieses einzigartige Zeitdokument, welches das jüdische Leben in der Region Bucklige Welt – Wechselland beleuchtet, wurde nun im Pfarrsaal in Mönichkirchen in Form eines Buches von Anton Eder vorgestellt. Erstmals wurde es 2019 im Gemeindezentrum von Bad Erlach und bei der Eröffnung des Museums für Zeitgeschichte (Hacker-Haus Bad Erlach) präsentiert
Ein 18-köpfiges Forschungsteam hat unter der Leitung von Johann Hagerhofer, Werner Sulzgruber und Gert Dressel zahlreiche Spuren der jüdischen Geschichte in den jeweiligen Ortschaften entdeckt und ausgewertet.

In Mönichkirchen hat der ortsansässige Gymnasialprofessor Anton Eder geforscht und wurde fündig. „Da war zum Beispiel Kornel Hoffmann. Er stammte aus einer ungarisch-jüdischen Bankiersfamilie, besaß in Mönichkirchen eine stattliche Villa und war nach derzeitigem Stand der erste staatlich geprüfte Skilehrer unseres Ortes“, so Eder. Auch er wurde im KZ Maly Trostinec ermordet. „Mönichkirchen hatte bezüglich Juden eine Sonderstellung. Es gab hier keine Landjuden mit ständigem Wohnsitz, sondern fast ausschließlich Gäste – einfache Leute und Promis – die hier ihre Sommer- und Winterfrische verbracht und sich teilweise auch hier eingekauft haben“, so Eder. Dazu gehörte auch die Familie Steiner, Textilfabrikanten. „Hugo Steiner war der Trauzeuge von Adolf Loos“, weiß Eder. Ebenso besuchte Lilly Lieser, übrigens eine gute Freundin von Alma Mahler, regelmäßig den heutigen Luftkurort und erwarb Grundstücke. „Wir hatten hier eine Hochkultur im wahrsten Sinne des Wortes“, schmunzelt Eder. Die Bucklige Welt und das Wechselland sind die einzige zusammenhängende Region, die zum Thema jüdisches Leben erforscht worden ist.

Unter den Zuhörern befanden sich auch Waltraud Barton, die Obfrau des Vereines Maly Trostinec, und Peter Halpern, die sich für eine Gedenkstätte für Kornel Hoffmann einsetzen.

Jedenfalls erschienen zahlreiche Besucher im Pfarrsaal, um gebannt den Erzählungen und Erläuterungen Anton Eders zu lauschen. Schließlich handelt es sich bei diesem Stück Zeitgeschichte um eines der bisher unbekannten Kapitel der Geschichte ihres Ortes. Alte Fotos gab es ebenso zu bestaunen wie Akkordeonklänge von Igor Pilyavskiy.