Die Dorf­schmie­de gewährt sel­te­ne Ein­bli­cke in altes Hand­werk. Foto: Steinbichler

Sie ist klein und unschein­bar, aber den­noch sehens­wert: die alte Dorf­schmie­de in Hoch­wol­kers­dorf. Fährt oder geht man die Dorf­stra­ße ent­lang, fällt das klei­ne eben­erdi­ge und leicht zurück­ge­setz­te Gebäu­de kaum ins Auge. Nur ein Schild mit der Auf­schrift „Karl Korn­feld – ehem. gepr. Huf- und Wagen­schmied“ und Rin­ge an der Haus­mau­er zum Anbin­den der Pfer­de ver­ra­ten die ehe­ma­li­ge Nut­zung. Ein Leser­tipp hat unse­ren Foto­gra­fen Mar­kus Stein­bich­ler auf die Schmie­de auf­merk­sam gemacht. Der Besuch bot viel Wis­sens­wer­tes und Ein­bli­cke in ein sel­ten gewor­de­nes Handwerk.

Das Schmie­de­hand­werk wird bereits seit der Bron­ze­zeit prak­ti­ziert. Seit­her haf­tet den Schmie­den und ihren Küns­ten fast schon etwas Magi­sches und Mys­ti­sches an. Mit der gezü­gel­ten Kraft des Feu­ers und viel Geschick wer­den aus einem sprö­den Mate­ri­al kunst­fer­ti­ge Werk­stü­cke her­ge­stellt. Tau­sen­de kun­di­ge Hand­grif­fe und Ham­mer­schlä­ge waren dafür not­wen­dig. Und so kom­men Schmie­de auch in zahl­rei­chen Sagen, Mär­chen und Mythen vor, vom grie­chi­schen Hephais­tos bis zu Wie­land, dem Schmied aus den ger­ma­ni­schen Hel­den­sa­gen. Doch auch in der Buck­li­gen Welt gehör­ten die Huf- und Wagen­schmie­den frü­her zum All­tag und zum Dorfbild. 

Die meis­ten sind heu­te aller­dings ver­schwun­den. Nicht so die Schmie­de in Hoch­wol­kers­dorf. Sie stammt aus dem 19. Jahr­hun­dert, wur­de zwi­schen 1946 und 1973 vom letz­ten Schmied Karl Korn­feld betrie­ben und stellt eine Sel­ten­heit in der Buck­li­gen Welt dar, denn es gibt kaum noch erhal­te­ne und funk­ti­ons­tüch­ti­ge Schmie­den in der Regi­on. Die­ser Umstand ist aber nicht selbst­ver­ständ­lich, son­dern war mit viel Mühe und Enga­ge­ment verbunden.

Die Dorf­schmie­de als Dorferneuerungsprojekt

Um 2000 wur­de im Ort eine Dorter­neue­rungs­ver­ein gegrün­det, der sich zahl­rei­chen ehr­gei­zi­gen Pro­jek­ten ver­schrieb. Die Revi­ta­li­sie­rung der vom Ver­fall bedroh­ten Dorf­schmie­de war eines davon. Mit Kos­ten von knapp 40.000 Euro, Lan­des­för­de­run­gen, aber auch erheb­li­chen Geld­be­trä­gen von pri­va­ten Spon­so­ren und 500 frei­wil­li­gen Arbeits­stun­den wur­den der Dach­stuhl samt Ein­de­ckung, der Kamin sowie der Ver­putz innen wie außen saniert. Auch die Elek­trik wur­de erneu­ert und der Amboss neu auf­ge­stellt. Nur der schwar­ze Ruß an der frisch ver­putz­ten Decke muss­te mit Far­be imi­tiert wer­den, damit der Cha­rak­ter der alten Schmie­de wie­der­her­ge­stellt wer­den konnte.

„Die Huf- und Wagen­schmie­den waren so etwas wie die Auto­werk­stät­ten der vori­gen Jahr­hun­der­te“, stellt Hel­mut Wen­nin­ger, der Obmann des Ver­eins, beim Besuch einen anschau­li­chen Ver­gleich her: Anstel­le der Moto­ren wur­den Fuhr­wer­ke repa­riert und Pfer­de beschla­gen. „Daher rührt auch der klei­ne Vor­platz für die Tie­re vor der Schmie­de“, erklärt er, bevor er einen Ein­blick in die Werk­statt gewährt, wo schon Feu­er brennt, womit der typi­sche Schmie­de-Geruch ver­brei­tet wird.

Sel­te­ne Ein­bli­cke in ein altes Handwerk

Die hand­werk­li­chen Schmie­den haben sich seit der Anti­ke kaum ver­än­dert: Auf der „Esse“ wird die Schmie­de­koh­le ver­brannt, mit einem Bla­se­balg (heu­te meist elek­tri­sche Geblä­se) wird die glü­hen­de Koh­le auf Tem­pe­ra­tu­ren von bis zu 1.250 Grad erhitzt, um dar­in das Metall zu erwär­men und somit bear­beit­bar zu machen. Über der Feu­er­stel­le befin­det sich der Abzug mit Rauch­fang. Wich­tigs­ter Arbeits­platz ist der Amboss, auf dem das erhitz­te Eisen unter Ham­mer­schlä­gen geschmie­det und geformt wird. Der Amboss in der Dorf­schmie­de steht auf Filz, gela­gert auf einem Eichen­stock, der einen Meter tief in den Boden ein­ge­las­sen wur­de. Die­se Auf­stel­lung ist wich­tig, damit die Bear­bei­tung mit dem Ham­mer mög­lichst effi­zi­ent und kraft­spa­rend erfolgt.

Die Werk­zeu­ge in der Schmie­de sind unzähl­bar, von Häm­mern über Gesen­ke bis hin zu den unter­schied­lichs­ten Zan­gen und Fei­len reicht die Palette.

Seit der Eröff­nung der Dorf­schmie­de im Jahr 2008 fan­den mehr­mals im Jahr Ver­an­stal­tun­gen wie Schaus­chmie­den und Vor­füh­run­gen für Schu­len statt. Auch vor Weih­nach­ten öff­net die Schmie­de ihre Türen: In der gemüt­li­chen Atmo­sphä­re am offe­nen Feu­er wird Punsch getrun­ken und geschmie­det. Eigens dafür haben sich Obmann Wen­nin­ger und sein Mit­strei­ter im Dorf­er­neue­rungs­ver­ein, Franz Ober­ger, eigens Schmie­de-Kennt­nis­se ange­eig­net. Die Besu­cher kön­nen dann haut­nah erle­ben, wie klei­ne Glücks­brin­ger – etwa Huf­ei­sen aus Nägeln – und ande­re Werk­stü­cke hän­disch her­ge­stellt wer­den. Ihnen ist es ein gro­ßes Anlie­gen, dass die Dorf­schmie­de für die Nach­welt erhal­ten bleibt und das alte Hand­werk nicht in Ver­ges­sen­heit gerät. Auf Anfra­ge steht der Ver­ein ger­ne für eine Besich­ti­gung zur Ver­fü­gung, Inter­es­sier­te kön­nen sich an das Gemein­de­amt Hoch­wol­kers­dorf wenden.

Auf­ruf

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