Das ehe­ma­li­ge „Hotel zum Ursprung“ vis-à-vis der Kir­che. Foto: Steinbichler

Coro­na ist – zumin­dest als Wort – der­zeit in aller Mun­de. Doch nicht nur das unver­meid­li­che Virus, son­dern auch der gleich­na­mi­ge Ort St. Coro­na am Wech­sel sorgt in letz­ter Zeit für Schlag­zei­len. Dies zum einen, weil Orts­ta­feln von Sou­ve­nir­jä­gern gestoh­len wer­den, zum ande­ren, weil sich der Win­ter­sport­ort wie­der gro­ßer Beliebt­heit erfreut. Auf gute Neu­ig­kei­ten ist unser Foto­graf Mar­kus Stein­bich­ler gesto­ßen: Das einst ers­te Haus am Platz, das „Hotel zum Ursprung“, hat nach jah­re­lan­gem Leer­stand neue Eigen­tü­mer – und dies lässt eine tol­le Zukunft für das Gebäu­de erahnen!

Für Mar­kus Stein­bich­ler war der Besuch in St. Coro­na auch eine per­sön­li­che Zeit­rei­se: „Ich habe mei­ne hal­be Kind­heit in die­sem Ort ver­bracht. Hier habe ich das Ski­fah­ren gelernt, im Som­mer stand Wan­dern und Som­mer­ro­deln am Pro­gramm. Mein Vater hat beim ört­li­chen Bau­meis­ter gear­bei­tet, im Gast­haus Fern­blick waren wir oft zu Gast.“ Dass sich die­ses Haus vor eini­gen Jah­ren durch die neu­en Eigen­tü­mer Micha­el Nie­de­rer und Andre­as Wes­se­ly neu erfin­den durf­te, freut ihn daher beson­ders. Nun wur­de von den bei­den Unter­neh­mern ein wei­te­res his­to­ri­sches Gebäu­de im Ort gekauft; die Umbau­ar­bei­ten haben bereits begon­nen. Die Geschich­te die­ses „Hotel zum Ursprung“ ist eng mit der Ent­wick­lung von St. Coro­na ver­bun­den, mit all sei­nen Höhen und Tiefen.

Ein Ort und sei­ne wech­sel­haf­te Geschichte

Der Ort hieß ursprüng­lich „Hei­li­gen­statt“ und war ab 1272 im Besitz des Chor­frau­en­klos­ters Kirch­berg. Ein Unter­tan die­ses Klos­ters war es, dem der Grün­dungs­my­thos von St. Coro­na zuge­schrie­ben wird: Er fand im Jahr 1504 eine Sta­tue der Hei­li­gen in einer hoh­len Lin­de. An der Stel­le der Auf­fin­dung wur­de eine Holz­ka­pel­le errich­tet, um dort fort­an die Sta­tue zu ver­eh­ren. 1583 wur­de eine grö­ße­re Kapel­le aus Stein errich­tet, die als ältes­ter Bau­teil der heu­ti­gen Kir­che erhal­ten geblie­ben ist. Ein Bau­ern­haus gegen­über der Kir­che, aus dem spä­ter das „Hotel zum Ursprung“ ent­stan­den ist, gehör­te als Lehen eben­falls zum Klos­ter. Die gro­ße Wall­fahrts­kir­che wur­de von 1689 bis 1691 errich­tet, um die zuneh­men­de Zahl an Pil­gern auf­neh­men zu kön­nen. Die­se erba­ten von der Hei­li­gen Coro­na Schutz gegen Seu­chen, Unwet­ter und Miss­ern­ten. Das Jahr 1783 brach­te unter Joseph II. eine ers­te Zäsur in der Orts-Chro­nik: Gemein­sam mit dem Kirch­ber­ger Klos­ter wur­de die Kir­che aufgelöst.

Doch 1833 wur­de sie wie­der ein­ge­weiht, auch die Wall­fahr­ten fan­den wie­der statt. Ab 1860 ist im Anwe­sen „zum Ursprung“ ein Gast­haus nach­weis­bar – man darf anneh­men, dass es Wall­fah­rer beher­berg­te, ver­kös­tig­te und mit Andenken versorgte.

Die ers­te Blü­te­zeit des Ortes begann 1898 mit dem Aus­bau der Stra­ße Aspang-St. Coro­na-Kirch­berg, wodurch all­mäh­lich auch Som­mer­frisch­ler und Win­ter­sport­ler auf den Ort auf­merk­sam wur­den. Ab 1903 ent­stan­den zahl­rei­che Gast­häu­ser, Pen­sio­nen und Hotels: Wald­hof, Traut­hof, Hotel Wien und vie­le mehr. Auch das Gast­haus vis-à-vis der Kir­che wur­de im Jahr 1926 von Chris­ti­an Ege­rer zum „Hotel zum Ursprung“ aus­ge­baut; der Betrieb von Sou­ve­nir-Buden gehör­te dazu.

Doch spä­tes­tens Anfang der 1960er-Jah­re war das Geschäft mit Som­mer­frisch­lern und Wall­fah­rern nicht mehr lukra­tiv. Zahl­rei­che Häu­ser – so auch das „Ursprung“ – sperr­ten zu. Erst 1965 kam es mit der Errich­tung des „Ein­ser-Ses­sel­lifts“ auf den Kampstein zum Neu­start als Wan­der- und Win­ter­sport­ort. Hotels sperr­ten wie­der auf, bau­ten aus, errich­te­ten sogar gro­ße Schwimm­hal­len – im „Ursprung“ etwa damals eines der größ­ten Pri­vat-Hal­len­bä­der Öster­reichs mit öffent­li­chem Zutritt.

Vom alten „Ursprung“ in eine neue Zukunft

Doch auch der zwei­te Auf­schwung fand wie­der ein Ende: Das Ski­ge­biet St. Coro­na war um die Jahr­tau­send­wen­de nur noch Ziel für Tages­aus­flüg­ler aus Wien, Ungarn und der Slo­wa­kei. Für einen län­ge­ren Ski­ur­laub lock­ten zuneh­mend die gro­ßen Ski­or­te West­ös­ter­reichs. Die Hotels und Pen­sio­nen in St. Coro­na konn­ten da nicht mithalten.

Seit weni­gen Jah­ren ist aber wie­der Auf­wind spür­bar, der immer mehr zulegt: Die Erleb­nis­are­na im Orts­teil Untern­berg setzt auf Ganz­jah­res­be­trieb mit Fami­li­en­ski­land, Som­mer­ro­del­bahn, Moto­rik­park und den Wexl Trails. Mit dem neu­en „Fern­blick“ kehr­te 2019 wie­der Leben ins Ort­zen­trum zurück, das neue Pro­jekt „Hotel Vis à vis“ ist nun der nächs­te Schritt. Hier sol­len wie­der Zim­mer und ein gro­ßer Well­ness- und Spa-Bereich für bei­de Häu­ser ent­ste­hen. Und viel­leicht ist ja gera­de das Coro­na­vi­rus hilf­reich, denn eines stell­te Stein­bich­ler beim ver­schnei­ten Foto­ter­min fest: „Die Rei­se- und Aus­gangs­be­schrän­kun­gen haben die Reich­wei­te der Tages­aus­flü­ge um 1900 erreicht. Im Ort wim­mel­te es nur so von Men­schen aus Wien und Umge­bung. Hof­fent­lich kön­nen sie bald wie­der mehr als einen Tag in St. Coro­na verbringen.“

Auf­ruf
Wenn auch Sie ein ver­ges­se­nes oder his­to­risch inter­es­san­tes Gebäu­de mit span­nen­der
Geschich­te in der Buck­li­gen Welt ken­nen, erzäh­len Sie uns davon!
redaktion@​bote-​bw.​at
Wir freu­en uns über jeden Tipp!

Fotos (6): Steinbichler