Links der Spalt, rechts der „Weg“ zum Bründl / Foto: Steinbichler

Die Bucklige Welt ist reich an interessanten historischen Orten. Da sogenannte „Lost Places“ – also verlassene Gebäude – nur ein Aspekt davon sind, möchte Markus Steinbichler seine Fotoreportagen thematisch weiterentwickeln: Unter dem Motto „Bucklige Zeitreisen“ werden künftig alle Arten historischer Orte, Plätze und Gebäude der Region näher betrachtet. Zu Beginn der neuen Serie werden sagenhafte Plätze aus grauer Vorzeit präsentiert.

„Mit dieser Ausgabe sind es exakt drei Jahre, in denen insgesamt 28 Gebäude – mal mehr, mal weniger vergessen – vorgestellt wurden“, zieht Markus Steinbichler ein Resümee seiner bisherigen Beiträge im „Boten“ unter dem Titel „Lost Places“. Schon immer interessierten ihn die geheimnisvollen Orte in seiner Heimatregion, die leerstehenden und mitunter verfallenen Gebäude ganz besonders. Spätestens für die Arbeit an seinem Buch „Verloren in Raum und Zeit“ reiste er ganz weit zurück in die Vergangenheit. Denn das erste Kapitel widmet sich den ältesten Spuren der Menschheit in der Region.

Bei der Recherche stieß er auf viele spannende Plätze, über die es in der Heimatliteratur viel Wissenswertes oder Sagenhaftes zu berichten gibt. „Ab sofort lade ich die Leserinnen und Leser daher zu ‚Buckligen Zeitreisen‘ quer durch alle Epochen ein“, verrät Steinbichler. Gleichzeitig beruhigt er die zahlreichen Fans seiner bisherigen Serie: „Natürlich wird dabei auch immer wieder ein Lost Place besucht – ich habe noch einige auf meiner Liste!“

Älteste Spuren aus vorchristlicher Zeit

Der Mensch erscheint in der Buckligen Welt erstmals in der jüngeren Steinzeit, Steinäxte und andere Fundstücke datieren grob auf das Jahr 3.000 vor Christus. Solche urgeschichtlichen Funde tauchen nur sehr selten auf, etwa bei Lanzenkirchen und Bad Erlach, rund um Zöbern, Krumbach und Hochneukirchen. Nur wenige Spuren aus den Anfangstagen der Menschheit in dieser Region sind heute noch sichtbar, vieles ist nur Eingeweihten bekannt, manches ist und bleibt Spekulation. An einigen Orten kann man aber fündig werden und zumindest die eigene Fantasie auf eine Reise in die Vergangenheit schicken: Sagenhafte Felsformationen wie das Teufelsschlössl bei Lanzenkirchen, der Teufelsstein bei Wiesmath oder das mystische Teufelsbründl in Ofenegg könnten einst heidnische Kultstätten gewesen sein – die spätere „Verteufelung“ dieser Orte ist ein Indiz dafür.

Diese Orte befinden sich heute meist einsam in der freien Natur und können bei schönen kurzen Wanderungen entdeckt werden. Eine solche kann man in Hochneukirchen-Gschaidt zum „Teufelsbründl“ unternehmen. Dieses liegt auf dem Gipfel einer mächtigen, gut zehn Meter hohen Felsformation namens Eckstein, tief im Wald gelegen. Es handelt sich dabei um eine Steinschale im Ausmaß von rund 40 x 40 Zentimetern und mit rund 80 Zentimetern Tiefe, in der immer Wasser steht – auch im trockensten Sommer! Ob sie natürlichen Ursprungs ist oder aus dem Fels gehauen wurde, ist ungewiss. Auf den Felsen und zum Bründl führt eine Rampe, die wie ein begradigter Weg aussieht; daneben klafft ein tiefer Spalt durch den gesamten Felsblock. Fundstücke wie Münzen und Tonscherben könnten von einer – zumindest zeitweisen – Siedlungsstätte zeugen.

Wo der Teufel seine Hände wusch …

Dass es etliche Sagen über den Teufel gibt, ist ein weiterer Hinweis für die Kultplatz-Theorie: Vorchristliche Kultstätten wurden oft verteufelt oder auch – mit Kreuz, Kapelle, Kirche und Heiligen-Sage versehen – vom „neuen“ christlichen Glauben übernommen. Vom Teufelsbründl erzählt man sich, dass der Höllenfürst unter dem Felsüberhang des Ecksteins in der Nacht Schuhnägel geschmiedet habe. Die Leute aus der Umgebung hörten das Hämmern in der Dunkelheit, und ein Mann aus Offenegg soll einst sogar Nachschau gehalten haben. Der Teufel bot ihm glatt Nägel zum Verkauf an, doch der Mann bekam es mit der Angst zu tun, lehnte ab und rannte davon. Nach getaner Arbeit wusch sich der Teufel die Hände im „Bründl“ – bis heute stinkt das Wasser daher wie die Hölle.
Übrigens: Auch in Steinbichlers Kinderbuch „Die Bucklige Weltreise des Fridolin Fux“ kommt das Teufelsbründl vor. Ferdinand Feuersalamander aus der Geschichte hat er nämlich tatsächlich dort getroffen! Als der Fotograf ein paar herbstliche Bilder dieses verzauberten Ortes machen wollte, hat ihn an diesem stillen Ort plötzlich ein Laubrascheln erschreckt. Er drehte sich um – weit und breit nichts. Sollte es hier tatsächlich mit dem Teufel zugehen? Erst bei genauerem Hinsehen hat er dann einen kleinen Feuersalamander entdeckt. Ganz schön viel Schreck für so einen kleinen Kerl – und letztendlich doch keine teuflische Begegnung!

Aufruf
Wenn auch Sie einen historisch interessanten Ort oder ein
verlassenes Gebäude mit spannender Geschichte in der
Buckligen Welt kennen, erzählen Sie uns davon:
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Wir freuen uns über jeden Tipp!

Fotos: Steinbichler