Erich Man­dl ist Geschäfts­füh­rer von „Sooo gut schmeckt …“und berät vie­le Fir­men und Land­wir­te bei der Umset­zung ihrer regio­na­len Geschäfts­ideen / Foto: Mandl

Bote: Regio­na­li­tät ist der­zeit in aller Mun­de. Schon vor­her hat sich der Trend zum Kauf regio­na­ler Lebens­mit­tel abge­zeich­net; nun scheint es, dass sich die­ser Boom noch ver­stärkt hat. Ist die­se Ent­wick­lung auch bei „Sooo gut schmeckt die Buck­li­ge Welt“ spürbar?

GF Erich Man­dl: Regio­na­li­tät ist selbst­ver­ständ­lich bei der Ver­ei­ni­gung „Sooo gut schmeckt…“ spür­bar. Das ist die ursprüng­li­che Inten­ti­on der Initia­ti­ve, der mitt­ler­wei­le 85 Mit­glie­der ange­hö­ren. Das The­ma Regio­na­li­tät hat sich aber in letz­ter Zeit vom Life­style-Gedan­ken zur Über­le­bens­fra­ge ent­wi­ckelt. Der Nah­ver­sor­ger ums Eck, wie es zum Bei­spiel unse­re bäu­er­li­chen Direkt­ver­mark­ter, Flei­scher und Bäcker sind, wer­den seit dem ers­ten Lock­down zuneh­mend anders wahr­ge­nom­men. Eine höhe­re Wert­schät­zung die­ser hoch­wer­ti­gen Pro­duk­te und deren Pro­du­zen­ten ist ein­deu­tig bemerk­bar. Die Nach­fra­ge nach regio­na­len Lebens­mit­teln ist auf jeden Fall gestie­gen. Nichts­des­to­trotz ist die aktu­el­le Situa­ti­on in der Gas­tro­no­mie und bei den Hotel‑, Beher­ber­gungs- und Semi­nar­be­trie­ben sowie ihrer Zulie­fer­be­trie­be dra­ma­tisch und es braucht bal­di­ge Öff­nungs­schrit­te. Model­le wie die Essens­ab­ho­lung, die in die­ser Zeit sehr ger­ne ange­nom­men wird, wer­den uns aber sicher auch in Zukunft als neue Form des gas­tro­no­mi­schen Ange­bots begleiten.

Bote: „Sooo gut schmeckt …“ ist vor mitt­ler­wei­le 19 Jah­ren mit dem Gedan­ken gegrün­det wor­den, die­sen kuli­na­ri­schen, regio­na­len Schatz über eine Platt­form zu ver­mark­ten. Wie gut ist die Ver­ei­ni­gung auf die­se Situa­ti­on vor­be­rei­tet gewe­sen und was kann man dar­aus für die Zukunft lernen?

Man­dl: Vie­le Betrie­be waren sehr gut auf­ge­stellt. Die Direkt­ver­mark­tung hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten ein Nischen­da­sein geführt. Eini­ge Vor­rei­ter haben aber schon in letz­ter Zeit vor­ge­zeigt, dass man mit der Ver­mark­tung regio­na­ler Pro­duk­te erfolg­reich sein kann. Die nun erhöh­te Nach­fra­ge hat aber auch Män­gel offen­bart. Es kommt jetzt ein neu­es Zeit­al­ter der Direkt­ver­mark­tung. Vie­le land­wirt­schaft­li­che Betrie­be haben das bis­her nur im Neben­er­werb betrie­ben. Lei­der ist das The­ma Mit­ar­bei­ter in der Land­wirt­schaft nach wie vor ver­pönt. Vie­les ist daher auf dem Rücken der Bäue­rin aus­ge­tra­gen wor­den, die sich um den gesam­ten Bereich der Direkt­ver­mark­tung geküm­mert hat. Da stößt man schnell an die Gren­zen des Mög­li­chen. Jetzt kommt eine neue Art der Direkt­ver­mark­tung. Es ent­ste­hen Lebens­mit­tel­ma­nu­fak­tu­ren mit regio­na­len Mit­ar­bei­tern, Roh­stof­fen, Pro­du­zen­ten und Pro­duk­ten. Die Direkt­ver­mark­tung wird eine Renais­sance erfah­ren, die gewal­tig ist. Es wer­den dabei vie­le neue Unter­neh­men eine Rol­le spie­len. Schon jetzt sind von zehn Start-ups in Wien acht aus dem Lebens­mit­tel­be­reich. Teil­wei­se wer­den das sicher noch die Bau­ern machen, Groß­teils wer­den es auch Ein­stei­ger von außen sein.

Bote: In der Regi­on gibt es vie­le Land­wirt­schaf­ten mit tol­len Pro­duk­ten, viel­fach schei­tert es aber am Mar­ke­ting. Wie kann man das verbessern?

Man­dl: Wir spre­chen hier ganz klar von einem Bil­dungs­pro­blem. An den Schu­len wird lei­der oft noch nach alten Lehr­plä­nen unter­rich­tet, wo die Pro­duk­ti­on in allen Facet­ten das wich­tigs­te ist, aber die zeit­ge­mä­ße Ver­mark­tung lei­der nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spielt. Wir bräuch­ten schon sehr früh die Fächer „Kon­su­men­ten­kun­de“ bzw. Social Media. Hier ist die Poli­tik auf­ge­ru­fen, drin­gend erfor­der­li­che Anpas­sun­gen durch­füh­ren. Ich sehe das ganz klar: Solan­ge Mar­ke­ting nicht gelehrt wird, wird es auch nicht pas­sie­ren. Im Grun­de geht es immer nur um die eine Fra­ge: Wie tickt mei­ne Ziel­grup­pe, sprich die kauf­kräf­ti­gen Kon­su­men­ten aus dem urba­nen Raum? Wir haben fol­gen­de Situa­ti­on: Rund um die Buck­li­ge Welt gibt es Mil­lio­nen poten­zi­el­ler Kon­su­men­ten, dazwi­schen müs­sen Hun­der­te von Bau­ern auf­ge­ben. Das ist rein ein Bil­dungs- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­blem – sonst gar nichts.

Bote: Und wie macht man es dann richtig?

Man­dl: In den letz­ten Jah­ren sind in der Buck­li­gen Welt bei­spiels­wei­se eini­ge Schau­be­trie­be ent­stan­den. Die Erfol­ge sind bekannt. Die alle haben eines gemein­sam: Sie haben sich mit dem Kon­su­men­ten aus­ein­an­der­ge­setzt, nach dem Mot­to „Aus­lie­fern, nicht ablie­fern“. Wir kön­nen in der Buck­li­gen Welt kei­ne Mas­se pro­du­zie­ren. Wir brau­chen ver­kaufs­fä­hi­ge tol­le Pro­duk­te. Die Men­schen haben Zeit und sind bereit Geld für gute Pro­duk­te aus­zu­ge­ben. Wir müs­sen sie nur mit unse­ren Ange­bo­ten abho­len – mit einem hoch­wer­ti­gen und leist­ba­ren Produkt.

Bote: Sie haben die Start-ups ange­spro­chen, die in die­sem Bereich mit­mi­schen wol­len: jun­ge, dyna­mi­sche Ein­stei­ger, die etwas Neu­es pro­bie­ren wol­len. Ist die­se Dyna­mik im land­wirt­schaft­li­chen Bereich in der Buck­li­gen Welt bereits spürbar?

Man­dl: Abso­lut, es kommt ein ganz fri­scher Wind. Die Land­wirt­schaft im bis­he­ri­gen Sinn wird es in ein paar Jah­ren nicht mehr geben. Es wer­den jene Betrie­be erfolg­reich sein, die mit Per­so­nal umge­hen kön­nen. Ich bin über­zeugt davon, dass es in naher Zukunft vie­le schö­ne, tol­le klei­ne Manu­fak­tu­ren geben wird, auch in der Buck­li­gen Welt.

Bote: Ist Coro­na ein Trei­ber die­ser Dynamik?

Man­dl: Ganz sicher. Ich sehe Coro­na als Rei­ni­gungs­pro­zess und als Pro­zess der Erneue­rung. Vie­les wird ver­schwin­den und das trägt dazu bei, dass etwas Neu­es ent­ste­hen kann. Die Öster­rei­cher geben der­zeit im Schnitt acht Pro­zent ihres Ein­kom­mens für Lebens­mit­tel aus – noch weni­ger geht ja fast nicht. Da ent­steht nun ein Umden­ken und man muss sich nur über­le­gen, was für ein Poten­zi­al da vor­han­den ist, wenn die­ser Wert nur auf zehn oder 15 Pro­zent steigt. Das ist ein unend­li­cher Markt. Mit der aktu­el­len bäu­er­li­chen Struk­tur wer­den wir die Nach­fra­ge aller­dings nicht bedie­nen können.

Bote: Wie sieht denn ein zeit­ge­mä­ßer land­wirt­schaft­li­cher Betrieb aus?

Man­dl: Zeit­ge­mäß ist all das, was einen direk­ten Ver­kauf ermög­licht für einen zufrie­de­nen Kun­den und auch einen zufrie­de­nen Pro­du­zen­ten. Da gibt es ver­schie­de­ne Wege: Eini­ge pro­bie­ren es etwa mit Selbst­be­die­nungs-Auto­ma­ten, ande­re set­zen auf Online-Platt­for­men, um die Regio­na­li­tät direkt zum Kun­den brin­gen. Eine gro­ße Stär­ke der Buck­li­gen Welt ist aber auch ihre Herz­lich­keit und Nähe, die mit ver­kauft wer­den muss. Wir müs­sen den Gäs­ten und Kon­su­men­ten ein Erleb­nis bie­ten, von der Land­schaft bis zur Kuli­na­rik, das dann als Mar­ke im Gedächt­nis bleibt. Dazu gibt es ein­fa­che Stan­dards, die beherrscht wer­den müs­sen, etwa den gesam­ten Social-Media-Bereich. Das muss ein­fach selbst­ver­ständ­lich beherrscht wer­den, weil es heu­te dazugehört.

Bote: Ver­net­zung und eine star­ke Mar­ke, bei­des sind Kern­punk­te von „Sooo gut schmeckt …“ wie wird sich die Ver­ei­ni­gung im Hin­blick auf all die­se neu­en Ent­wick­lun­gen weiterentwickeln?

Man­dl: „Sooo gut schmeckt …“ ist eine gro­ße Fami­lie gewor­den, in der man von den ande­ren lernt. Alle haben klein ange­fan­gen, auch die heu­te gro­ßen Schau­be­trie­be. Vie­le Betrie­be, die heu­te sehr erfolg­reich sind, haben mit uns die ers­ten Geh­ver­su­che gemacht und sind in der Orga­ni­sa­ti­on groß gewor­den. Das Schöns­te ist, dass bei uns jeder den glei­chen Wert hat, vom Hau­ben­koch bis zum klei­nen bäu­er­li­chen Betrieb. Aktu­ell gehen wir ganz stark in Rich­tung Digi­ta­li­sie­rung. Wir sind gera­de dabei, eine neue Home­page zu pro­gram­mie­ren, bei der auch die gro­ßen Social-Media-Platt­for­men eine wich­ti­ge Rol­le spie­len wer­den. Außer­dem wird es eine tou­ris­ti­sche Ver­net­zung geben, da gibt es ein enor­mes Poten­zi­al. Wir set­zen auch auf Wei­ter­bil­dung, bei­spiels­wei­se im Social-Media-Bereich und unter­stüt­zen dabei.

Bote: Stich­wort Digi­ta­li­sie­rung: Was wird da passieren?

Man­dl: Das ist ein­fach ein wich­ti­ges Werk­zeug. Gera­de, wenn es um die Ver­bin­dung von Kuli­na­rik und Tou­ris­mus geht. Ein Bei­spiel: Der Gast kommt in die Regi­on, ist begeis­tert von der Land­schaft und den tol­len Pro­duk­ten, hat die Mög­lich­keit, sich vor Ort mit die­sen ein­zu­de­cken, und wenn dann zu Hau­se das ein oder ande­re regio­na­le Pro­dukt aus­geht, kann er es mit weni­gen Klicks online nach­be­stel­len, zum Bei­spiel bei
gurkerl.at. Wir von „Sooo gut schmeckt …“ sind der­zeit auch dabei, die Pro­duk­te unse­rer Mit­glieds­be­trie­be pro­fes­sio­nell auf die­sen Online-Platt­for­men einzuspielen.

Bote: Nach­dem Regio­na­li­tät ein so wich­ti­ges The­ma ist, wie sieht es der­zeit mit der Nach­fra­ge der Betrie­be aus, bei „Sooo gut schmeckt …“ mitzumachen?

Man­dl: Aktu­ell haben sehr vie­le Betrie­be ihr Inter­es­se bekun­det und wir haben eine gro­ße Auf­nah­me­wel­le. Es wer­den eini­ge dazu­kom­men, die eine Chan­ce in der Ver­mark­tung sehen. Wir haben ein rie­si­ges Netz­werk, waren die Ers­ten, die bei­spiels­wei­se in den Mer­kur-Filia­len ver­tre­ten waren. Daher ist hier nicht die Ver­mark­tung das Pro­blem, son­dern die Fra­ge, ob der Betrieb genü­gend Ware für die Nach­fra­ge hat. Da sind wir wie­der bei dem zen­tra­len Punkt: Das kann künf­tig nur funk­tio­nie­ren, indem man auch in den Land­wirt­schaf­ten auf regio­na­le Mit­ar­bei­ter setzt. Sonst kann man kei­nen Markt bedie­nen und kommt nie­mals über den klei­nen Bau­ern­la­den hinaus.

Bote: Wie kann man bei „Sooo gut schmeckt …“ einsteigen?

Man­dl: Jeder kann sich bei uns mel­den. Wir sind unkom­pli­ziert und jeder ist herz­lich will­kom­men. Ich kann nur jeden dazu auf­ru­fen, die­se Chan­ce zu nut­zen, jetzt ist genau der rich­ti­ge Zeit­punkt dafür. Ein­fach anru­fen unter 02643/701023 oder eine E‑Mail an info@​bucklkorb.​at schi­cken und wir reden über die Mög­lich­kei­ten, die es gibt. In rund zwei Mona­ten erscheint der neue Fol­der. Wer sich bis Ende März mel­det, kann sogar noch in die­ser Bro­schü­re dabei sein und die neu­en Chan­cen nut­zen, die sich jetzt ergeben.