Mit „Sooo gut schmeckt die Buck­li­ge Welt“ und dem dazu­ge­hö­ri­gen Schni­da­hahn wur­de vor 19 Jah­ren eine gemein­sa­me Platt­form für regio­na­le Pro­duk­te geschaf­fen / Foto: „Sooo gut schmeckt…“

Regio­na­li­tät boomt. Was vor Coro­na ein sich lang­sam, aber ste­tig ent­wi­ckeln­der Trend war, dürf­te sich seit einem Jahr rasant wan­deln. Doch ist das wirk­lich so? Die Buck­li­ge Welt ist bekannt für ihre Kuli­na­rik. Wir haben daher bei eini­gen Akteu­ren nach­ge­fragt: „Stimmt das über­haupt?“ Ant­wor­ten dar­auf und was das für die Zukunft bedeu­tet, gibt es auf die­ser Sei­te und im gro­ßen Inter­view auf den Sei­ten 4 bis 5.

Über­all hört, sieht und liest man, dass Regio­na­li­tät seit dem Aus­bruch der Pan­de­mie einen wah­ren Boom erle­be, mehr noch als zuvor. Das müss­te doch über­all dort, wo regio­na­le Pro­duk­te ange­bo­ten wer­den, spür­bar sein. „Als vor einem Jahr der ers­te Lock­down ver­kün­det wur­de, haben sich unse­re Kun­den plötz­lich nicht mehr mit den 20 Deka Auf­schnitt ein­ge­deckt, son­dern gleich zwei gro­ße Stan­gen Wurst gekauft“, erin­nert sich Flei­scher­meis­ter Karl Höl­ler aus Zöbern. Die Nach­fra­ge sei seit­dem sehr gut, er beob­ach­te aber auch eine grund­sätz­li­che Ver­än­de­rung im Kauf­ver­hal­ten: „Das Koch­ver­hal­ten hat sich geän­dert. Es wird mehr boden­stän­di­ges geges­sen – viel­leicht auch des­halb, weil man mehr Zeit zum Kochen hat. Und es wird auch güns­ti­ger gekauft, plötz­lich sind z. B. auch wie­der Inne­rei­en gefragt. Es geht in eine Rich­tung, wie es frü­her war.“ Er sehe auch, dass vie­le Kon­su­men­ten wie­der mehr den direk­ten Kon­takt zum Pro­du­zen­ten woll­ten, um zu wis­sen, woher das, was sie essen, komme.

Abhän­gig­keit bewusst geworden

Ulla Zodl betreibt in Kirch­schlag die „kost.bar“, einen Shop, der sich aus­schließ­lich auf regio­na­le Pro­duk­te spe­zia­li­siert hat. Auch sie hat die­sen Trend deut­lich gespürt. „Vie­len ist die Abhän­gig­keit bei bestimm­ten Pro­duk­ten erst durch Coro­na bewusst gewor­den und umso wich­ti­ger wur­den somit die Res­sour­cen, die wir in der Regi­on haben“, so Zodl.

Neben dem Bedürf­nis, zu erfah­ren, woher das Essen kommt, hat die Unter­neh­me­rin zwei wei­te­re Trends seit Beginn der Pan­de­mie aus­ge­macht. Zum einen bei den Pro­du­zen­ten: „Vie­le Jun­ge sind auf ein­mal auf die­ses The­ma auf­ge­sprun­gen und die mög­li­chen Lie­fe­ran­ten wer­den stän­dig mehr. Sie haben die­se Nische für sich erkannt und teil­wei­se auch die Pro­duk­ti­on umge­baut. So hat bei­spiels­wei­se ein ehe­ma­li­ger Schaf­bau­er sei­ne Land­wirt­schaft kom­plett umge­stellt, sich eine spe­zi­el­le Kuh­ras­se zuge­legt und pro­du­ziert jetzt Milch und Käse“, so Zodl.
Aber auch bei den Kon­su­men­ten merkt sie ein Umden­ken. „Man­che Pro­duk­te gibt es bei uns nicht immer, wie etwa Wach­tel­ei­er, weil die­se im Win­ter nicht gelegt wer­den. Da sto­ßen wir bei unse­ren Kun­den auf gro­ßes Ver­ständ­nis.“ Im Weih­nachts­ge­schäft habe sich auch eine Ände­rung im Kauf­ver­hal­ten gezeigt. Das The­ma Nach­hal­tig­keit sei den Kun­den sehr wich­tig. „Plötz­lich waren, etwa bei der Suche nach Geschen­ken, viel mehr Pro­duk­te gefragt, die man brau­chen kann und nicht ein­fach nur hin­stellt“, so Zodl.

Auch bei den Gro­ßen boo­men die Kleinen

Neben regio­na­len Shops haben auch die gro­ßen Ket­ten den Trend erkannt. So gibt es etwa bei Mer­kur schon seit Jah­ren eine regio­na­le „Buck­li­ge Welt“-Ecke. Allei­ne in Nie­der­ös­ter­reich wird der Rewe-Kon­zern (Bil­la und Mer­kur) von 450 regio­na­len Pro­du­zen­ten belie­fert. „Wir kön­nen auf jeden Fall bestä­ti­gen, dass es eine ver­stärk­te Nach­fra­ge nach regio­na­len Pro­duk­ten sowie nach Bio-Lebens­mit­teln gibt; durch Coro­na hat sich die­se Ent­wick­lung wohl noch ver­stärkt. Seit dem ers­ten Lock­down sind vie­len regio­na­len Pro­du­zen­ten durch die Schlie­ßung der Gas­tro­no­mie und Hotel­le­rie Absatz­märk­te weg­ge­bro­chen – hier haben wir eine Viel­zahl von neu­en Lis­tun­gen in den Regio­nen auf­ge­nom­men“, so Pres­se­spre­cher Paul Pött­scha­cher. Auch in der Buck­li­gen Welt ent­wi­ckelt sich eini­ges. So wird es in Grim­men­stein bald einen neu­en Shop mit regio­na­len Pro­duk­ten geben. Mehr dazu in einer der nächs­ten Ausgaben.

Ulla Zodl hat den Trend auch in ihrem Shop „kost.bar“ in Kirch­schlag deut­lich gespürt/​ Foto: Zodl