Romana und Engelbert Freiler mit den drei Kindern Natalie, Philipp und Maximilian; zwei der insgesamt vier Generationen, die seit einem Jahr damit beschäftigt sind, das coronabedingte Chaos in Schach zu halten / Foto: Freiler

Ein Jahr ist es her, dass die Regierung erste Ausgangsbeschränkungen ankündigte. Die Gesellschaft befindet sich nach wie vor in einem Ausnahmezustand, wir alle schwanken zwischen dem Drang nach Freiheit und den nötigen Schutzmaßnahmen. Der „Bote“ wollte wissen, wie die Stimmung ist, und hat sich dafür ein besonderes Beispiel ausgesucht. Wir haben in einem Vier-Generationen-Haushalt nachgefragt, wie alle Beteiligten die Corona-Situation bisher erlebt haben und damit umgehen.

Freitagnachmittag in der Kirchschlager Katastralgemeinde Lembach: Der Hof von Familie Freiler wird idyllisch in die ersten Frühlingssonnenstrahlen getaucht. Unter den wachsamen Augen von Berner Sennenhund Bella werden wir von Mama Romana (32) begrüßt. Sie ist alleine zu Hause. Die Kinder, Natalie (12), Philipp (10) und Maximilian (5), sind mit Papa Engelbert (34) am hauseigenen Fischteich. Die Großeltern, Engelbert (57) und Elisabeth (58), leben im unteren Stockwerk, ebenso wie der Älteste im Haus.

Uropa Engelbert ist 88 Jahre alt und zählt damit zur Hochrisikogruppe. Seit Ausbruch der Pandemie hat er sich zurückgezogen. Zu den aktuellen Maßnahmen sagt er nicht viel, der Kontakt zu seinen drei Urenkerln findet seit einem Jahr eingeschränkt statt. „Es wird maximal gemeinsam gegessen“, erzählt die Familie. Das zehrt mittlerweile an den Nerven. Man wünsche sich, dass das alles schnell vorbeigehe, meinen die Großeltern, die auf eine baldige Impfmöglichkeit hoffen. Vor Corona beteiligten sie sich aktiv am Ortsgeschehen, das ist jetzt nicht möglich. Zumindest gibt es den Kontakt zu den Enkerln. „Ohne Großeltern könnten wir nicht arbeiten gehen“, erzählt Romana. Da ist es gut, dass es am Hof immer etwas zu tun gibt. Die Kinder haben Spaß, helfen beim Kühe-Melken und Eier-Abnehmen oder spielen einfach nur mit den Katzen.

Motivation schwindet

Treffen mit Freunden oder Verwandten gehen trotzdem ab. Die Motivation durchzuhalten schwindet. „Wir sind allgemein sehr vorsichtig“, erklärt Romana. Sie selbst arbeitet im örtlichen Kindergarten und macht die Ausbildung zur Kindergartenbetreuerin – eine Ausbildung, die sie bereits abgeschlossen hätte, wäre da nicht Corona. Verschobene Praktika hätten alles verzögert. Zeitgleich betreute sie ihre Kinder beim Distance Learning. Die aktuelle Situation fasst sie in einem Wort zusammen: „Chaos“.

Umstellung geklappt

Beim ersten Lockdown sei das noch anders gewesen. In den ersten Wochen war sie zu Hause. Papa Engelbert musste als Forstfacharbeiter zunächst in Kurzarbeit gehen. „Die Umstellung von normal auf Corona haben wir also gut überstanden“, muss Romana fast schmunzeln. Natalie wollte dennoch nach vier Wochen zurück in die Schule. „Das haben wir aber wieder eingestellt. Wenn die Leute wissen, dass die Eltern zu Hause sind, wird man schnell schief angeschaut“, zieht Romana Resümee.

Derzeit ist Präsenz-Unterricht möglich. Die Kinder können aber kaum verstehen, warum für sie unterschiedliche Regeln gelten. Maximilian kann in den Kindergarten gehen, Viertklässler Philipp muss die ganze Woche in die Schule und Natalie hat in der zweiten Klasse der Neuen Mittelschule derzeit einen Zwei-Tages-Stundenplan. Und am Wochenende steht weiterhin Homeschooling am Programm.

Dennoch überwiegt die Freude, wieder in die Schule zu dürfen. Daran ändert auch das regelmäßige Testen nichts. Jetzt hoffen die vier Generationen im Haus auf ein baldiges Ende des „Ausnahmezustandes“ – dann wäre die Freude noch größer.